Hermann Heiberg
Todsünden
Hermann Heiberg

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Und wieder einen Tag später in der Dämmerungsstunde saß die Pastorin an dem Bette ihres Mannes und hörte mit tiefbeschwertem Herzen, was aus seinem Munde drang.

»Kräfte, Kräfte – Lene, fehlen mir! Bitte, reiche mir einen Schluck Wasser.«

»Soll ich nicht etwas Wein hineinthun?«

Der Kranke schüttelte den Kopf. »Ich mag nicht. Nichts schmeckt, nur Durst habe ich, immer Durst nach Wasser. Ah,« stieß er heraus und ließ erschöpft das Haupt in die Kissen fallen, nachdem die Pastorin ihm das Verlangte eingeflößt. Und dann schlossen sich seine Augen. Aber zugleich streckte er zärtlich die Hand nach ihr aus.

»Mein guter Mann!« flüsterte die Frau liebevoll und ergriff die ihr dargebotene Rechte. Schwere Thränen tropften aus ihren Augen. Eine stumme Dankgebärde war es von seiner Seite gewesen, aber auch ein Drang, ihr seine Liebe an den Tag zu legen.

Und später öffnete sich die Thür, und die kleine Lene schob sich, leise auftretend, herein.

»Papa Gute Nacht sagen,« ging's aus dem Munde des Kindes.

Aber die Frau wehrte der Kleinen mit sanfter Bewegung, zog sie zu sich empor und ging mit ihr in eine entferntere Ecke des Zimmers.

»Papa schläft, mein süßes Kind, wir dürfen ihn nicht wecken! Ich werde ihm erzählen, daß Du da warst.«

Lene nickte. »Papa immer krank! Papa soll mit mir spielen,« klagte sie traurig. Aber einem stark entwickelten Ordnungssinn folgend, glitt sie von dem Schoß der Mutter herab und nahm das Blatt einer Blume auf, das am Boden lag. Sie legte es in ihrer Mutter Hand und fuhr fort:

»Wann steht Papa wieder auf, Mama, bald?«

Da überkam die Frau der Schmerz.

Am Mittag hatte ihr der Arzt gesagt, daß er kaum verstehe, daß der Kranke bei so schwachem Puls noch lebe. Ein rasendes Fieber, das Höppner nach einer Erkältung erfaßt, hatte alle seine Kräfte verzehrt und ihm jegliche Widerstandsfähigkeit geraubt.

»Weshalb weinst Du?« forschte nun Lenchen mit weinerlicher Stimme und schmiegte sich ängstlich an die Brust der Bedrückten. Und unter leisem Schluchzen flüsterte die Pastorin:

»Ich bin traurig, weil unser Papa so krank ist, mein süßes Lenchen. Wir wollen heut abend beten, daß ihn der liebe Gott bald wieder gesund macht.«

Das Kind nickte eifrig. »Ja, ich will für Papa und für die weiße Henne beten. Sie hat noch immer ihr schlimmes Bein. Sie schrie, als Trine sie auf den Schoß nehmen wollte.«

Die Frau drückte in abermaliger, übermächtiger Rührung das Kind ans Herz und setzte es sanft auf die Erde hinab. »Komm, ganz leise, geh nun wieder nach vorn und bitte Fräulein Carin, daß sie Dir Deine Puppe anziehen hilft, und nachdem mußt Du ein wenig lernen, Lenchen, das Einmaleins!«

»Soll ich es Papa hersagen, wenn ich es kann?«

»Gewiß, Lenchen, dann wird er um so eher gesund!«

Das Kind horchte vergnügt auf und trippelte aus dem Gemach.

Nach einer Weile öffnete Fräulein Carin die Thür und fragte, ob Frau Höppner ihren Mann verlassen könne. Es seien mehrere Personen da, die sie zu sprechen wünschten.

Die Frau trat an das Bett des Kranken, vergewisserte sich, daß er noch schlief, und folgte dann dem an sie ergangenen Rufe.

