Adolf Hausrath
Jetta
Adolf Hausrath

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Vierundzwanzigstes Kapitel

An dem bekannten Gartenplatze der Villa Arator's saß Jetta allein und traurig. Wer sie in den Tagen ihres Glanzes gekannt, hätte in dieser bleichen, zitternden Gestalt mit den tiefliegenden Augen die sonnige Tochter dieses Hauses nicht wieder erkannt, die vordem einen Abglanz ihres Lichtes auf jedem Antlitz aufleuchten ließ, das ihr gegenübertrat. Das war nicht mehr die stolze, heftige, gebieterische Minerva von ehedem. Die Kraft ihres mächtigen Lebens schien erschöpft und die innere Vernichtung, die mit der Zerstörung ihrer Ehe und dem Tode ihres Kindes über sie gekommen, gab ihrem Wesen eine Gelassenheit, die ihr nicht natürlich war. Selbst die Nachricht von Phorkyas' plötzlichem Tode machte ihr keinen Eindruck. Sie wußte, daß Rothari wieder drüben auf dem Bühle hause, aber er hatte ihr keine Botschaft gesendet. Alle ihre Vergehen standen ihr in dieser Abendstunde düster vor Augen und wie die Schatten wuchsen mit der sinkenden Sonne, so wuchs die Trauer in ihrem Gemüthe. Das einförmige Plätschern des Marmorbrunnens erzählte ihr heute nur dunkle, trübe Geschichten. Einen Tag ihrer Ehe nach dem andern ließ sie an ihrer Erinnerung vorübergehn und die Geister, die sie beschwor, zeugten wider sie. Welche Vermählungsfeier hatte sie Rothari bereitet in den Schrecken der Grotte, wie hatte sie ihn gequält mit verstocktem Schweigen und geärgert mit leidenschaftlichem Widerspruch, wie hatte sie jeder krankhaften Stimmung nachgegeben und den Gesunden durch schwächliche Launen sich entfremdet. Wie thöricht und unwürdig war das Treiben mit den Vettern gewesen. Vor allem aber die traurigen Geheimnisse, die zwischen ihnen gestanden, vom ersten Tage an! Ihr kabbalistisches Treiben, das sie ihm zum Trotz fortgesetzt, bis Feindschaft zwischen ihnen sich eingenistet, bis die Thörin Phorkyas mehr ihr Vertrauen besaß als ihr Gemahl und ihr schließlich selbst das Augenlicht ihres Gatten nicht mehr heilig war. Nun saß sie wieder hier an der Stätte ihres früheren Glücks – eine schuldbeladene Frau, einsam, allein, verlassen. Und zu dem andern Leid kam anderes Leid, konnte sie mit dem Dichter sagen. Die Gattin war unglücklich und die Mutter war elend. Ihr Kind hatte sie vor dem Vater retten wollen und hatte es getödtet; ihr ganzes Glück hatte sie der dunkeln Kunst geopfert – das war der traurige Kreislauf, in dem ihre Gedanken sich umtrieben. So fand sie sich an dem Platze, wo sie vor zwei Jahren gleich einer Königin gethront. Droben gingen die Sterne auf, doch was kümmerte es sie, was ihre Figuren für heute bedeuteten. Ihr konnten sie nichts mehr nehmen und nichts mehr bringen. Freilich – noch war sie jung, noch war sie schön, und frei war sie auch, wenn Rothari sich von ihr schied. Syagrius würde ihr beweisen, daß alles mit ihr stehe ganz wie zuvor. Aber sie selbst war nicht mehr die, die sie zuvor war. Wir sind nicht mehr dieselben, enttäuscht, ohne Vertrauen, ohne Glauben, ohne Hoffnung; der Purpur ist abgefallen, das Diadem verloren und unsere Seele schauert. Wir vermögen nichts mehr, weil wir selbst nicht mehr an uns glauben. Indem Jetta so stumpf und traurig in ihrem Stuhle lag, hörte sie Schritte, aber sie mochte sich nicht umwenden, bis eine zaghafte Stimme in fremdartiger Aussprache hinter ihr sagte: »Du kamst einst zu mir, Jetta, als ich traurig war und mein Gatte mich verlassen wollte, heute sagen sie, es stehe mit dir so, wie es damals mit mir stand. Da wollte ich sehen, ob ich dir nicht helfen könnte?« Es war Bissula. Jetta schaute sie müde an. War es mit ihr so weit gekommen, daß dieses unbedeutende, ungebildete Barbarenweib ihr ihre Hülfe anbot? Finster richtete sie ihre großen Augen auf den unerwünschten Besuch. »Nicht diesen Blick!« sagte Bissula. »Sieh, ich hielt dich einst für stolz, und das bist du auch. Aber ich hielt dich auch für böse, weil du mit den heimlichen Gewalten umgehst. Da sah ich dich in deinem Garten, wie du jede Blume segnetest und ich sagte zu Ausonius, sie ist doch gut. Ich liebte dich, weil du so schön warst, nun liebe ich dich, weil du weinen kannst, wie wir Andern. So sage mir deinen Kummer.«

Jetta erwiderte, indem sie ungeduldig zur Seite blickte: »Du kennst ihn ja!«

»Rothari will weg und läßt dich hier? Warum folgst du ihm nicht wider seinen Willen?«

»Soll ich mich, wie seine Wölfin an seine Fersen heften und ihm die Hände lecken?« sagte Jetta bitter.

