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INSCHRIFT DES HöLLENTORS ● DIE LAUEN

›Durch mich geht man hinein zur stadt der trauer
Durch mich geht man in der Verlornen zelle
Durch mich geht man zum leiden ewiger dauer.

Aus recht gab mir der Schöpfer meine stelle
Die göttliche Gewalt hat mich geweitet
Die erste Liebe und die höchste Helle.

Vor mir war kein geschaffnes ding bereitet
Nur ewige – wie auch ich ewig stehe.
Lasst jede hoffnung die ihr mich durchschreitet.‹

Dies wort in einer dunklen farbe sehe
Ich aufgeschrieben über einer türe ..
Ich sprach: der sinn ● o meister ● macht mir wehe.

Drauf er ● als kundiger dessen was gebühre:
Hier ziemt dass jeder zweifel sei gebrochen ●
Nicht ziemt hier dass sich irgend feigheit rühre.

Wir sind am ort von dem ich dir gesprochen
Wo ich dich zum verlornen volke bringe
Das seiner güter höchstes hat verbrochen ...

Er legt' um meine seine hand als schlinge
Mit heitrem blick ● worob ich trost empfangen
Und liess mich ein in die geheimen dinge.

Dort in der sternenlosen luft erklangen
Seufzer und schluchzen und ein laut gestöhne
Worüber ich mit weinen angefangen.

Seltsame sprachen ● fürchterliche töne ●
Worte der qual ● geschrei des zornes ● volle
Und dumpfe stimmen ● dazu handgedröhne:

Sie machten ein getöse als ob rolle
In ewig dicker luft ununterbrochen
Das von den fröschen in des sturmes grolle.

Ich sprach ● das haupt voll zweifelhaftem pochen:
Meister ● was höre ich in diesem kreise
Für volk das so vom schmerze scheint durchstochen?

Und er zu mir: Solch jammervolle weise
Muss die elende seele der erfahren
Die lebten ohne schmach und ohne preise.

Sie sind gemischt mit jenen schlechten scharen
Mit jenen engeln welche nicht rebellen
Noch treu dem Herren sondern für sich waren.

Der himmel jagt sie dass er nichts vom hellen
Einbüsst noch birgt man sie im höllischen schlunde
Dass nicht die sünder drob sich höher stellen.

Ich sagte: Meister ● was für eine wunde
Ist es in ihnen die sie so macht leiden?
Und er: Ich gebe davon kurz dir kunde:

Diesen ist hoffnung nie: ganz zu verscheiden –
Und nichts ist wie ihr leben niedrer trüber
So dass sie jedes andre los beneiden.

Von ihnen dringt kein ruhm der welt hinüber ●
Von Gnade wie von Recht sind sie verachtet ●
Sprich nicht von ihnen ● schau und geh vorüber!

HÖLLE ● III. GESANG ● 1–51.

 


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