Sie fand neben Frauen aus dem Dorfe, die nach des Pastors Befinden fragten, vornehmlich aber andere Anliegen hatten, und denen sie in ihrer entschiedenen, aber stets hülfbereiten Weise Rat erteilte, auch Frege von Falsterhof auf dem Flur. Da sie mit ihm länger zu sprechen wünschte, rief sie ihm freundlich grüßend zu: »Gehen Sie nur in meines Mannes Zimmer, Frege, ich komme gleich, und wir können dann in Ruhe reden.« Aber er blieb wartend stehen und trat erst, nachdem die übrigen sich entfernt hatten, mit der Pastorin in das erwähnte Gemach.

»Nun, mein guter Frege? Was haben Sie?« hub die Pastorin, nachdem beide sich gesetzt hatten, an und legte, wie meist beim Plaudern, die gefalteten Hände auf die Brust. »Sie wollen wohl etwas von Frau Cromwell hören? Oder haben Sie selbst Nachricht?«

»Nein, ich komme wegen etwas anderem. Ich kann nicht mehr auf Falsterhof bleiben. Es geht mir am Ende doch ans Leben. Wenn ich auch ihm, Herrn von Brecken, gegenüber so gethan habe, als ob mir Leben oder Sterben gleich wäre, man will doch nicht wie ein Hund totgeschlagen werden!«

»Na, was sind denn das wieder für Sachen,« stieß die Pastorin erschrocken heraus. »Soll man denn nie vor dem schrecklichen Menschen zur Ruhe kommen? Erzählen Sie, was geschehen ist, Frege –«

In diesem Augenblick erfolgte eine Störung. Die Magd erschien und meldete, daß Herr von Brecken da sei. Er wolle sich nach des Herrn Pastors Befinden erkundigen und bitte auch in anderer Angelegenheit die Frau Pastorin sprechen zu dürfen.

Die Frau schwankte, was sie thun solle. Frege um Breckens willen ungehört abfertigen, konnte ihr nicht beifallen. Ihre gerade Natur machte niemals Standesunterschiede, auch regte sich in ihr eine natürliche Neugierde, Näheres von Frege zu erfahren. So entschied sie sich denn rasch, hinauszugehen, um Tankred mit kurzen Worten abzufertigen.

Während sie jedoch der ihr voranschreitenden und die Thür offenlassenden Magd folgte, erblickte der auf dem Flur harrende Besucher gerade denjenigen Mann in dem Gemach des Pastors, um dessen willen er vornehmlich heute seinen Gang angetreten hatte. Aber Tankreds Mienen verrieten nichts; mit unbefangenster Artigkeit trat er auf die Pastorin zu und richtete, schon während sie ihm in die Wohnstube voranschritt, äußerst teilnehmende, ihren Mann betreffende Fragen an sie. Nachdem dies geschehen, nahm die Pastorin das Wort und sagte, nicht ahnend, daß Tankred wisse, wer bei ihr sei:

»Ich habe Besuch, den ich nicht fortsenden kann, aber ich wollte Sie doch für einige Minuten wenigstens empfangen. Zunächst eine Frage: Bestätigt es sich, daß Sie sich mit Fräulein von der Linden verlobt haben? Man sagt so!«

Tankred nickte. »Ja, Frau Pastorin; es war neben dem Wunsche, mich nach des Herrn Pastors Befinden zu erkundigen, der Zweck meines Erscheinens, Ihnen persönlich das für mich so glückliche Ereignis mitzuteilen. Haben Sie Nachricht von meiner Kousine? Wissen Sie, wann sie nach Falsterhof zurückkehrt? Ich war gestern dort, aber kam über einen ärgerlichen Zwischenfall gar nicht dazu, Frege zu fragen. Denken Sie – und auch das wollte ich zur Vermeidung thörichter Aussprengungen Ihnen sagen, – der Mensch lehnte sich in so ungebührlicher Weise gegen mich auf, daß ich ihn züchtigen mußte. Ich erhielt durch einen Zufall Kenntnis von allerlei Schleichereien seinerseits und einem ganz unerhörten Eingreifen in meine persönlichen Angelegenheiten. Er hat neulich bei seiner Anwesenheit auf Holzwerder das mir von Theonie ausgefüllte Schriftstück – Sie wissen, die Abtretungsakte, die ich Herrn von Tressen vorlegen wollte, – an sich genommen und kopiert und weigerte sich, mir die Abschrift herauszugeben. Es wird wahrlich nicht in dem Willen meiner Kousine liegen, besonders nicht, nachdem wir dauernd Frieden geschlossen, daß ihr Diener auf eigene Faust Spionage treibt und sich dabei den Anschein giebt, als ob es für das Wohl und Wehe seiner Herrin nötig sei. Es scheint, der Mensch will mir imputieren, ich habe ein Schriftstück überhaupt gar nicht von seiner Herrin empfangen! Weshalb sollte er sich sonst erdreistet haben, davon Abschrift zu nehmen?«

