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DER VENUS-HIMMEL ● KARL MARTELL

Einst glaubte die noch finstre welt die märe:
Die schöne Kypris liesse tolle liebe
Ausstrahlen aus der dritten himmelsfäre.

Drum wollte dass nicht ihr nur ehrung bliebe
Des opfers und der hilfeflehnden gäbe
Das alte volk im alten irr-getriebe –

Dass auch Dione und der flügelknabe
In ehren sei ● die mutter samt dem sohne
Der ● heisst's ● auf Dido's schooss gesessen habe.

Die hier den anfang gab zu der kanzone
Gab einst dem stern den namen der die sonnen
Umschwärmt bald vor bald hinter ihrem throne.

Nicht merkt ich wann der weg hinein begonnen
Doch ward gewahr dass ich darinnen schreite
An meiner Herrin immer grössern wonnen.

Und wie man sichte aus der glut die scheite
Und wie den ton man unter tönen schlichte
Wo einer festhält wann der andre gleite:

Sah ich aus dieser leuchte andre lichte
Im kreis sich drehn ● minder und mehr geschwinde
Je nach der schau der ewigen gesichte.

Aus kalter wolke stürzten niemals winde
Sichtbar und unsichtbar ● dass nicht an ihnen
Etwas behindert wäre und gelinde

Für ihn dem dieser gottesglanz erschienen
Wie er heranflog ● lassend seinen reigen
Der anfängt bei den hohen serafinen.

Und solch ein Hosiannah hört ich steigen
Aus jener schar die ich zuvorderst sahe
Dass ich begehrt: möcht es doch nie mir schweigen.

Und einer unter ihnen kam uns nahe
Und sprach allein: Zu deiner lust umfangen
Wir alle dich dass unser glück dich fahe!

Durch Einen kreis Ein kreisen Ein verlangen
Sind mit des himmels fürsten wir beweget
An die auf erden deine worte klangen:

›IHR DEREN GEIST DEN DRITTEN HIMMEL REGET‹
Wir sind so voll von liebe dass dich freuend
Uns süss sei wenn die lust ein nu sich leget.

Nachdem mein auge ehrerbietig scheuend
In jenes meiner Herrin eingedrungen
Und antwort kam gewährend und betreuend:

Zur leuchte die so lockend mir erklungen
Wandt ich mich. Ach wer waret ihr vor zeiten?
Rief ich von mächtigem gefühl durchdrungen.

Ich sah sie sich vertiefen und erweiten
Und dass noch neue seligkeit ihr werde ●
Nachdem ich sprach ● zu ihren seligkeiten.

In der gestalt sprach sie: Ich war der erde
Nur kurze frist: hätt ich mehr zeit gewonnen ●
Nicht käme ● die nun kommt ● soviel beschwerde.

Ich bin vor dir verhehlt durch meine wonnen
Die mich umstrahlen und in eigner schranke
So wie das tier von seide übersponnen.

Du hast mich sehr geliebt und wohl zu danke.
Hätt ich gelebt ● ich hätte dir gewiesen
Von meiner liebe mehr als das geranke.

HIMMEL ● VIII. GESANG ● 1-57.

 


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