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Dem Augenblick sein Recht.

Wer fragte je den Flieder, wer die Linde,
Woher der Duft wohl ihrer Blüten, sprießt?
O frag dein Herz nicht, wenn du glücklich bist,
Warum so selig froh es sich empfinde?

Was ist dein Glück? Vielleicht nur Traumesschatten!
Was ist dein Glück? Vielleicht nur Nebelduft!
Greif täppisch zu, und es zerrinnt in Luft,
Und kann es herbe Wahrheit dir erstatten?

Nein, laß dich spielend die Minute wiegen,
Genießen, was dir ihre Gunst verleiht,
Und hinter dir für eine Spanne Zeit
Laß finstern Ernst und trübe Vorsicht liegen!

Sie kommen früh genug, um dich zu quälen,
Gedanken und Bedenken mancherlei,
Der Mißgunst Spott, der Wenge roher Schrei,
Der fromme Tadel heuchlerischer Seelen!

Sie kommen früh genug! – So laß sie kommen,
Benütz den Tag, denn nur der Tag ist dein,
Und eh' du's ahnest, ist der Sonnenschein
Des Tages wie des Glückes dir verglommen!

Was widerstrebst du? – Liebe du und lebe!
Greif mutig in das Glücksrad: Welt, hinein:
Ob deine Hand für Tage holden Schein,
Ob echtes Gold für lange Jahre hebe!


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