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CACCIAGUIDA ● VORAUSSAGE DER VERBANNUNG

Hoch ragst du teures reis von gleichem rumpfe ●
Und wie es klar ist irdischem verstehen
Dass es in keinem dreieck gibt zwei stumpfe:

So siehst du alles fällige geschehen
Bevor es wird ● indem du schaust zur mitte
Vor der als heutig alle Zeiten stehen.

Als noch Vergil begleitet meine schritte
Beim abstieg in verlorner weiten plage
Und auf der rettbarn geister höhen-tritte:

Ward mir gesagt für meine künftigen tage
Manch lastend wort ● weiss ich mich auch zur stelle
An allen ecken bei des schicksals schlage.

Drum war mein wunsch dass sich vor mir erhelle
Was für Verhängnisse mich überschweben ●
Denn der geschaute pfeil trifft minder schnelle...

So sagt ich zu der leuchte die soeben
Mir sprach und dass ich meinen wunsch gestünde
War nach der Seligen willen zugegeben.

Es war nicht jene rätselvolle künde
Die frühres volk verstrickt in seinem wahne
Eh das Lamm Gottes wegnahm unsre sünde:

Es war bestimmte rede und das plane
Latein.. umringt und scheinend durch sein lichte
Erwiderte der liebevolle ahne:

Der zufall über den sich die geschichte
Des menschen-daseins nicht hinausverbreitet
Ist ganz gemalt vorm ewigen gesichte.

Doch wird daraus ein zwang nicht abgeleitet
So wenig wie der blick der zuschaut störe
Das schiff das auf dem strome niedergleitet.

Von droben ● so wie dringen zum gehöre
Von einer orgel süsse harmonieen ●
Dringt mir vors aug das los das dir gehöre.

Wie Hippolyt musst aus Athen entfliehen
Auf frevelhafter mutter falsche melde:
So aus Florenz ist dir bestimmt zu ziehen..

Dies wünscht man und dies sucht man und in bälde
Wird zum ereignis werden was sie planen
Dort wo man Christum täglich schlägt zu gelde.

Es heftet an der Unterlegnen fahnen
Der brauch die schuld auch hier.. doch wer gelogen
Daran wird spätres zeugnis rächend mahnen.

Ein jedes teure ding wird dir entzogen
Das dir zunächst war – dieser pfeil entfalle
Zuerst auf dich aus der Verbannung bogen!

Du musst empfinden wie sehr schmeckt nach galle
Das brot der fremden und wie schwere gänge
Aufstieg und abstieg sind in fremder halle.

Doch was am meisten deine schultern zwänge
Ist jene schar sinnloser bösewichte
Mit denen du entsinkst dort im gedränge.

Die ganz auf frevel undank wahn erpichte
Wird dir entgegenstehen ● doch beizeiten
Wird rot darüber ihr nicht dein gesichte.

Ihr weitres tun wird ihrer schnödigkeiten
Beweis sein.. und dir rechnet man zum siege
Dass du gestanden hast auf eigner seiten.

Dein erstes Schutzdach ● deine erste liege
Gewährt dir freundlich der lombardische Grosse
Der einen adler führt auf einer stiege.

Sein haus wird dir zu solchem gütigen schoosse
Dass bei euch zwein im geben und verlangen
Sogleich geschieht was sonst erst nach dem stosse.

Daselbst wirst du Ihn sehn der es empfangen
Bei der geburt von Diesem tapfern sterne
Dass seine werke werden ruhm erlangen ●

Doch nicht dass sie die weit schon kennen lerne..
Die hohe kugel hat erst seit neun jahren
Um ihn gedreht ● so ist sein tag noch ferne.

Doch eh der hohe Heinrich hat erfahren
Des Basken trug – wird seine tugend funkeln
Indem er gold nicht-achtet noch gefahren.

Mit seinem glanze wird er aus dem dunkeln
Vorbrechen eines tages dass dem hasse
Sogar nichts übrigbleibt als davon munkeln.

Auf ihn und seine reichen spenden passe!
Durch ihn wird wechsel sein in manchem gaue
Und tausch von dem der darbe und der prasse.

Schreib in den geist dir was ich dir vertraue
Von ihm ● doch sag es nicht! .. und er sprach dinge
Unglaubliche für den der einst sie schaue.

Dann fügt er zu: Mein sohn ● erläutrung bringe
Dir dies zum jüngst gesagten .. DIE unglücke
Sind es – verdeckt durch wenig zeitenringe.

Doch will ich nicht dass auf dein mitvolk drücke
Dein hass .. denn in die zukunft ragt dein leben
Weiter als die bestrafung ihrer tücke.

Als schweigend drauf zufrieden sich gegeben
Die heilige seele die den einschlag machte
Zum tuch das ich vor ihr anhub zu weben:

Begann ich wie nach längerem bedachte
Sich einer rats erholt bei einem zweiten
Der liebt ● der strebt mit richtigem betrachte:

Ich sehe ● vater ● auf mich los schon reiten
Die zeit ● dass sie mit ihrem hieb mich dränge
Der meist trifft den am meisten unbereiten.

Darum ist vorsieht gut für meine gänge
Dass ich nicht ● von dem liebsten ort verschlagen ●
Noch andre missen muss durch meine sänge.

Tief unten in der weit endloser plagen
Und auf dem berg von dessen höchster ferne
Die augen meiner Herrin mich getragen:

Und dann am himmel hin von stern zu sterne
Erfuhr ich manches ● das wenn ichs gestalte
Für viele schmack wird haben bittrer kerne.

Und wenn ich schwank nur mich ans wahre halte
So fürcht ich: ich verlier in Jener bilde
Die unsre zeit bezeichnen als die alte.

Das licht drin mein gefundner hört hier milde
Erglänzte ● ward zuerst zu voller lohe
So wie der Sonnenstrahl auf goldnem schilde

Und sprach darauf: Wem das gewissen drohe
Mit eigner oder fremder schande drucke:
Empfindet deine worte wohl als rohe.

Dem ungeachtet halt dich frei von schmucke
Und ganz eröffne das von dir geschaute ●
Lass es geschehn dass wen es beisst sich jucke!

Wenn auch beschwerlich werden deine laute
Beim ersten kosten ● wird lebendige zehrung
Man draus entnehmen wenn man sie verdaute.

Dem Sturmwind gleich tut diese deine lehrung
Dass meist sie rüttelt an den höchsten spitzen..
Und dies ist kein geringer grund zur ehrung.

Drum wurden dir gezeigt auf unsren sitzen
Und auf dem Berg und in dem Tal der Sorgen
Nur solche seelen deren namen blitzen.

Der geist der aufnimmt würde sich nicht sorgen
Noch glauben wenn man ihm ein beispiel male
Von einem Ursprung namlos und verborgen

Und einen gegenstand der nicht erstrahle.

HIMMEL ● XVII. GESANG ● 13–142.

 


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