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DER ADLER ÜBER GLAUBE UND HEIL

Wie sich die lerche aufschwingt in die weiten
Erst singend und dann schweigend ● zur genüge
Ersättigt mit den lezten süssigkeiten

So deuchte mir das abbild vom gefüge
Des Ewigen Beliebens dessen waltung
So wie sie ist sich jede sache füge.

Und wusst ich auch dass meine innre Spaltung
Wie farbe hinter glas man hier durchdringe:
Trug ich nicht länger schweigende verhaltung.

Aus meinem munde: ›was sind diese dinge?‹
Brach es hervor als ob ich dran ersticke.
Drauf mehrte sich das strahlende geschwinge.

Dann kam mit einem leuchtenderen blicke
Die antwort des gebenedeiten Aares
Damit ich nicht in staunen mich verstricke:

Ich sehe wol du hältst dies all für wahres
Weil ichs gesagt – doch weisst du nichts vom grunde ●
So ist es dir wenn auch geglaubt nichts klares.

Du tust es jenem gleich ● der führt im munde
Der dinge namen ● doch was sie enthalten
Kann er nicht sehn ● bringt nicht ein Andrer kunde.

Regnum Coelorum lässt sich vergewalten
Von heisser liebe und von gläubigem drange
Die sieger bleiben übers ewige schalten

Nicht so wie mensch vor mensch erliegt dem zwange ●
Es siegt indem es wünscht besiegt zu werden –
Besiegt siegt es im gnadenüberschwange.

HIMMEL ● XX. GESANG ● 73–99.

 


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