»Hat er dich geschlagen oder getreten?« »Jetta schlägt man nicht.«

»Ach, dann ist ja alles gut. Meinst du, daß ich heute Ausonius' rechtmäßige Gattin wäre, wenn ich ihn jedesmal hätte entlaufen lassen, so oft er weggehen wollte? Ich setzte ihm nach, holte ihn ein, ich weinte, ich umfaßte seine Kniee und siehe, jetzt sind wir glücklich und er denkt gar nicht mehr daran, mich zu verlassen, denn seit er das Podagra hat, sagt er immer, so wie ich würde ihn doch kein Diener pflegen.« Jetta schwieg. Zwar dachte sie, was sich für Bissula schicke, schicke sich nicht für Jetta, aber eine innere Stimme sagte ihr, »sie ist glücklich bei diesem Mangel an Frauenstolz und ich bin elend. Was hilft es mir da, Jetta zu sein. Nichts habe ich mir vergeben, ganz, unversehrt, spiegelrein habe ich meine Ehre, aber kann ich davon leben und glücklich sein? – Ich wollte, ich wäre auch ein Weib wie diese, aber ich bin es nun einmal nicht.«

»Jetta«, fing Bissula nun auf's neue an, »du möchtest wieder zu deinem Manne. Solchen schönen Mann, so groß und mit einem blonden Barte läßt man nicht ohne weiteres fortlaufen. Aber zwischen euch liegt ein Graben, das ist dein Stolz. Ich aber weiß ein Brett über diesen Graben, daß du hinüberkommst mit trockenem Fuße. Du kannst hinübergehn, um ihn zu retten, so daß er dir noch zu Füßen fallen muß und dir danken.«

»Ist Rothari in Gefahr?« rief Jetta und fuhr auf wie eine Tigerin.

»Siehst du, daß du ihn noch liebst«, sagte Bissula pfiffig.

»Gib Antwort! Was weißt du von Rothari?«

»Nun«, sagte Bissula, »sie versammeln sich diesen Abend am Steine des Giganten, wo Rothari die Bluttaufe erhalten soll, wie sie das nennen. Morgen aber wird er in der Grotte des Mithras einen heiligen Eid ablegen, daß er nicht gegen Rom fechten wolle. Unter dieser Bedingung hat ihm Valentinian erlaubt von dannen zu ziehn. Ich fragte Ausonius, ob Rothari wirklich übermorgen gehen werde, der aber antwortete: ›Ja, wenn er dann noch lebt.‹ Nun dachte ich, wenn du dich mit ihm versöhntest, würde er aus freien Stücken bleiben und dann brauchte der Augustus ihn nicht umzubringen. Es ist doch schade um den schönen Mann.«

»Am Steine des Giganten, sagst du? Und heute? Ich muß hinüber, komm, begleite mich! Wenn ich ihn mit meinem Leibe decken müßte, die Mörderbrut soll mir nicht rühren an sein heiliges Haupt.« Bereits hatte sie in leidenschaftlicher Hast einen dunkeln Mantel übergeworfen und befahl Bissula ihr zu folgen. »Ausonius wird schelten«, sagte Bissula, »wenn du aber meinst, daß wir Rothari nützen können, will ich mit dir gehn. Er war ja immer gut gegen mich.« Ohne Antwort schritt Jetta hinaus und Bissula folgte. Der Himmel hatte sich umzogen und Regenwind wehte vom Rhenus her. Der Nicer floß dunkel und schaurig dahin. Die Anhöhen waren finster und das Lager glich mit seinen hohen Böschungen einem unheimlichen Sarkophage, der mitten in der weiten Ebene stand. »Sie feiern wieder ihre Mysterien im Walde«, sagte der römische Posten zu seinem christlichen Genossen, als die beiden Frauen in später Stunde so allein die Brücke passirten. Schwieriger war die Wache am Ausgang der Brücke zu bestimmen, die Frauen durchzulassen, aber Jetta nannte sich, sie wolle noch nach ihrem Hause auf dem Bühl und ehe der Posten sich schlüssig gemacht hatte, schritt sie eilig weiter. Denn bereits sah sie Lichter an der Bergwand sich bewegen, die ihr zeigten, daß die Feier am Steine des Giganten beginne.

