Ludwig Ganghofer
Fliegender Sommer
Ludwig Ganghofer

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Der neue Leonhardt.

Sieben lange Jahre hatt' ich das kleine Bergdorf nicht gesehen, in dem ich einst so manche lustige Stunde verlebt, in dessen steilen Revieren ich auf Hirsche und Gemsen so manch' einen glücklichen Schuß gethan. Als nun im verwichenen Sommer ein Jagdausflug mich wieder in den weltentlegenen Winkel führte, staunte ich ordentlich über die Veränderung, die das liebe Nest in der Zwischenzeit erfahren. Von dem alten Kirchlein grüßte mich ein neuer, schlanker Turm, manch eine der altersmorschen, malerischen Hütten hatte sich in ein nüchternes, weißes Häuschen mit knallrotem Ziegeldach verwandelt, Kinder waren zu Leuten, und Leute wieder zu alten, gebrechlichen Kindern geworden, die lustigen »Rogler«, mit denen ich einst die Nächte bei Zitherklang und schneidigen Vierzeilern durchlacht hatte, trugen jetzt den langgeflügelten Ehemannsrock und duckten sich vor ihren »verstandsamen« Hausfrauen, in denen ich kaum mehr die frischen, munteren Dirnen erkannte, die ich einst im Ländler gedreht und geschwenkt.

Völlig erschrak ich, als ich das Forsthaus sah, das von der Erde bis unter das weit vorspringende Dach mit einer springgiftig grünen Farbe frisch angestrichen war, und als ich drinnen erst den Förster fand, über dessen struppigen Kopf ein Schnee gefallen, den keine Julisonne mehr zum Schmelzen brachte. Was mir aber am meisten leid that, war die Nachricht, daß der alte Jäger-Hiesl, der einst mein Begleiter im rauschenden Hochwald, mein Führer in der pfadlosen Felsenwildnis gewesen, inzwischen den letzten »Schnaufer« gethan. An seine Stelle war ein junger, strammer Jäger getreten, der mir, hätte nicht die wehmütige Erinnerung an den ehrlichen knorrigen Alten meine Augen umflort, wohl auf den ersten Blick schon würde gefallen haben. Es stimmte mich auch ein wenig verdrießlich, als ich hörte, daß der Sepp erst seit einem halben Jahr im Dienste stünde. Als ich aber gegen den Förster die Befürchtung äußerte, daß ich mit dem frischgebackenen Jäger wohl ziemlich schlecht beraten wäre, schmunzelte der Weißkopf so eigentümlich, winkte mit den Augen zum Sepp hinüber und legte, in leichtverständlicher Bildersprache, die beiden Fäuste hinter die Ohren.

Und richtig, schon auf dem ersten Pirschgang sollte ich erfahren, daß es der Sepp in Wahrheit faustdick hinter den Lusern hatte. Er kannte das Revier wie seine Joppentasche, und brachte mich auf einen alten Gemsbock, dem die erfahrene Schlauheit aus allen Haaren guckte, in einer Weise zu Schuß, daß ich über diese raffinierte Verschlagenheit nur so die Augen aufriß. Da bat ich ihm denn mit offenen Worten meine schlechte Meinung ab – und als hätte er mir daraufhin erst richtig zeigen wollen, was für ein Kerl er wäre, so verging von nun an fast kein Tag, an dem nicht eine frische Wildleber in unserer Pfanne schmorte. Und wenn wir dann am Abend vor der einsamen Jagdhütte unter den rauschenden Bäumen unsere Pfeifen schmauchten, wenn er unermüdlich plauderte und ebenso unermüdlich eine Flasche um die andere leerte, während sein rabenschwarzer Bart im Winde seine nackte Brust umflatterte und seine Augen durch die Dämmerung funkelten wie zwei glühende Kohlen, dann mußte ich mir oft die Seiten halten vor Lachen über die Schwänke und Streiche, die er zum besten gab. Er hatte aber auch sein Teil erlebt, zuerst als Bub, der weder den Vater, noch Lehrer und Pfarrer fürchtete, darauf als junger Holzknecht, dann wieder als Soldat in der Kaserne und im Felde, und schließlich als richtiger, leidenschaftlicher Wildschütz. Fünf Jahre lang hatte er die heimischen Berge unsicher gemacht und die Forstleute genarrt und krankgeärgert, so daß ihnen schließlich gegen ihn kein anderes Mittel übrig blieb, als ihn selbst zum Jäger und Hüter zu nehmen. Seinen Eintritt in den »Staatsdienst« hatte er dadurch gefeiert, daß er einen wildernden Tiroler wie ein Kälblein gebunden auf den Schultern ins Forsthaus getragen brachte – und von diesem Tage gab es im weiten Umkreis keinen Jäger, der es dem Sepp an Eifer und Pflichttreue gleichthat.

