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Es war bei Nacht ...

Es war bei Nacht; ich saß allein und sann.
Da war es mir, als fühlt' ich ihre Nähe,
Als ob ihr Hauch an meine Schläfe wehe,
Als spräche ihrer Stimme Klang mich an.

Und also sprach sie: »Weine nicht, fass' Mut!
Blick nicht nach einem Grabe schmerzestrunken,
Als wär' die Liebe dir hinabgesunken,
Wo Asche nur bei Asche friedlich ruht.

Die Seele, die du liebtest, wisse, lebt,
Sie lebt in dir, sie hat dein tiefstes Wesen
Zur zweiten Heimat liebend sich erlesen,
Und denkt und fühlt und schafft in dir und strebt.

Ihr Anhauch läßt in schmelzendem Gesang
Der Seele Satten rauschend dir erklingen,
Und will dein Geist sich zu den Sternen schwingen,
Ihr Flügel trägt die Wolken dich entlang.

Ihr Flüstern ist's, das dir im Herzen spricht,
Will Mißmut Willen dir und Tatkraft lähmen,
Ihr Mahnen heißt dich wilden Schmerz bezähmen
Und dich von ihm befreien im Gedicht.«


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