Es war eine Lichtung im Walde, einige hundert Schritte über der Thalsohle, hart an einer Felswand gelegen, die diesen Namen trug. Mitten zwischen riesigen Eichen hatte der Sturm der Urwelt hier gewaltige Felsenklötze so seltsam übereinandergeworfen, daß eine große Steinplatte, einem Tische ähnlich, auf zwei riesigen Felsen lag. Die Natur hatte sich gleichsam selbst einen riesenhaften Altar gebaut, den die Menschen nur benützten. Schon in den Tagen der Kelten waren hier zahllose Menschenopfer geschlachtet worden. Hingestreckt auf dem flachen Steine hatten Gefangene und Sklaven unter dem Messer langbärtiger Druiden in diesem heiligen Haine geendet und die Rinne war auf der Platte noch sichtbar, in der das Blut nach unten abfloß. Das Rauschen der hohen Wipfel erzählte von Seufzern und Weherufen und die Wurzeln der rothen Eichen waren reichlich getränkt mit Blut. Dann kamen die Sueven. Der Menschenopfer wurden es weniger, aber edle Pferde fielen unter dem scharfen Stahle des Opfermannes und die bleichen Schädel der Rosse starrten mit ihren weit aufgerissenen Nüstern von den Eichstämmen, an die man sie genagelt. Wie oft hatten die Tapfern hier um die Kufe mit Gerstensaft gesessen und hatten von der Pferdebrühe gekostet. Als die Sueven abgezogen waren und Rom das Land am Nicer besetzt hatte, wurden die Pferdeschädel, die die Germanen da hinterlassen hatten, von den Bäumen geworfen und die blutigen Menschenopfer wurden den zurückgebliebenen Germanen, wie den zugewanderten Galliern untersagt. Aber der Ort blieb verrufen. Der stille Hain galt jetzt als Heiligthum der dreigestaltigen Hekate, der Göttin der Kreuzwege und des Mondwechsels, die in der Mondhöhle haust. Auch jetzt erzählten die flüsternden Schatten unter den alten Bäumen nur von dunkeln Gräueln, die blutiger Wahn in der Stille hier verübte, heute, wie vordem. Diesen unheimlichen Platz am Steine des Giganten hatten die Gläubigen der Mithrasgrotte sich erwählt, um Rothari die Taurobolien zu spenden. Diese schauerliche Handlung bestand darin, daß der zu Weihende das Blut eines über ihm geschlachteten Thieres auf sich niederrieseln ließ, um durch das Blut des Opferthiers seiner eigenen Vergehungen ledig zu werden. Jetta hatte zunächst die unbestimmte Ahnung einer Gefahr getrieben, bei dem heiligen Akte zugegen zu sein. Auf dem Wege machte sie sich dann den Plan, sie wolle als Nothari's Weib Antheil an dem sühnenden Werke verlangen, wie sie auch an seinem Vergehen reichlichen Antheil gehabt habe, ia die eigentliche Urheberin desselben sei. Stand sie, Arator's Tochter, mit ihm in der Grube oder unter dem Opfersteine, so würden die mörderischen Hände doch wohl von ihrem Unternehmen abstehn und schlimmsten Falls starb sie dann im Verein mit ihrem Gatten. Etwas Auffallendes konnte in ihrer Bitte nicht liegen, da auch Frauen die Taurobolien gespendet wurden und Jetta selbst zu den Geweihten der Mithrasgrotte gehörte, ja sogar den Rang einer »Löwin« einnahm.

