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16. Der Besuch in der Villa

Nun war alles wieder wie vordem, nur daß die schöne Aussicht fehlte, alles, was Eva lernte und einheimste, nicht mehr für ihren lieben Vater verwenden zu können, daß das Heim, an dem ihr ganzes Herz hing, für sie aufgehört hatte.

Nach einigen Wochen schrieb Frau Schmieder und benachrichtigte ihrem Versprechen gemäß Herrn Dunker, daß sich trotz allen Suchens und Forschens von Seiten ihres Mannes kein Testament gefunden habe, und daß das Gericht, wie es vorauszusehen war, ihr als der leiblichen Schwester des Herrn Belzer den Nachlaß zugesprochen habe. Derselbe sei nicht bedeutend, doch wollten sie ein übriges tun und der Pflegetochter einige hundert Mark davon zukommen lassen, damit sie in den Stand gesetzt würde, sich damit Kenntnisse irgendwelcher Art anzueignen, die sie befähigen würden, für sich selber zu sorgen.

Dunkers hatten einen ähnlichen Brief erwartet und waren nicht überrascht durch denselben, sprachen auch nicht weiter mit Eva darüber, um sie nicht aufs neue aufzuregen. Da Eva gut veranlagt war und sehr gute Zeugnisse von der Schule aufzuweisen hatte, so zeigte sie große Lust, ihr Examen zu machen. Es wurde also dafür gesorgt, daß sie den Winter dazu verwandte, ihre Kenntnisse aufzufrischen, nachzuholen, was etwa versäumt war, besonders in Sprachen, um dann Ostern in ein Seminar eintreten zu können. Tante Alice bot dazu freundlich die Hand. Sie wollte sie auch im Französischen vornehmen und lud die jungen Mädchen ein, am Mittwoch eine Stunde früher zu kommen, um auch hierin Eva zu fördern. Georg und Heinz erboten sich, sie immer treulich abzuholen, wenn es später dunkel werde. Der gütige Pfarrer aber erklärte, sie im Winter zurückfahren zu lassen, namentlich bei schlechtem Wetter.

Edgar und Otto waren Michaelis in die Residenz gekommen, vor ihnen hatte Eva sich geradezu gefürchtet, da besonders der Älteste immer Mittel und Wege suchte, sie zu belästigen. Herr Hemsing war in die Universitätsstadt zurückgekehrt, um dort sein zweites Examen, zu dem er daheim fleißig gearbeitet hatte, zu machen.

Es war Ende Oktober, das Wetter hatte sich noch fast sommerlich gehalten. Nach den um diese Zeit üblichen Frühnebeln brach täglich die Sonne durch und erfreute die Menschen mit ihren wärmenden Strahlen. Eva und Gretchen befanden sich wieder einmal auf dem Wege nach Langendorf. Als sie an der Villa vorübergingen, blieben sie einen Augenblick am Garten stehen und bewunderten das vielfarbige Laub der Bäume und Sträucher. Sie hatten die alte Dame nicht bemerkt, die in der warmen Oktobersonne langsam und gebückt auf- und abging. Frau Röder aber hatte sie gesehen und winkte mit der Hand. Sie standen unschlüssig da, wußten nicht, wie es gemeint sei, da kam die Unbekannte dicht ans Gitter heran und sagte:

»Ich glaubte immer, die jungen Damen, die sich im Sommer meiner so freundlich annahmen, würden mich einmal wieder besuchen und sich nach der alten, einsamen Frau umsehen. Aber die Jugend mag sich nicht gern mit dem Alter befassen.«

Die Mädchen schwiegen ein Weilchen, als wüßten sie nicht, was darauf antworten. Endlich faßte Gretchen Mut.

