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ERMAHNUNG AN DEN LESER ● EINTRITT IN DEN MONDHIMMEL

O ihr auf winzigem kahne die im drange
Mich anzuhören ihr euch liesset leiten
Von meinem schiffe das hinfährt im sange:

Kehrt wieder zu den heimischen gebreiten!
Wagt euch nicht auf die hohe flut .. denn gerne
Könnt ihr zerschellen ohne mein begleiten.

Von meinem weg hielt man bisher sich ferne ..
Minerva haucht ● Apoll weist mir die fährte
Und neue musen zeigen mir die sterne.

Ihr andren wenigen die ihr die bärte
Zuzeiten aufreckt nach der engelspeise
Die hier uns labt ● doch sattsam nie uns nährte:

Vertrauen mögt ihr euer schiff der reise
Auf hohem meere ● folgt ihr meinen spuren
Bevor das wasser rinnt in gleicher weise.

Nicht jene Tapfern die nach Kolchis fuhren
Erstaunten so wie ihrs hier mögt erleben
Als Jason sie am werk sahn in den fluren.

Das ewige und eingeborne streben
Zum gottgeformten reich hat uns enthoben
So schnell als sähet ihr den himmel schweben.

Ich sah die Selige an ● sie sah nach oben
Und etwa so lang als ein pfeil sich richte
Abfliege und sich trenne von dem kloben:

Ward ich entrückt wo wunderbar gesichte
Mich an sich zog und sie die bis zum kerne
In meinem innern spähte was ich dichte ●

Winkte mir zu so froh als schön: ›Nun lerne
Dankbar zu Gott dich wenden der uns beide
Hier hat vereinigt mit dem Ersten sterne.‹

Es schien mir dass uns ein gewölk umkleide
Ein leuchtendes und dichtes ● fest- und feines
Wie diamant durch den die sonne schneide.

Das innere des ewigen edelsteines
Gab einlass uns wie wasser ein kann lassen
Des lichtes strahl und bleibt doch immer eines.

Und war ich körper: (dort kann man nicht fassen
Dass umfang andren in sich zugestünde ●
Sonst müsste körper ja in körper passen)

So ziemte dass ein grössrer wunsch noch zünde
Die wesenheit zu schaun in der wir schauen
Wie unsere natur sich Gott verbünde.

Hier kann man SEHN worauf wir gläubig bauen
Auch unbewiesen – doch durch sich gegeben
So wie wir dem anfänglich wahren trauen.

Ich gab zur antwort: Herrin ● so ergeben
Wie ich es nur vermag ● will ich Ihm danken
Der aus des sterbens welt mich liess entschweben.

HIMMEL ● II. GESANG ● 1-48.

 


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