Während sie so, vielfach aufgehalten von der in dem nächtlichen Walde ängstlichen Bissula, dem Lichtscheine zustrebte, der den Anfang der Mysterien verkündete, zog vom Bühl herüber der feierliche Zug der Geweihten. Ein Stier, ein Widder und eine Ziege waren aus Rothari's Ställen gegen Abend ausgewählt worden und die mit schweren Eichenkränzen behängten Thiere eröffneten die Prozession, welche von dem Hause des Alamannen nach dem Steine des Giganten herabstieg. Hinter den Thieren und ihren Begleitern schritt Rothari's hohe Gestalt, angethan mit Goldschmuck und weißen Gewändern. Seine Begleiter waren Gratian und Nasica, bekleidet mit dem fliegenden Mantel des phrygischen Gottes und seiner nach vornen fallenden spitzen Mütze. Hinter ihnen kam Arator als Pontifex oder heiliger Vater, in weitem, wallendem Priestergewande. Neben ihm schritten Statius und Syagrius mit Kränzen in den Haaren, der eine das Opferbeil, der andere das Opfermesser tragend. Eine bunte Reihe von Geweihten, die Meisten in weißer Toga, Andere in dem von den Stürmen gebleichten Soldatenmantel oder in der kriegerischen Pracht ihrer scheckigen Pardelfelle und wallenden Helmbüsche beschloß den Zug. Am Opferplatze angelangt, wurden die Opferthiere über eine Brücke zum Felsen emporgeleitet und an den dort eingeschmiedeten Ringen befestigt. Dumpf tönte das Brüllen des Stiers durch die stille Nacht, von den Klagelauten der beiden kleineren Genossen begleitet. Jetzt, nachdem die Thiere gefesselt waren, ward auf dem Steine ein Feuer entzündet, das die Spitzen der Bäume phantastisch beleuchtete. Geisterhaft nahm der Kreis der Mysten sich aus, der von der Flamme bestrahlt den Stein umschloß, während phantastische Schatten der dunkeln Gestalten an der Felswand und den hohen Stämmen sich hin und her bewegten. Inzwischen dieser Vorbereitungen stand Gratian neben Rothari, jede Bewegung des andern Begleiters Nasica belauschend, um Rothari etwas mitzutheilen, falls Nasica sich abwende. Aber dieser wich keinen Augenblick von ihrer Seite. Rothari ward Gratian's Unruhe gewahr und von Argwohn erfüllt, wie er gekommen, war ihm des Jünglings Erregung verdächtig. Schon auf dem Wege hatte ihn befremdet, daß Gratian in seinem Mantel eine Waffe berge, wie seinem scharfen Auge nicht entging. Der Jüngling, unwillig, seinen Zweck nicht erreichen zu können, warf eben jetzt seinen Phrygermantel auf die andere Seite und aus dem Köcher, den der Germane schon lang beobachtet, sahen etliche Pfeile hervor. Scharf faßte Rothari dieselben in's Auge. Da wurden plötzlich seine Brauen finster und seine Augen blitzten. Er zog eines der kleinen Geschosse heraus, ohne daß Gratian es merkte. Es waren dieselben, die er nur allzuwohl kannte. In ihm schrie es auf vor bitterer Verachtung: »Auch du Brutus!« Dann lachte er höhnisch. »So sprach die Hexe dennoch die Wahrheit und ich war ein Thor an eines Welschen Treue zu glauben!« Während dessen hatte Arator den Felsen betreten, verhüllte das Angesicht und sprach mit leiser Stimme nur halbverständlich die geheimnißvollen Gebete. »Tritt herzu«, gebot er dann mit lauter Stimme. »Wer wird dein Führer sein?« fragte nun Syagrius, der den Strick hielt, den man dem zu Weihenden als Symbol um den Hals zu legen pflegte. »Du selbst«, erwiderte Rothari, »und Statius.«

»Was soll das?« flüsterte Gratian. »Du wähltest ja Nasica und mich zu Begleitern?«

»Ich fürchte, ich könnte mich an deinen vergifteten Pfeilen ritzen«, erwiderte Rothari schneidend und warf die zierliche Waffe, die er noch immer in der Hand hielt, Gratian vor die Füße. »Ich sage mich los von dir, der Blutbund ist gekündet«, fügte er kalt hinzu und wendete Gratian den Rücken. Der Jüngling zitterte vor Erregung, die Thränen traten ihm in's Auge. Aber hier, wo er Justina schonen mußte, wußte er keine Antwort zu finden.

Inzwischen hatten auch Statius und Syagrius Blicke und leise Worte gewechselt und Syagrius trat heran und legte den festgedrehten Strick Rothari zweimal um Hals und Schulter. Als Gratian abwehren wollte, sagte Statius mit spöttischem Lächeln: »Lasse mich, Augustus, ich schulde ihm noch eine Sühne für die Freuden seines Hochzeitsmahles und er mir.« Damit ergriff er das eine Ende des Stricks, während Syagrius das andere festhielt. So geleiteten sie, nach der Vorschrift des heiligen Brauches, Rothari, gleichsam als Opferthier, unter den Stein und verschwanden mit ihm im Dunkel. Rothari stellte sich zu der Rinne, durch die das Blut von dem Opfersteine abfloß. War die Taufe vollendet, so kehrte er durch denselben Weg unter dem Steine zu den Andern zurück, um seine blutigen Gewänder zu zeigen und als »Neugeborner, Entsühnter« ihre Glückwünsche zu empfangen. Aber der Germane war sofort inne geworden, daß er sich aus schlimmen Händen in schlimmere begeben habe und sobald sie in das Dunkel unter dem Steine getreten waren, schob er die linke Hand zwischen Strick und Kehle und machte die andere frei zum Kampfe. Arator hatte indessen oben auf dem Steine die Gebete vollendet, ergriff die Axt und trat zu dem Stiere. Mit nervigem Arme erhob der Greis die blanke Waffe, sie sauste nieder, das Thier bäumte sich noch einmal auf, hoch spritzte der Blutstrahl und verendend lag der Stier auf der Felsplatte, während sein Blut warm auf Rothari herniederrann.