»Wir wären gern einmal gekommen, gnädige Frau, aber wir wußten nicht, ob wir es wagen dürften, da Sie uns nicht aufgefordert hatten, wiederzukommen.«

»Ich würde es sehr gern sehen, wenn Sie einmal zu mir kommen möchten, d. h. wenn Ihre Eltern es erlauben.«

»Sie werden nichts dagegen haben. Wenn Sie erlauben, gnädige Frau, werden wir in den nächsten Tagen einmal kommen.«

»Ich bitte darum, es wäre mir lieb, wenn es schon morgen sein könnte.«

Sie nickte ihnen freundlich zu, nahm besonders Eva scharf ins Auge, vielleicht weil sie in tiefer Trauer war, und sah ihnen nach, solange sie konnte.

Die Mädchen waren ganz erfüllt von der Liebenswürdigkeit der älteren Dame und freuten sich auf den morgenden Tag, wo sich ihnen, wie sie hofften, die Herrlichkeiten der Villa und des schönen Gartens erschließen sollten.

In Langendorf wurden sie, wie immer, freundlich empfangen. Tante Alice bot stets des Interessanten so viel, daß die Stunden wie Minuten verrannen. Etty nahm natürlich an allem teil. Gegen Eva waren alle Mitglieder des Hauses doppelt liebevoll. Sie hatte etwas Rührendes in ihrer Trauer. Das silberhelle Lachen war verschwunden, um die Lippen lag ein wehmütiger Zug, in den schönen, lebhaften Augen standen oft Tränen, wenn ihr Leid berührt wurde. Es wußte ja niemand, wie schwer es ihr wurde, sich in ihr ganz verändertes Leben zu finden, so ganz von Dunkers abhängig zu sein, obwohl diese es sie in keiner Weise empfinden ließen.

Ganz überrascht waren die Eltern, als sie ihr Erlebnis mit der alten Dame erzählten. Sie hatten durchaus nichts dagegen, daß sie der Einladung folgten, nur bat der Vater, sich nach dem Namen der Unbekannten zu erkundigen, den sie bis jetzt noch nicht erfahren hatten. Die Mutter aber verspürte Lust, die jungen Mädchen abzuholen und der Dame gleichzeitig einen Besuch zu machen. »Dann entschließt sie sich vielleicht«, meinte Frau Maria, »auch uns zu besuchen und aus ihrer Einsamkeit sich herauszuwinden.«

Am anderen Tage konnten die jungen Mädchen kaum den Nachmittag erwarten. Endlich war die Uhr so weit vorgeschritten, daß sie gehen durften. Als sie an der eisernen Gartenpforte klingelten, kam die Dienerin mit einem großen Schlüssel und öffnete.

»Es ist recht«, sagte sie freundlich, »daß die jungen Damen meine alte Herrin einmal besuchen. Sie hat hier in der Stadt keinen Menschen, der zu ihr kommt. Gehen Sie nur die Stufen da hinauf durch die offene Glastüre, Frau Röder ist im Gartensalon.« Die Mädchen kannten den Eingang schon vom Sommer her, doch da kam Frau Röder, so hatte die Dienerin sie eben genannt, schon. Sie streckte ihnen die magere, gelbe Hand entgegen und sagte: »Es ist schön, daß Sie Ihr Versprechen halten, nun kann ich heute einmal wieder meinen Tee in Gesellschaft trinken, was ich in vielen Jahren nicht getan.« Gretchen wagte zu fragen: »Haben Sie gar keine Verwandten?«

»Ich habe niemand auf der Welt.«

Eva wollte ausrufen: »Gerade wie ich.« Aber sie besann sich, daß Gretchen es mit Recht für undankbar halten würde, da sie doch mit solcher Liebe in dem Familienkreis aufgenommen war, und schwieg.

»Sind Sie Schwestern?« fragte die alte Dame plötzlich. Sie verneinten es.

»Ich konnte es mir wohl denken, da die eine der jungen Damen in Trauer ist, die andere nicht.«

»Mein lieber Vater ist vor einigen Wochen verstorben«, sagte Eva leise, und große Tränen traten in ihre Augen.

