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Erblands Huldigung.

(Festprolog der Austria zur Feier des sechshundertjährigen Jubiläums des Hauses Habsburg in den österreichischen Erblanden, am 27. Dezember 1882 gesprochen im Landestheater zu Linz an der Donau.)

Seid mir gegrüßt in dieser heil'gen Stunde,
Die Gott gehört, dem Kaiser und dem Reich,
Willkommen! ruf' ich mit glücksel'gem Munde,
Wie eine Mutter tret' ich unter euch.

O meine Kinder, horcht und laßt euch sagen,
Was meine Seele wie ein Traum durchzieht;
Ein Königsmärchen ist's aus alten Tagen,
Ernst wie die Wahrheit, lieblich wie ein Lied.

Und es geschah vor sechsmalhundert Jahren,
Da blutete vor Haß und Weh die Welt,
Doch freudig kam der Mann des Heils gefahren,
Rudolf von Habsburg, unser teurer Held.

Verkünd' ich neu, was alte Lieder loben?
Sein Herz war rein, und stark war seine Hand,
Vom Schicksal auf den Kaiserthron erhoben,
Mit Sieg gekrönt betrat er unser Land.

O schönster Tag! da schlugen tausend Herzen,
Da ward es licht nach langer, dunkler Nacht,
Da schwieg der Kampf, da heilten blut'ge Schmerzen,
Und neu erblühte Oesterreichs alte Macht.

Nun war für uns ein freudiger Trost gefunden
Nach langem Leid um Babenbergs Geschlecht,
Das allzufrüh und glorreich uns entschwunden,
Rudolf von Habsburg schirmte unser Recht.

Nun schmückten wir mit Tannengrün die Häuser,
Der Herold blies, die Glocke klang vom Turm,
Und alles rief: »Erhalte Gott den Kaiser,
Er ist ein fester Fels in jedem Sturm!

Er ist ein Schwert, das wacht ob unsern Wegen,
Er schützt die Straße, er befreit den Strom,
Er trifft den Frevler mit gewaltigen Schlägen,
Er ist gerecht und weise, er ist fromm.« –

So jauchzten wir. Was wir begeistert riefen,
Das wälzte sich hinab am Donaustrand,
Das zog dahin durch aller Täler Tiefen,
Das stieg empor zum höchsten Alpenland.

Zu Augsburg aber in der Fürsten Kreise,
Da saß der Kaiser, gnädig rief er aus:
»Ich will, daß Oestreich nimmermehr verwaise.
In Ewigkeit erhalt' ich's meinem Haus!

Albrecht und Rudolf, meine tapfern Söhne,
– Grau ist mein Haupt, doch euer Arm ist stark –
Kommt, daß ich euch mit Oesterreich belehne,
Mit Steier, Krain, mit Görz, der wind'schen Mark.«

So sprach der Fürst und seine Söhne sanken
Aufs Knie vor ihm, von dem Panier berührt,
Dann sprach der Kaiser: »Laßt uns alle danken
Dem ew'gen Gott, der uns zum Heil geführt.«

So ist's geschehn. – Darf ich den Schleier heben?
Soll ich euch zeigen, was schon längst entschwand?
Uraltes Bild, steig auf zu neuem Leben!
Erfreue Oesterreichs Volk und Oesterreichs Land.!

So war für uns ein neues Glück gefunden,
In alle Fernen Habsburgs Ruhm erklang.
Jahrhundert auf Jahrhundert ist entschwunden,
Allmächtig ging die Zeit den großen Gang.

Altöstreich ließ den Ehrenschild nicht rosten,
Im Friedenstausch ward Land zu Land gesellt,
Zum stolzen Reich erwuchs die Mark im Osten,
Und Karl der Fünfte war der Herr der Welt.

Auch Prüfung kam und bittre Not der Zeiten,
Es loderte des Krieges Fackel heiß,
Der Perle gleich, um die die Besten streiten,
War Oesterreich der vielumworbne Preis.

Und eine Frau, die beste auf dem Throne,
Im Königskleid, ihr Knäblein auf dem Arm,
Im Glanz der Schönheit und im Stolz der Krone,
Trat vor uns hin, und jedes Herz schlug warm.

Maria Theresia, voll des Geistes Stärke,
Schuf neu das Reich und gab ihm Glück und Glanz,
Und Josefs, ihres großen Sohnes Werke
Umflicht der Menschheit schönster Ehrenkranz.

Und wieder sank hinunter ein Jahrhundert,
So wechselvoll an Tat und Lust und Leid,
Und tief bewegt und staunend und verwundert
Erkennen wir das Bild der eignen Zeit.

Auch sie ist groß! Denn aus gewaltigen Wehen
Ging sie hervor und trat ins goldne Licht,
Und manches gute Werk wird noch geschehen,
Es ist die Zeit der Wahrheit und der Pflicht.

Steig auf, o Bild, im Schmuck der grünen Reiser,
Weil wir zur Huldigung hier versammelt sind:
Es segne Gott Franz Josef, unsern Kaiser!
Heil diesem Lande, seinem Herzenskind!


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