Indessen hatten Jetta und Bissula von der andern Seite her den Weg erklommen, der nach dem etwas tiefer liegenden Steine hinabführte. Unter ihnen erglänzte Fackelschein und dumpfes Gemurmel drang an das Ohr der beiden Frauen. Bissula, die nicht zu den Geweihten zählte, blieb zaghaft zurück, während Jetta muthig den schmalen Fußpfad an der steilen Felswand herabstieg, immer dem Scheine nach, der von unten durch die Büsche leuchtete. Jetzt thaten sich die Zweige auseinander und das schauerlich schöne Schauspiel lag offen vor ihren Augen. Auf dem Steine sah sie den getödteten Stier; hell angestrahlt von der Flamme stand daneben die ehrwürdige Greisengestalt ihres Vaters; gegenüber schloß sich der Ring der ernsten Opfergenossen, geisterhaft beleuchtet von dem Ungewissen, zitternden Scheine des Feuers. Jetta bemerkte nun, daß sie zu spät gekommen, aber wo ihr Vater des Opfers waltete, konnte Rothari keine Gefahr drohen. Sie blieb ruhig auf ihrem Felsvorsprunge stehen. Jetzt ward auch sie von den Männern drüben bemerkt. Alle Blicke richteten sich nach der in einen schwarzen Mantel gehüllten Gestalt, die auf der Felskante über allen schwebte, bald vom Feuer flackernd beleuchtet, bald vom Rauche verschleiert. »Jetta, die Zauberin«, ging es von Mund zu Munde. Nie hatte sie der Göttin der Kreuzwege mehr geglichen als in dieser geheimnißvollen Stunde, in der ihre dunkle Gestalt über Fels und Büschen aufdämmerte. Aber während alle Blicke sich nach Jetta richteten, wurde es unter dem Steine laut wie ein Kampf ringender Männer. »Mörderische Brut, feige Meuchler!« hörte man Rothari's gewaltige Stimme: »hier, hier«, rief er und man hörte das Knirschen von Knochen, die an den Felsen gestoßen wurden und noch ehe Jetta einen Schritt vorwärts thun konnte, kam der Notar Syagrius in wilder Flucht hinter dem Felsen hervor, verfolgt von dem Germanen, der nun einen Augenblick einhielt, um sich des Strickes zu entledigen. Mit weit aufgerissenen Augen, geisterhaft, hatte Jetta das Schauspiel mit angesehen, das zu ihren Füßen sich abspielte. Was sie nun aber schaute, schien ihr ein Traum. Sie sah das weiße Haupt ihres Vaters sich bücken, Arator ergriff die Axt und setzte Rothari nach, hart an den Rand des Steines vorspringend schlug der Greis nach unten. Jetta sah noch, wie die hohe Gestalt Rothari's ausbeugte, aber die Axt traf statt des Hauptes seinen Hals und mit einem Schmerzensrufe stürzte der Held zusammen. Während der plötzliche Schreck Jetta's Sinne mit tiefer Ohnmacht umhüllte, begann wildes Getümmel jenseits des Opfersteins, wo Gratian den Notar an der Kehle faßte und mit zitternder Hand nach einer Waffe suchte, um den Meuchler zu durchbohren. Aber Nasica legte die Hand auf seinen Arm und hielt ihn zurück. Doch auch andere riefen: »Verrath!« und schalten über Entweihung des heiligsten unter allen Opfern. Da gebot der Notar mit mächtiger Stimme Ruhe. »Was wir thaten«, rief er laut, daß es im Waldthale wiederhallte, »geschah auf des Kaisers Befehl. Der Meineidige, den wir tödteten, wollte an der Spitze der Feinde Roms den Rhenus überschreiten und mit der Germanen Hülfe sich zum Imperator ausrufen lassen, Valentinian selbst traf ihn gestern in dem Goldhelm, der bei Solicinium so räthselhaft verschwand und ihr wißt, was dieser Helm bedeutet. Ihr wißt, welche Sage geflissentlich verbreitet wurde im Lager, um dem heimlichen Besitzer den Weg zur Herrschaft zu bahnen. Wer des Kaisers Freund ist, billigt, was hier geschehen. Und nun löscht die Fackeln und das Opferfeuer.« Nasica war indessen nach dem Opfersteine gegangen, um nach Rothari zu sehen. »Ist er todt?« fragte Syagrius den Zurückkehrenden kalt. »Er wird sich nicht mehr erheben«, erwiderte Nasica, »aber Statius bittet um Hülfe, der Alamanne hat seinem Schädel übel mitgespielt.« Zwei der weißgekleideten Bundesbrüder schlüpften unter den Opferstein und führten den schwer verwundeten Vetter Jetta's den Berg hinab. Während dem Allem lehnte der greise Arator bleich und erschöpft an einem Baume. Das Beil war seiner Hand entfallen. Als Syagrius an ihn herantrat, machte er eine Gebärde des Abscheus. Dann rief er: »Oh meine Tochter, meine Tochter!« Er allein hatte Jetta, während er opferte, nicht gesehen und suchte nun trostlos den Weg zu seinem Hause, um ihr dort die Kunde zu bringen und ihr zu sagen, warum er so und nicht anders habe handeln müssen. Inzwischen lösten andere die kläglich schreienden Opferthiere und entließen sie in den Wald. Schließlich wurden die Feuer gelöscht und die Fackeln ausgetreten. Gratian machte noch eine Bewegung nach Rothari, an dessen Schuld er auch jetzt noch immer nicht glaubte, aber ein wohlmeinender alter Soldat hielt ihn zurück. »Lasse den Sterbenden mit seinem Weibe allein«, sagte der Graubart. »Ich bleibe hier in der Nähe, um ihr zu helfen.« Der Jüngling gehorchte, aber er entfernte sich nur, um eine Bahre zu besorgen und das Nöthige zu einer ehrenvollen Bestattung seines Freundes vorzubereiten. So zerstreute sich alles den Berg hinab, voll der Schauer und Schrecken dieses entsetzlichen Opfers.