»Sie armes Kind! Aber die Mutter lebt doch noch?«

»Sie ist ein Jahr früher heimgegangen.«

»O, dann sind Sie eine Waise.«

Sie nickte stumm, fügte aber gleich hinzu: »Gretchens Eltern haben mich in ihren Familienkreis aufgenommen.«

»Das ist prächtig. Es müssen gute Menschen sein, Ihre Eltern.« Da Frau Röder merkte, daß es Eva schwer war, von ihrem Kummer zu sprechen, so brach sie ab und sagte den jungen Mädchen, daß sie ihnen später Haus und Garten zeigen wolle. Sie klingelte, und alsobald erschien Betty und brachte ein Brett mit Tee und Kuchen, schenkte ein und bat die jungen Mädchen, sich zu bedienen.

»Heute wird es Frau Röder besser munden als gewöhnlich, in Gesellschaft schmeckt es allemal besser«, sagte Betty und nickte ihrer Herrin freundlich zu.

»Ein braves Mädchen, das mir schon viele Jahre treu dient«, bemerkte diese, als Betty gegangen war. »Ich wollte nur, meine Betty hätte auch mitunter etwas Gesellschaft, es will ihr oft gar so einsam werden.«

»Ei«, meinte Gretchen, »wir haben ein älteres, gutes Mädchen und wohnen ganz in der Nähe, da könnten die beiden sich ja nur bekannt miteinander machen.«

»Sagen Sie ihr doch, daß sie meine Betty am Sonntag besucht, es wäre mir sehr lieb, wenn sie eine Bekannte hier fände«, worauf Gretchen erwiderte, daß Rieke es gern tun würde, es würde ihr sehr recht sein, eine Gleichaltrige zu finden, da es in der Nachbarschaft nur junge Mädchen gäbe.

Als der Tee getrunken war, begab man sich zunächst in den Garten. »Es dunkelt zeitig, und ich darf mich nicht der Abendluft aussetzen«, sagte Frau Röder.

Eva bot der alten Dame ihren Arm, den sie dankbar annahm. Sie zeigte ihnen alle die hübschen Blumenanlagen und ausländischen Gewächse, den Teich mit den beiden Schwänen darauf, holte aus ihrer Handtasche Semmel, mit denen die beiden Mädchen die Schwäne fütterten, und schien sich offenbar zu freuen über den Spaß, den es ihnen machte.

»Wir haben gar nicht geahnt, daß es etwas so Schönes bei Ihnen im Garten gäbe, gnädige Frau«, sagte Eva, deren Züge wieder den alten, belebten Ausdruck annahmen, den sie früher hatten.

»Ich habe es gewußt«, versetzte Gretchen, »Vater hat manchmal davon erzählt, wenn er bei Herrn von Henning war.«

»Kannte Ihr Herr Vater meinen Vetter?« fragte die alte Dame.

»Ja, ein wenig, weil wir Nachbarn waren. Vater ist einige Male bei ihm gewesen, um sich den schönen Garten anzusehen, bei uns war Herr von Henning nie.«

Während Gretchen sprach, beobachtete Frau Röder immer Eva, wie sie die Schwäne fütterte und sich dabei in einer Anmut bewegte, die jedem gefallen mußte. Sie prüfte auch ihre Züge, Augen und Haare, es war, als ob die Gestalt Erinnerungen in ihr erweckte, die sie nicht zu bannen vermochte.

Als die Semmel verfüttert war, ging man weiter. Die schönen Obstbäume waren schon ihrer Früchte beraubt, Frau Röder erzählte, daß sie eine reiche Ernte gehabt habe und die Obstkammer gefüllt sei. »Wie gerne wollte ich abgeben, wenn ich wüßte an wen! Ich habe keine Verwandte, keine Freunde.«

»Auch keine Freunde?« fragte Gretchen verwundert.

»O, wir haben so viele!«

»Ich habe mich seit Jahren ganz von der Welt zurückgezogen, bin auch nicht so gewesen, daß mich die Leute gern haben konnten. Jetzt ist es zu spät.« Sie sagte das wieder mit einem so traurigen Gesicht, daß es den jungen Mädchen ans Herz ging und Gretchen ausrief: »Vielleicht könnte meine Mutter Ihre Freundin werden.«

Eva, die nichts darauf zu erwidern wußte, aber ebenso wie Gretchen fühlte, hatte unbemerkt nach der Hand der alten Dame gegriffen und sie leise gedrückt, was diese mit einem gleichen Druck erwiderte, sie ansah und sagte: »Ein gutes Kind.«

Nun bewunderte man die herrlichen Dahlien, die in entzückenden Farben und den verschiedensten Art sich ihren Augen darboten.