Nachdem er auf diese Weise Freges Darstellung abgewehrt hatte, unterbrach sich Tankred und bat, als ob er durch seine Rede fortgerissen sei, um Entschuldigung, die Pastorin so lange in Anspruch genommen zu haben. »Verzeihen Sie, daß ich bei Ihrer kurz bemessenen Zeit auch über diese Angelegenheit mich noch äußerte. Aber da Sie, verehrte Frau Pastorin, doch gerade die gütige Vermittlerin zwischen meiner Kousine und mir gewesen sind, wollte ich an Sie auch die freundliche Bitte richten, Ihre mir gelobte Verschwiegenheit zu brechen und jedem, der fragt, mitzuteilen, wie die Dinge wirklich liegen. Mich gegen unsinnige Beschuldigungen eines Dienstboten zu verteidigen, könnte mir wahrlich sonst nicht beifallen, aber hier ist es in der That geboten, die Dinge klarzustellen.«

In dieser Rede war jeder Satz berechnet. Daß es sich bei Freges Vorgehen um etwas ganz anderes gehandelt, daß er eben bei seinem tief eingewurzelten Mißtrauen gegen Tankred ein Falsifikat vermutet hatte, erwähnte Tankred natürlich nicht. Er wollte sich den Anschein geben, als ob die Möglichkeit einer solchen Unterstellung ihm überhaupt gar nicht in den Sinn gekommen wäre.

Zu seiner Befriedigung bemerkte er denn auch, daß die Pastorin, unbekannt mit Freges Schlußfolgerungen, Partei für ihn zu nehmen schien und, ihrem Gerechtigkeitssinn folgend, erklärte, sie werde gern Gelegenheit nehmen, falsche Gerüchte, wenn sie ihr begegneten, richtig zu stellen.

Mit den Worten: »Im übrigen will ja Ihre Kousine in vierzehn Tagen zurückkehren. Sie können dann selbst die Dinge mit ihr bereden,« verabschiedete sie sich von Tankred und eilte, da eben auch ihr Mann, bei dem Carin statt ihrer den Dienst versehen, nach ihr verlangte, in das Krankenzimmer. Infolgedessen streifte Tankred Carin auf dem Flur: »Ah, mein hochverehrtes Fräulein. Sehr erfreut, sie einmal wieder zu sehen,« hub er unter vielen Komplimenten an. »Zu meiner großen Freude höre ich, daß Sie in Zukunft meiner Kousine Gesellschaft leisten werden. Ich kann meiner Verwandten dazu nur ebenso sehr Glück wünschen, wie ich bedauert habe, daß Sie sich von meiner Braut trennen mußten. – Meine Braut! Allerdings. Das Gerücht bestätigt sich! – Ich danke sehr für Ihre guten Wünsche,« schloß Tankred, als Carin, der es war, als habe eine giftige Natter sie angezischt, die aber doch einige höfliche Worte nicht umgehen konnte, ihre Gratulation aussprach.

Wenige Sekunden später hatte Tankred, sehr befriedigt über den Erfolg seines Besuchs, das Pastorenhaus verlassen. –

Als er in seine Wohnung in Elsterhausen zurückgekehrt war, ließ er sich sogleich nieder und schrieb die nachstehenden Zeilen an Theonie:

›Liebe Theonie!

