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Franz Schubert.

Stimmet an die frohen Weisen,
Brausend mit des Jubels Klang!
Schuberts Lied soll Schubert preisen
Mit unsterblichem Gesang.

Mancher Sänger hat gesungen
Von des Lebens Lust und Schmerz,
Keiner hat so hold bezwungen,
So bezaubernd unser Herz.

Ob sein Lied auf Lerchenschwingen
Sonnenhaft entstieg dem Tal,
Ob er's nächtlich ließ erklingen
Klagend wie die Nachtigall:

Immer war sein Herz erhaben,
Nur dem Höchsten zugekehrt;
Nach des Glücks gemeinen Gaben
Hat er selbstlos nie begehrt.

Arm und dürftig war sein Leben,
Ach, ihm war so viel versagt,
Stolz, mit leisem Herzensbeben
Hat er's nur im Lied geklagt.

Oft in seines Stübchens Raume
Saß die Sorge stumm und bleich,
Doch in seinem Künstlertraume
Schuf er sich ein Königreich.

Ungestört vom Lärm der Menge,
In verborgner Einsamkeit
Fing er seine Göttergänge,
Fern vom Götzendienst der Zeit.

Tief ins Dunkel eingesponnen,
Unberührt von Haß und Gunst,
Trank er an des Lebens Bronnen,
Aus dem ew'gen Quell der Kunst.

Und der Quell begann zu rauschen,
Lieder klangen aus dem Schwall,
Und sein Herz begann zu lauschen
Auf den eignen Widerhall.

Heidenröslein hört' er flüstern
Und den Wandrer sieht er gehn.
Sieht am Weidenbusch, dem düstern,
Erlenkönigs Töchter stehn.

Gretchen, wie ein Bild der Gnade,
Spinnt und singt: »Mein Ruh' ist hin!«
Und auf grünem Waldespfade
Kommt die schöne Müllerin.

Mignon sehnt sich nach der Ferne.
Nach des Südens Zauberland,
Und der Harfner grüßt die Sterne,
Ossians Schatten schwebt am Strand. –

Ueberm Wasser tönt der Geister
Sturmgesang und Schicksalsgruß;
Sei lebendig, ruft der Meister,
Gruppe aus dem Tartarus!

Auf des Ständchens holden Reigen
Horcht die Liebe selig stumm,
Aus des Lindenbaumes Zweigen
Klingt's wie aus Elysium.

Eine schwermutvolle Weise
Spielt der Meister, ernst und bang,
Rüstet sich zur Winterreise,
Zu des Lebens letztem Gang.

Spielt und scheidet. Und die Ahnung,
Daß ein großer Meister schied,
Bebt durch jedes Herz als Mahnung
Bei dem Klang von seinem Lied.

Stimmet an die hohen Weisen
Brausend mit des Jubels Klang!
Schuberts Lied soll Schubert preisen
Mit unsterblichem Gesang.


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