»Wer hält nur den schönen Garten in Ordnung, wer pflanzt, gießt und besorgt dies alles?«

»Ich habe einen Gärtner angestellt, der immer kommt, wenn es nötig ist. Außerdem habe ich eine Gartenfrau, und meine Betty hilft getreulich.«

Es war nicht wie bei Dunkers, wo alle nicht ganz notwendigen Ausgaben vermieden wurden. Da galt es, selbst Hand anlegen, davon wußte Gretchen zu reden, die im Frühling tapfer mit der Mutter Gartenarbeit machte.

Plötzlich ließ Frau Röder sich erschöpft auf einen Gartenstuhl nieder. »Es wäre zu viel für mich«, sagte sie. »Mein Versprechen, Ihnen die Villa zu zeigen, kann ich leider heute nicht erfüllen, da müssen Sie schon ein anderes Mal wiederkommen.«

»Das tun wir gern, wenn Sie es uns erlauben«, riefen beide wie aus einem Munde.

Dann erboten sie sich, die alte Dame bis ans Haus zu führen. Sie nahmen sie sorgsam unter den Arm und geleiteten sie in den Gartensalon, wo sie köstliche Früchte vorfanden, die zur Erquickung bereit standen.

»Was Sie nicht essen, nehmen Sie mit, meine jungen Freundinnen. Sie haben doch Brüder?« »Ja, zwei.«

»Ich vermute, ich kenne sie. Zwei sind mir aufgefallen als wohlgesittete, höfliche junge Leute, die mich nicht nur grüßten, wenn sie mich im Garten sahen, sondern auch dem ungezogenen Treiben anderer, roher Jungen wehrten. Betty sagte mir, daß es Söhne seien eines Herrn Dunker hier in der Nachbarschaft. Man merkt bald die gute Erziehung, auch an Ihnen, meine lieben Mädchen.«

Beide erröteten ob dieses Lobes und freuten sich, Georg und Heinz etwas mitbringen zu dürfen. Da die Mutter verzog zu kommen, so nahmen sie an, diese sei durch Besuch verhindert worden. Sie machten sich darum auf zu gehen, da die alte Dame, gar nicht an Gesellschaft gewöhnt, müde und erschöpft aussah.

Sie bestellten der Mutter, daß Frau Röder sich freuen würde, sie einmal bei sich zu sehen. Diese beschloß, einen Besuch bei der Dame baldigst auszuführen, denn sie glaubte gewiß, daß es derselben nur zuträglich sein konnte, sich allmählich wieder an Geselligkeit zu gewöhnen. So war der erste Anfang gemacht zu einer Bekanntschaft zwischen der Villa und dem Dunkerschen Hause.

Die jungen Mädchen konnten gar nicht genug erzählen von der Güte der alten Dame und von dem wunderschönen Garten. Frau Maria freute sich, wie belebt Eva war durch diesen Besuch, so hatte sie sie seit des Vaters Tod nicht wieder gesehen. Wie fröhlich teilte sie das Obst unter die Brüder, denen sie mit schelmischem Lachen die schönen Äpfel überreichte mit den Worten: »Dies ist die Belohnung für euer höfliches, wohlgesittetes Betragen gegen die alte Dame.«

Sie schmunzelten wohlgefällig dazu und riefen Gertrud, die auch davon haben sollte, wenn sie auch nicht gerade zu den höflichen Schülern gehört hatte. –

»Frau Röder, Sie haben heute ein ganz andres Gesicht als sonst«, sagte Betty am Abend. »Die Stirn ist freier, das Auge klarer, um den Mund spielt nicht immer solche Wehmut.«

»Es hat mir wohlgetan, einmal wieder mit anderen Menschen in Berührung zu kommen.«