Zunächst melde ich Dir heute, daß ich mich mit Grete von der Linden verlobt habe. Wenn ich in die Dir seinerzeit gegebenen Erklärungen einflocht, daß mich neben deiner Zuneigung für Dich besonders der Wunsch leite, durch eine Heirat ein festes Fundament zu gewinnen und meine ehrlichen Vorsätze zu unterstützen, so kann ich Dir dies auch jetzt als den wesentlichen Beweggrund für meinen Entschluß anführen.

Nachdem ich auf den höchsten Wunsch meines Lebens, Dich zu besitzen, habe verzichten müssen, haben der Schmerz und das Verlangen, sobald wie möglich aus dem unthätigen Zustande herauszukommen, mich bestimmt, um die Erbin von Holzwerder anzuhalten. Da die künftigen Lebensverhältnisse, meine und die der Familie Tressen, bei dieser Gelegenheit zur Sprache gelangten, habe ich das mir von Dir übergebene Schriftstück vorgelegt, und da es meine Pläne wesentlich gefördert hat, so will ich auch die Gelegenheit ergreifen, um Dir nochmals von ganzem Herzen zu danken. Dieser Dank erfüllt mich umsomehr, als ich mir bewußt bin, nicht immer so gegen Dich gehandelt zu haben, wie Du es erwarten konntest. Jähzorn ist das Erbteil der Breckens. Er riß mich hin, mein Inneres hatte keinen Teil daran, und ich habe das Geschehene ehrlich bereut. Beiläufig bemerke ich, daß Frege sich sehr ungebührlich benommen hat, indem er das mir von Dir eingehändigte Schriftstück, das er zufällig in meiner Rocktasche fand, kopierte. Als ich die Herausgabe meines Eigentums, das ich nicht als für fremde Augen geschrieben ansehe, forderte, verweigerte er sie und erging sich zugleich in so unerhörten Ausdrücken, daß er eine ihm gewordene Züchtigung durchaus verdiente. Ich erzähle Dir dies einmal, um den wirklichen Thatbestand zu Deiner Kenntnis zu bringen, anderseits, um Dich freundlich zu ersuchen, ihm seine unwürdige Spionage zu verbieten. Daß Du nicht damit einverstanden bist, weiß ich.

Und nun habe ich noch eine Bitte. Meine Braut möchte mich natürlich gern täglich sehen. Auf Holzwerder zu wohnen, widerspricht der Schicklichkeit. Würdest Du wohl gestatten, daß ich bis zu meiner Heirat, die schon in sechs Wochen stattfinden soll, wieder nach Falsterhof übersiedele? Ich weiß nicht, was ich Tressens und Grete als Grund meines längeren Wohnens in Elsterhausen angeben soll. Du wirst gewiß auch nicht wollen, daß ich den wahren Sachverhalt aufdecke, und verstehen, daß ich nicht erklären möchte, Du habest mir den Aufenthalt in Falsterhof untersagt. Frege werde ich sein Benehmen nicht entgelten lassen, wenn er trotz der geschilderten Vorgänge ferner in Deinem Dienste bleiben soll. Daß ich nicht gern mit ihm zusammen bin, wirst Du begreifen, wenn Du Dich nur einen Augenblick in meine durch sein Vorgehen geschaffene Lage hineinversetzest. Bitte, antworte bald und Gutes Deinem Dich herzlich grüßenden und Dir allzeit aufrichtig und dankbar verpflichteten

Tankred von Brecken.‹

Nachdem Tankred das Geschriebene noch einmal durchgelesen, bewegte er sehr befriedigt das Haupt. Er stand unter dem Eindruck, daß er dem höchst ärgerlichen Zwischenfalle mit Frege die Spitze abgebrochen oder sogar dessen Stellung erschüttert habe. Auch die Pastorin war gegenwärtig viel zu sehr mit ihrem Manne beschäftigt, um ihm Ungelegenheiten zu bereiten. Wenn der einfältige Pastor starb, ward sie erst recht davon abgelenkt, sich in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen. So hatte er denn von dieser Seite schwerlich etwas zu befürchten, und es blieb nur die Helge, die der Himmel hoffentlich auch noch unschädlich für ihn machen würde.

