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Gedichte.

Einleitung des Herausgebers.

Erst im Jahre 1850 erfuhren es weitere Kreise, daß der damals so hoch gefeierte Dramatiker Friedrich Halm auch Gedichte lyrischen und epischen Charakters verfaßt habe, als im Cottaschen Verlage zu Stuttgart die Sammlung: »Gedichte« erschien. Diese Ausgabe wurde zu Grunde gelegt der vermehrten und verbesserten Auflage der »Gedichte« im 1. Band der Gesamtausgabe »Friedrich Halms Werke« (Wien, Gerold 1856); im 7. Bande derselben Ausgabe bot Halm 1864 »Neue Gedichte«. Aus dem Nachlasse des Poeten, mit dessen Herausgabe derselbe testamentarisch Faust Pachler und Emil Kuh betraut hatte, veröffentlichte Pachler im 9. Bande der Gesamtausgabe 1872 »Neueste Gedichte« und damit eine Auslese alles dessen, was Halm an lyrischen Schöpfungen hinterlassen hat. Pachler war in der Auswahl sehr streng und gewissenhaft und mögen ihn allerdings auch persönliche Rücksichtnahmen, besonders solche auf noch Lebende bewogen haben, vieles zu unterdrücken. Um die bibliographischen Angaben zu vervollständigen, sei noch angeführt, daß unter dem Titel »Ausgewählte Gedichte« eine Sammlung in Wien 1865 erschien und eine zweite Auflage 1886 veranstaltet wurde.

Man hat beim ersten Erscheinen von Halms Gedichten mit Überraschung ersehen, daß Halm auch auf diesem Gebiete Anerkennenswertes geleistet hat; lyrische Herzensergüsse und Liebeslieder, Naturbilder, Strophen ernster Lebensbetrachtung, längere epische Stücke und namentlich unter dem Titel »Meinungen und Stimmungen« höchst bemerkenswerte kurze Sprüche und Sentenzen in Versen liegen vor und weisen nicht nur den Gedankenreichtum und die Gewandtheit der Anlage, sondern auch die gefällige Beherrschung von Vers und Reim, so daß man Halm auch unter den österreichischen Lyrikern einen ehrenvollen Platz einräumen muß.

Es ist nach der Aufführung der »Griseldis« 1835, welche den Glanz des Namens Friedrich Halm plötzlich erstrahlen ließ, den Zeitgenossen wohl kaum Mehr bewußt geworden, daß schon im Jahrgang 1834 des damals besten österreichischen literarischen Journals »Wiener Zeitschrift« unter demselben Namen zuerst Gedichte (»Unter dem Tannenbaum« und »Reiselieder«) veröffentlicht worden waren, worauf Pachler in seiner gehaltreichen Studie »Jugend- und Lehrjahre des Dichters Friedrich Halm« (Wien, 1877) aufmerksam macht. Später hat Halm auch im »österreichischen Musenalmanach, herausgegeben von Ritter Braun von Braunthal« (Wien, 1837) die längere patriotische Dichtung »Beim Tode Franz I, Kaisers von Österreich« zum Abdrucke gebracht. Auch die Fragmente des dramatischen Märchens »Schwert, Hammer, Buch«, welche im Jahrgange 1839 des Wiener Taschenbuches »Gedenke Mein« enthalten sind, weisen lyrischen Charakter auf. Vereinzelt findet sich Halms Name noch in späteren Jahrgängen österreichischer Taschenbücher und Zeitschriften. Doch nicht allzuhäufig.

An dieser Stelle sei noch aus dem Berichte Pachlers in der Einleitung zu den »Neuesten Gedichten« und dem Nachlasse Halms bemerkt, daß »Poetische Versuche von S. Fidelis« von 1823 bis 1826 handschriftlich vorliegen und in zwei Quartbänden schon lyrische Stücke enthalten, solche finden sich auch in handschriftlichen Heften von 1829, 1830 und 1835, sowie in eigenhändigen Reinschriften bis zum Jahr 1866 vor.

Was die vorliegende Auswahl der lyrischen Gedichte Halms betrifft, so mußte dieselbe, schon um der wichtigeren dramatischen Produktion Raum zu gewähren, so knapp als möglich gehalten sein, doch wurde aus den früheren und späteren Perioden des Dichters das am meisten Bezeichnende ausgenommen, insbesondere auch von epischen Gedichten die besten und am meisten abgerundeten Stücke. Leider entfällt die große, mächtig wirkende Dichtung »Charfreitag« eben auch nur ihres außerordentlichen Umfanges wegen. Dafür sind bisher ungedruckt gebliebene Gedichte aus dem Nachlasse Halms hier zum ersten Abdrucke gebracht und zwar sowohl aus der Frühzeit als auch aus den späteren Tagen, in welchen der Poet sogar politische Töne anschlug. Für die Verehrer des Dichters werden diese Stücke von besonderem Wert sein, denn wenn auch der Name Halms heute nicht mehr den Klang besitzt wie noch vor einigen Jahrzehnten, so zählt der Träger desselben doch zu den hervorragendsten deutschen und namentlich deutsch-österreichischen Poeten. Daß dies mit Recht der Fall ist, dürfte die vorliegende Ausgabe des Besten, was er geschaffen, der jetzigen Generation deutlich vor Augen führen.

A. Sch.


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