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Zum Abschied.

An H. H.

Der Lenz erwacht! Du regst die Schwinge,
Hinaus zu flattern in die Welt,
Wien-Capua hat keine Schlinge,
Die fest dich hält!

Wohin du fährst? Was frommt die Frage,
Bist du doch wandelbarer Art,
Ein neues Ziel mit jedem Tage
Winkt deiner Fahrt!

So flattre hin! Folg deinem Sterne!
Nur sage nicht, du kehrst zurück!
Was wüßtest du noch in der Ferne
Von altem Glück?

Und ich? – Je nun! Es treffen Blitze,
Und brausend schüttelte der Sturm
Vom Fundament oft bis zur Spitze
Mich alten Turm!

So wird er's, mein' ich, überdauern,
Ob mehr ein Vöglein flugverirrt
Ob wen'ger um die alten Mauern
Im Kreise schwirrt!

Ob auch ein muntrer Gast entfliege.
Er stürzt in Schutt nicht vor der Zeit,
Nur wenn des Vögleins Zwitschern schwiege,
Das tat' ihm leid!

Denn Lieder schallen ohne Seele
Von Pol zu Pol die Welt entlang,
Doch was dir quillt aus Brust und Kehle,
Ist Waldgesang!

Ist Widerhall von deinem Wesen,
Ist deiner Seele Drang und Schrei!
So sei, wozu dich Gott erlesen,
Und bleib dabei!

Genieße! Doch wo wüste Zecher
Die Kanne leeren und den Krug,
Da schlürfe du den Schaum vom Becher,
Und sprich: Genug!

Durchmiß die Welt, daß Wechsel labe
Des unstet flücht'gen Sinnes Gier;
Nur eins halt' heilig bis zum Grabe –
Den Gott in dir!


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