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Falkland.

»Den samtnen Mantel mit Gold gestickt.
Die Krause von Brüssler Spitzen,
Den Hut, von dem der Reiher nickt
Und leuchtend Juwelen blitzen,
Auch meines Halsschmucks Goldgeflecht,
Ererbt aus der Väter Tagen,
Die Stücke legst du mir zurecht,
Die trag' ich morgen im Gefecht,
Wenn wir mit Essex schlagen!« –

Lord Falkland spricht's und aus dem Zelt
Tritt er hinaus ins Freie,
Und rings den Heidegrund erhellt
Der Lagerfeuer Reihe!
Dort drüben hält Lord Essex' Macht
Und Cromwells Eisenreiter,
Und hier verlärmen vor der Schlacht
Die Kavaliere wild die Nacht,
Des Königtumes Streiter!

Dort ernstes Schweigen, ab und zu
Nur dumpfes Psalmensingen;
Hier Jauchzen ohne Rast und Ruh',
Spottlieder, Becherklingen!
»Rundköpfe und Rebellen!« drang
Es hier aus trunknen Kehlen,
Und »Belials Söhne!« drüben klang
Es zwischen näselndem Gesang,
»Verdammnis ihren Seelen!«

Lord Falkland blickt ins Feld hinaus
Und horcht den dumpfen Klängen,
Die wirr wie flutend Sturmgebraus
Die Seele ihm bedrängen;
»Altenglands Söhne hier wie dort,«
Spricht er, das Herz voll Wunden,
»Und zwischen beiden nachtumflort
Treibt wild der Tage Strömung fort,
Und trennt, was Gott verbunden!«

»Das Königtum verfechten wir,
Denn heilig ist die Krone;
Wir dulden nicht, daß Ehrbegier,
Je rüttle frech am Trone! –
Die drüben wagen wohlgemut
Den Kampf für Recht und Glauben;
Es läßt der Freiheit köstlich Gut,
Erworben durch der Väter Blut,
Altengland sich nicht rauben!

Sie haben recht und so auch wir;
Eins aber fehlt uns beiden,
Der klare Blick, wo dort und hier
Sich Recht und Unrecht scheiden!
Zum Trotz wird drüben Festigkeit,
Zum Übermut hier Treue;
Dort überhasten sie die Zeit,
Hier gilt das Alte für geweiht,
Und Haß verfolgt das Neue!

Nicht Einsicht hier, noch Rücksicht dort,
Gelöst der Ehrfurcht Bande;
Parteigetriebe Tat und Wort,
Rings Leidenschaft im Brande;
Die Zeit, ein wildempörtes Meer,
Und ich umhergetrieben,
Die Brust von bangen Zweifeln schwer,
Unfähig, blind zu hassen mehr,
Unfähig, blind zu lieben!

Hier ficht mein Herz, dort mein Verstand!
Soll ich, im Auge Tränen,
Mit brudermörderischer Hand
Im Kampf begegnen jenen?
Und kann ich mich entschlagen hier
Ererbter heil'ger Pflichten,
Daß laut es schalle hinter mir:
Treubrüchig falscher Kavalier,
Mög' Gottes Zorn dich richten! –

Kein Ausweg rings und keine Wahl,
Als ehrlos leben, oder
Auf Brüder zücken meinen Stahl
Im wilden Kampfgeloder! –
Es graut der Tag, es drängt die Not,
Was wählen Und was meiden? –
Von Schmach hier, dort von Schuld bedroht,
Gespötte hier, dort Seelentod!
Nun so – so trotz' ich beiden!

Nie wich ich all mein Leben lang,
Von meines Königs Bahnen,
Ich folg' ihm in des Kampfes Drang,
Entrollt er seine Fahnen,
Doch nicht zu schlagen unbewehrt,
Im festlichen Geschmeide,
Die Brust zu bieten jedem Schwert,
Bis eines, wie's mein Herz begehrt,
Ein Ziel setzt meinem Leide! –«

Er spricht's und tritt zurück ins Zelt,
Und es beginnt zu tagen,
Und als im Licht rings glänzt das Feld
Ward Newbury's Schlacht geschlagen;
Als aber in des Mittags Glut
Rückzug die Hörner blasen,
Und still und stumm das Schlachtfeld ruht,
Liegt hingestreckt in seinem Blut
Lord Falkland auf dem Rasen!

Ihn schmückt der Mantel mit Gold gestickt,
Die Krause von Brüssler Spitzen,
Der Hut, von dem der Reiher nickt,
Und leuchtend Juwelen blitzen;
Doch reicher noch mit Glanz umflicht
Verklärung seine Züge,
Und heitre Ruhe, die da spricht:
»Ich wählte und bereu' es nicht;
»Viel besser Tod als Lüge!«


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