Jetta war bei dem Schauspiele, das sie sah, zusammengebrochen, sie lag starr an die Felswand gelehnt, während ihre Begleiterin, als sie den Lärm und den Weheruf vernahm, weinend entlief. Aber nicht lang dauerte Jetta's Erstarrung. Sie mußte zu ihrem Gatten, vielleicht lebte er noch, vielleicht konnte sie ihn noch retten. Während die Männer drüben sich eilig entfernten, stieg sie zu dem Opferplatze hinunter. Noch lag ein schwacher Lichtschein der glimmenden Kohlen und einer am Boden liegenden Fackel über dem Schauplatze der ruchlosen That. Jetta stieg hinab, ergriff den brennenden Kienspan und ging festen Schrittes nach dem Felsen. Hier lag ihr Gatte. Sie steckte ihre Fackel in die Erde und kniete bei der Leiche nieder. Der Kopf Rothari's hing nach unten und die Wunde am Halse klaffte. Sanft nahm Jetta des Helden Haupt, brachte die Ränder der Wunde aneinander und verband sie mit ihrem Schleier. Dann lehnte sie ihn leise an die Felswand. Noch war er warm, noch fühlte sie ein schwaches Schlagen seiner Adern. »Wären sie nicht alle entlaufen, auch Bissula, wir könnten ihn retten«, seufzte sie. »Ach, daß Phorkyas todt ist, sie würde sicher ihm helfen.« Da bewegte er die Lippen, oder war es das Spiel der Fackel im Winde? Nein, groß und hell schlug er die Augen auf.

»Jetta«, hörte sie ihn jetzt leise lispeln, »Jetta, mein treues Weib!«

Oh, mein Gatte, du hast mir verziehen?« rief sie mit einem Tone, aus dem durch tiefen Schmerz alles Glück der Seligen klang. Er winkte mit der Hand, ihr Haupt näher an seine Lippen zu bringen.

»Ich will dir verzeihen«, flüsterte er, »wenn du unsern Sohn zu den Alamannen bringst.«

»Rothari, besinne dich, unser Kind ist ja todt, todt durch mich, durch Justina.«

Der verhaßte Name schlug wie ein heller Blitz in seine Finsterniß, er sah mit einem Schlage die rechte Lage der Dinge. »Richtig .... er ist todt .... ich weiß, ich weiß, oh.« Ein Lächeln glitt über sein schmerzhaft verzogenes Angesicht. »Ich werde meinen Knaben wiederfinden in der Halle der Götter. Ich werde ihn lehren Pfeile schnitzen ... unvergiftete Pfeile.«

»Oh, Rothari, brich nicht mein Herz.«

»Sie kamen von Gratian, ich sah sie in seiner Tasche. Er hat mich hierher gelockt. Sie sind alle Mörder« ..

»Ich werde sie verlassen, ich schwöre es« und sie küßte seine sterbenden Lippen. »Mir ist mein Recht geschehen«, sagte er, »was trennte ich mich von meinem Volke, so hat mich Wodan's Rache getroffen. Aber du gehe zu Macrian, sage ihm, er solle mich rächen .... er soll den heiligen Wald Wodan's säubern von diesen Vipern.«

»Rothari«, rief sie schmerzlich.

