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Nach Jahren.

Der Mensch, tritt erst ins Leben er hinaus,
Stürmt vorwärts, jedem Eindruck hingegeben;
Kopfüber stürzt er sich ins Weltgebraus
Und aller Freuden Schätze will er heben.

Nach jeder Blume streckt er seine Hand,
Begehrlich blickt er auf nach jedem Sterne;
Nicht Meere schrecken ihn noch Wüstensand,
Und seinem Streben scheint kein Ziel zu ferne.

Erfahrung aber weiß den wilden Trieb
Allmählich sichern Bahnen zuzulenken,
Und mancher Wunsch, der unerfüllbar blieb,
Lehrt Mut und Kraft auf Wen'ges ihn beschränken;

Und immer eng're Kreise zieht er sich,
Und wenn im Kampf des Lebens aufgerieben
Die Jugend schwand und Alter ihn beschlich,
Wie wenig ist des Wen'gen noch geblieben!

Wohl dem, der früh in Einem Alles fand,
Der, wie von einem Zauberkreis umwoben,
Mitleidig lächelt, wenn um seinen Rand
Ohnmächtig zürnende Dämone toben.

Wohl dem, der liebt, und was ihn jung durchglüht,
Wie eine Rose in ein Buch geschlossen,
Gleich uns bewahrt und noch im Herzen blüht,
Wenn auch der Lenz der Jugend ihm verflossen!


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