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PETRUS DE VINEA

Allseitig war von klagen ein geschwirre ●
Doch sah ich keinen der hervor es brachte ●
Deswegen blieb ich stille stehn ganz irre.

Ich denke dass er dachte dass ich dachte
So viele stimmen kämen aus dem laube
Von einer schar die sich unsichtbar machte.

Der Meister sagte mir deswegen: Klaube
Ein zweiglein ab von einem solchen stamme
Dass es die meinung die du hast dir raube.

Nun strecke ich die hand hervor und kramme
Ein ästchen ab von einer grossen hecke.
Da schrie der strunk: Was machst du mir die schramme?

Darauf bekam er von dem blute flecke
Und schrie zum zweitenmal: Warum mich schinden?
Ob denn in dir kein hauch von mitleid stecke?

Wir waren menschen und nun sind wir rinden ●
Und hätten seelen wir gehabt von nattern ●
Wir hätten mildre hände dürfen finden...

Wie grünes scheit um das die flammen knattern
Am obern end ● am untern tropfen hangen -
Und das erzischt von dämpfen die verflattern:

So waren aus dem riss hervorgegangen
Worte und blut.. ich liess das zweiglein fallen
Und stand dann stille wie ein mensch in bangen.

HÖLLE ● XIII. GESANG ● 22–45.

 


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