»Du willst nicht, weil du noch nicht alles weißt.« Und er schaute ihr hell und klar in die Augen, wie in den Tagen seiner Kraft. »Als ich in Alta Ripa von dir gerufen wurde«, sagte er laut, »da meinte ich, das sei die schwerste Stunde meines Lebens. Aber es sollte noch anders kommen, mein armes Weib! Auf dem Gange, als ich zum Kaiser wollte, sah ich Phorkyas. Ich setzte ihr nach ... sie floh – ich folgte ihr – so kam ich in ein Thurmgemach mit kleinen runden Fenstern, du wirst es kennen. Euere magischen Schriften und Tafeln und Schüsseln waren am Boden und auf dem Tische ausgebreitet« ... Jetta seufzte. »Aber alles ließ mich kalt«, fuhr Rothari heiser fort, »neben einem Anblick. Auf einem Teller, gemalt mit bunten Figuren, lag – der Kopf eines Kindes!« Jetta stieß einen wilden Schrei aus. Sie ahnte, was kommen werde, und mit angstvoll erweiterten Augen starrte sie den Sterbenden an, während sie seine Wunde vergessend ihn am Arme faßte. »Ich trete hinzu«, sagte Rothari lauter, »ich betrachte das bleiche Angesicht und wer war es, Jetta? Es war das Haupt unseres Tullius, das Haupt meines todten Sohnes.« ... Aus Jetta's Angesicht war alles Blut gewichen und selbst ihre Lippen erbleichten, sie sah einer Todten ähnlich, aber diese bleichen trocknen Lippen stammelten: »Justina, das konnte nur sie.«

»Und dafür, Jetta, verlange ich Rache. Nicht für mein Blut, sondern für mein Kind. Phorkyas erschlug ich, aber Justina lebt, lacht, verhöhnt uns. Ich kann den Krieg gegen die schöne glatte Viper nicht führen. Gehe du zu Macrian und sage ihm, er solle ihr den Kopf zertreten, ihr und der ganzen Brut.« Jetta sah starr vor sich hin. Sie sah nichts mehr als das vom Rumpfe getrennte Haupt ihres Kindes, sie sah die beiden Megären an dem furchtbaren Werke. Das Kind öffnete die Lippen, verdrehte die Augen, fing an zu sprechen. – – Entsetzliche Gesichte! .. und sie preßte ihre Hände vor das blutlose Angesicht und stöhnte auf in namenlosem Weh. Rothari aber begann wieder: »Siehe, die Götter haben uns mit dem gestraft, womit du sündigtest, so versprich mir, daß, wenn du in unser Haus zurückkehrst, dein erstes Geschäft sein wird, die Zauberrollen zu verbrennen.« ... Seine Stimme wurde schwächer, aber noch einmal raffte er sich auf. Ein angstvoller Ausdruck auf seinem sterbenden Antlitz zeigte, daß er fürchte, nicht mehr sagen zu können, was doch so wichtig war. »Der Schlüssel zum Hause«, flüsterte er, »liegt am Waldteich unter dem Steine vor der Moosbank. Aber binde den Wolf, er hütet ihn. Hörst du, binde ihn.« .... Leise, kaum hörbar sagte er dann noch: »Wenn du wieder das Haus beziehst, hänge mein blutiges Gewand in die Halle und erzähle jedem Alamannen, wie die Römer den Blutbund halten ... damit sie mich rächen an Justina ... an Valentinian ... an Gratian, auch an Gratian, hörst du!«