»Hab ich Ihnen das nicht gleich gesagt, Sie müßten mehr unter Menschen gehen und nicht immer grübeln über Dinge, die nicht zu ändern sind.«

»Die aber anders hätten sein können. Hätte ich damals – wäre ich damals nicht wie von Sinnen gewesen – ich hätte ja das erbarmungswürdige, kleine Wesen annehmen müssen; wo ist es geblieben, wer hat es erzogen?«

»Wir müssen doch hoffen, daß die gute Dame, die es brachte, es behalten hat.«

»Das ist die große Frage. Hat sie selbst viele Kinder gehabt, so hat sie es in ein Waisenhaus getan, wo es vielleicht längst gestorben ist, oder es muß sich, wenn es groß geworden ist, in der Welt herumplagen, um sein Leben zu fristen.«

»Wenn wir wenigstens den Namen von der Dame wüßten, die das Kind gebracht hat.«

»Den hat sie mir auch nicht gesagt. Es hatte ja keinen Zweck, denn nach dem, was sie mit eigenen Ohren hörte, wußte sie ganz genau, daß Sie nichts von dem Kinde wissen wollten, und daß Sie nie daran denken würden, Ihre Ansichten zu ändern.«

»Es hat allerdings viele Jahre gewährt, bis ich meine Ansichten geändert habe. Es sind bald 17 Jahre und ich habe nie Gewissensbisse empfunden, bis ich vor zwei Jahren eine Predigt gehört, die mich erschüttert hat, die mir mein ganzes Unrecht, das nicht wieder gut zu machen ist, aufgedeckt hat. Du weißt ja alles, Betty.«

»Ja gewiß, ich weiß es«, sagte diese seufzend. »Ich habe schwere Tage mit Ihnen durchgemacht.«

»Und weißt du, Betty, eine von den jungen Mädchen erinnert mich immer an meine Tochter, die in dem Alter ähnlich aussah.«

»Sie haben recht, Frau Röder, ich habe es auch gefunden. Aber es kommt ja mitunter vor, daß Menschen, die sich nichts angehen, Ähnlichkeit haben. Man könnte ja aber nicht wissen –«

»Es ist ganz ausgeschlossen, so etwas nur zu denken. Die Kleine trauert augenblicklich um ihren Vater, der kürzlich gestorben, die Mutter ist vor einem Jahr heimgegangen, hat sie mir erzählt. Aber liebhaben kann ich das Kind um seiner Ähnlichkeit willen mit meiner Tochter. Liebhaben will ich sie, um damit etwas gutzumachen, was ich an der Enkelin versäumt habe. Weißt du denn nicht mehr, aus welcher Stadt sie kamen?«

»Das habe ich in der Aufregung auch nicht gefragt oder vergessen. Es mußte irgendein Städtchen in der Nähe von Berlin sein.«

»Es kamen ja auch zwei Herren daher, die mir Geld abforderten für das Begräbnis meiner armen Tochter. Sagten sie nicht, woher sie kamen?«

»Sie haben es vielleicht gesagt, aber Frau Röder waren so zornig, holten das Geld und warfen es mir zu, daß ich froh war, als ich es den Herren gegeben hatte und sie los war.«

»Gab es denn keine Quittung?«

»Danach haben Sie mich schon so oft gefragt und mich geängstigt. Ja, sie haben mir so ein Papier in die Hand gegeben, wo es aber geblieben, ahne ich nicht. Ich wagte nicht, damit zu Ihnen zu gehen und glaube, ich habe es zerknittert und ins Feuer gesteckt. Nun quälen Sie mich unablässig damit, und damals haben Sie mich so geängstigt mit Ihren Zornausbrüchen, daß ich am liebsten fortgelaufen wäre!«

»Habe nur Geduld mit mir armen Frau, gute Betty, ich bin dir ja so dankbar, daß du bei mir ausgehalten hast, was hätte ohne dich aus mir werden sollen. Jetzt geh, hole mein Abendbrot, ich will mich dann schlafen legen.«

Betty tat, wie ihr befohlen, aber die alte Dame nippte nur davon, saß lange gebeugt da und grübelte.


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