Aber Tankreds Gedanken gingen an diesem Tage auch zu seinen zukünftigen Schwiegereltern. Frau von Tressen war doch eine sehr dezidierte Dame; mit ihr war nicht so leicht fertig zu werden. Ihm ahnte, daß er mit dieser Frau in seinem zukünftigen Lebenslaufe noch manchen Kampf werde ausfechten müssen; ihren Vorteil würde sie nicht aus dem Auge verlieren. Und gerade das paßte ihm gar nicht. Seine anfängliche Bereitwilligkeit, Tressens eine Rente in dem geplanten Umfange zu überweisen, hatte sich nun, nachdem er festen Fuß gefaßt, schon sehr gemindert. Er fand, daß eine Rente von fünfzehntausend Mark weitaus genug sei, und außerdem mußte es sein Ziel sein, keine schriftlichen Zusagen zu geben. Wenn er Grete erst heimgeführt hatte, war es ihm sehr gleichgültig, was aus Tressens ward, und ob sie ihn haßten oder liebten.

Aber Vorsicht! Die Frau guckte durch die Wand. Er beschloß, vorläufig alles ängstlich zu vermeiden, was den guten Eindruck, den er bisher hervorgerufen, irgendwie abschwächen könnte. –

Nach einigen Tagen traf die Antwort von Theonie ein. Sie schrieb:

›Deinen Brief, den ich gestern erhielt, beantworte ich in aller Kürze. Zunächst meine Gratulation. Möge Dir in Zukunft werden, was Du erwartest, und insbesondere auch das, was Du bezüglich Deiner selbst voraussetzest. Niemand kann es aufrichtiger wünschen als ich. In den Abmachungen möchte ich keine Änderungen eintreten lassen; ich ersuche Dich, davon abzustehen, nach Falsterhof überzusiedeln. Ich habe die Absicht, allernächstens zurückzukehren, und hoffe dann auch Deine Braut zu begrüßen, der ich mich, sowie der Familie Tressen, bestens zu empfehlen bitte.

Theonie.‹

Diese dem Kernpunkt seiner Anfrage kühl ausweichende und sogar die Fregesche Angelegenheit gänzlich umgehende Antwort enttäuschte und ärgerte Tankred aufs äußerste. In seiner gewohnten Heftigkeit warf er den »Wisch« in die Ecke und murmelte böse Worte zwischen den Lippen. Eine infam hochmütige Art hatte diese Theonie, eine Art, für die er sie am liebsten gleich gezüchtigt haben würde!

Und was sollte er nun auf Holzwerder erklären? Bisher hatte er noch immer triftig klingende Auswege zu finden gewußt und in der Sicherheit, daß Theonie ihm zu Willen sein werde, zuletzt erklärt, daß er in den nächsten Tagen nach Falsterhof übersiedeln wolle. Daß seine Verwandte die Absicht ihrer Rückkehr bestätigte, paßte ihm auch nicht. Überhaupt fand er es sehr überflüssig, daß sie wiederkam, weil es seine Pläne durchkreuzte. Er fürchtete, daß Frau von Tressen ein offenes Wort mit Theonie sprechen könne, bevor er Grete geheiratet habe.

Es ging auch aus den Zeilen hervor, daß Theonie gar keine Furcht mehr vor ihm empfand. Natürlich! Sie hatte ihn ja durch das Schriftstück in Händen. Wenn er irgend etwas that, was ihr Mißfallen erregte, schädigte er seine Zukunft.

Tankred kam zum erstenmal der Gedanke, ob es nicht am besten sein werde, das Feld zu räumen, sich mit seiner künftigen Frau ganz aus diesem Umkreis zu entfernen! Dann war er mit einem Schlage aller Kontrolle entrückt und brachte sich aus dem Verkehr und der Nähe der ihm lästigen Personen. Er wollte es überlegen und mit Grete darüber sprechen.



 << zurück weiter >>