Die Worte des Sterbenden suchten vergeblich sich Bahn zu machen. Es rauschte in den Wipfeln, die Walküre, die über Schlachtfeldern und Opferstätten schwebt, küßte ihn. Sein Athem stand still. Rothari, Vadomar's Sohn, des Sohnes der Götter, war nach Usgard gegangen in die Halle der Helden, Speere zu werfen, des Sängers Lieder zu hören und Meth zu trinken mit den Göttern, von denen er stammte. Still blieb Jetta bei der Leiche. Aber selbst dieser Augenblick ging ohne Eindruck an ihr vorüber. Sie sah nur immer das todte Kinderhaupt, das sie einst geherzt und dessen blonde Haare sie geküßt hatte, und sie sah den schmerzlich anklagenden Zug in seinem kleinen Angesichte und die kleinen bleichen Lippen zitterten, als wollten sie ihr etwas sagen. »Ich will dich rächen«, flüsterte sie, »euch beide.« Dann starrte sie wieder vor sich, als ob ihr Geist sich verfinstert habe wie die Fackel neben ihr, deren rothes Licht trüber und trüber brannte und endlich erlosch. Der klagende Schrei der Eulen scholl unheimlich aus dem dunkeln Walde, sie hörte es nicht. Der Nachtthau legte sich fröstelnd über ihre Glieder, aber sie hielt aus bei ihrer Todtenwache. Da, als der Tag sich hob, hörte sie Gratian's Stimme, der von unten eine Bahre heraufbringen ließ, um den Todten zu holen. Jetzt kehrte ihr Geist zur Gegenwart zurück. Immer näher kamen die Stimmen. Ihr schauderte. Sie wollte der Mörder keinen sehen, diesen am wenigsten. So wankte sie mühsam einige Schritte zur Seite und warf sich in die Büsche. Dort lag sie am Boden, das Angesicht in die Erde gedrückt, eingehüllt in ihren dunkeln Mantel, starr gleich einer Todten. Als sie nach einer Stunde sich wieder hervorwagte, war die Stelle leer und verlassen. Nur das zertretene Gras und die um die Blutspuren schwärmenden Fliegen gaben Kunde, daß die Chronik des Opferplatzes reicher war um eine dunkle That. Einen Augenblick überlegte Jetta, ob sie nach ihrem Hause zurückkehren solle? Hatte er nicht gesagt, der Schlüssel liege dort, wo sie beide ihn auch sonst oft geborgen hatten? Aber dort kam sie zu Menschen und sie wollte allein sein, ganz allein, bis sie sich klar geworden, was sie thun solle? Mechanisch folgte sie der Spur eines Fußes durch das hohe blühende Gras, die am Abhang hinleitete, als diese aber abwärts führte, ging sie wieder nach oben. Lange irrte sie so durch den Wald. Die Sonne stach heiß auf ihr ungeschütztes Haupt, sie fühlte es nicht. Die Dornen verletzten ihren Fuß, sie achtete es nicht. Endlich sank sie ermüdet nieder. Als das Blut in ihren Schläfen minder stürmisch hämmerte und sie sich umschaute, meinte sie den Platz zu erkennen. Es war die Lichtung, wo Rothari damals den jungen Wolf als Gefangenen einbrachte. Hier oben, hinter diesen Büschen mußte die Höhle sein. Da fuhr ihr ein Gedanke durch den Sinn. Hier in der Verborgenheit wollte sie bleiben bis die Stunde gekommen, Rothari's Vermächtniß zu erfüllen. Sie stieg empor, fand den Eingang zur Höhle, drinnen sank sie erschöpft zusammen und tiefer Schlaf erlöste sie von dem Jammer dieser Mordnacht. Am Abend erwachte Jetta, als die Strahlen der Westsonne tief in das Innere ihrer Höhle fielen. Starren Auges betrachtete sie die Reflexe der Abendsonne an den rothen Sandsteinwänden, der Abendhimmel glühte durch die grünen Büsche. Alles schwamm in Blut. Ihr Herz Kämpfte sich in dumpfer Erinnerung zusammen, aber sie entschlief auf's neue. Erst das eindringende Wehen des Thalwindes führte um Mitternacht ihren Geist klar und hell in die Gegenwart zurück. Draußen lag silberner Mondenschein und das milde Licht der Göttin spielte magisch um die alten Stämme. Glühwürmer lagen im Grase, umschwärmt von stäubenden Funken. Drunten im Thale rauschte der Nicer und alles athmete Lust und Wohlbehagen einer warmen Sommernacht. Sie aber lag hier einsam und verlassen. Ihr Kind todt durch ihre Hand, zerstückt noch im Tode. Ihr Gatte erschlagen, ihr Vater Mörder ihres Gatten, ihre Freunde Verräther, Mordgenossen, verflucht von dem letzten Worte ihres Gemahls ... Sie war allein, in schauerlicher Einsamkeit allein. Sollte sie mit all dem Leide ein Ende machen? Aber die Fülle jungen Lebens, die in ihr war, scheute vor dem Tode zurück und ihr thatkräftiger Geist sah auch jetzt noch einen Lebenszweck und der hieß Rache. Die furchtbaren Schläge der letzten Stunden hatten in der Harfe ihres Gemüths alle Saiten gesprengt, die Harmonie war dahin, aber eine Saite gab noch einen Ton und der hieß – Rache. Diesen Mißlaut ward sie nicht los, er war das Einzige, was ihr geblieben. Ihr Leben hatte keinen andern Zweck: sie mußte Justina strafen und die Mörder ihres Gatten. Wie – wußte sie noch nicht, aber sie würde es wissen, fühlte sie, denn die Notwendigkeit stand ihr fest wie die ewige Gerechtigkeit und der geordnete Lauf der Sterne. Während sie so brütend im tiefsten Innern der Höhle sich barg, hörte sie ein Geräusch, das bald näher, bald ferner schien. Sie schrak zusammen, denn sie fürchtete, daß man sie suche. Da ertönte ein frohes Heulen. Der Wolf hatte auf seinen nächtlichen Streifzügen ihre Fährte gefunden. Schon strebte er ihr zu, leckte ihr die Hand das Gesicht und immer wieder rannte er hinaus und herein, um seiner Freude Luft zu machen. Jetta rührte selbst jetzt in ihrer tiefen Seelenpein die Freude des unmündigen Genossen. Sie streichelte ihn mit sanfter Hand und sagte: »Ja, du treues Thier, ja wir gehören zusammen. Auch ich bin zur Höhlenbewohnerin geworden, zur Wölfin. Bleibe bei mir, Genosse, wir haben ein nächtliches Werk und wollen uns nicht trennen bis es vollbracht ist.« Sie legte ihre Hand auf das gewaltige Thier und gehorsam streckte es sich neben ihr nieder und wieder sank sie in ihre todtenähnliche Erschöpfung zurück.


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