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Meiner Mutter

(zum siebenzigsten Geburtstage).

Du gabst das Leben uns mit Schmerzen,
Du hast in mancher dunklen Nacht
Mit deinem treuen Mutterherzen
Für uns gebetet und gewacht.

Du sahst die Töchter früh erbleichen
Und sinken in den bittern Tod,
Du schmücktest ihre jungen Leichen,
Und was du littest, weiß nur Gott.

Es sank ein grenzenloser Jammer,
O Mutter, auf dein heilig Haupt,
Du weintest stumm in deiner Kammer
Und doch hast du an Gott geglaubt.

O sieh! aus dunklen Finsternissen
Lacht wieder hell der Sonnenschein,
Die Nachtgewölke sind zerrissen,
Du bist noch unser – wir sind dein!

Dein Schmerz ist wie ein Traum von gestern
Aus Leid wird Lust, aus Sturm wird Ruh';
Und statt der frühgeschiednen Schwestern
Führt dir dein Sohn die Gattin zu.

Du großes Herz, gib uns den Segen!
Ich weiß ja, daß dich Gott erhört,
Du bist der Stern auf unsern Wegen,
Der jeden bösen Stern beschwört.

Es glüht die Seele mir wie trunken
Und jubelt, wenn sie dein gedenkt;
Es glüht der heil'ge Gottesfunken,
O Mutter, den du mir geschenkt.

Oh, laß mich deiner würdig werden!
Das sei mein Stolz, das sei dein Lohn,
Das sei mein höchstes Glück auf Erden:
Was ich auch bin – ich bin dein Sohn!