Wie im Fluge verging mir die Woche, die ich mit ihm in der Hütte droben verlebte, und selten bin ich so ungern zu Thal gestiegen, wie damals. Diese leidige Stimmung ließ mich auf dem Heimweg zu keinem rechten Geplauder kommen, und ihm hinwieder machte die schwere Last zu schaffen, die er auf dem Rücken trug. So ging ich ihm oft lange Strecken schweigend voran.

Wir waren dem Dorfe schon nahe und schritten auf einem schmalen Pfade dahin, zu dessen einer Seite der Wildbach rauschte, während auf der anderen Seite die steilen Felsen aufwärts stiegen. Nun machte der Weg eine Biegung – und da blieb ich verwundert stehen. Mir war diese Stelle von früher her noch im Gedächtnis – aber wie verändert fand ich sie. Damals hatte ein zerfallener Betstuhl hier gelegen, und in der hohen, natürlichen Felsennische darüber war ein lebensgroßes, verwittertes, von Sonne und Regen völlig entfärbtes Heiligenbild gestanden, das man nur mit Mühe noch aus seinen Attributen als eine Statue des heiligen Leonhardt zu erkennen vermochte. Jetzt aber sah ich eine völlige Kapelle vor mir. Ein rot bemaltes Blechdach war über die Nische gespannt, und ein eisernes Gitter schützte das in Gold, Silber und bunten Farben gleißende Standbild, zu dessen Füßen zwei Leuchter standen, während die halbe Nische mit verwelkten und frischen Kränzen und Blumensträußen angefüllt war. Rings um das Gitter war die Felswand mit Votivtäfelchen behängt, unter deren naiven Malereien der fromme Dank für die Wohlthaten zu lesen war, mit denen der Heilige in den beiden letzten Jahren sein gutes Herz an Menschen und Vieh erwiesen hatte.

Während ich diese Inschriften zu entziffern versuchte, hörte ich den Sepp hinter mir sagen: »Was? Der neue Leonhardt! Gelten S' – der steht jetzt da im Glanz! Ja, der hat halt amal 'zeigt, was er kann!«

Der eigentümliche Ton dieser Worte fiel mir auf, doch als ich mich nach dem Jäger umsah, begegnete er meinen forschenden Blicken mit einem gläubig ernsten Gesichte. Und dennoch war es mir, als hätten seine Züge bei allem Ernste den leisen Ausdruck einer heimlichen Verschmitztheit, als zucke irgend ein undefinierbares Etwas um seine bärtigen Lippen und in den Fältchen seiner Augenlider. Er hielt auch meinen Blick nicht allzu lange aus, sondem machte sich mit seiner erloschenen Pfeife zu schaffen, während er mit gezogenen Worten vor sich hin plauderte: »Ja, da kann man sehen, wie's einen Heiligen kränken muß, wann sich d'Leut' gar nimmer um ihn kümmern. Ganz vergessen is er da drinn g'standen, niemand hat mehr a Vertrauen zu ihm g'habt, kaum daß noch einer a Vaterunser hat beten mögen, den der Weg da vorbeig'führt hat. Das hat sich halt der Lenhardi auf d' Läng' nimmer g'fallen lassen. No ja, und zwei Jahr' mag's her sein, da is dem Mühlbauer sein' schönste Kuh verkrankt. In sei'm Jammer hat der Bauer a Verlöbnis g'macht, wenn ihm nur g'rad das liebe Stückl Vieh wieder gesunden möcht', so thät' er den Lenhardi neu herrichten lassen. Hat auch gleich 's Bildstöckl holen lassen und zum Vergolder g'schickt. Und was g'schieht? Die Kuh wird g'sund – und der Bauer? – no ja, der war z'frieden, hat an den Heiligen weiter nimmer denkt, und 's Bildstöckl is vergessen beim Maler in der Werkstatt g'legen. Natürlich, so a Behandlung hat sich der Lenhardi net g'fallen lassen – man kann's ihm auch net verargen – und da hat er sich halt g'rührt.«

Je ernster und getragener Sepp im Erzählen wurde, desto sengericher schien mir die Sache. Wenn den Hochlandsjägern unter dem Zwange der rätselvollen Natur auch der Aberglauben fest im Nacken sitzt, so sind sie doch keine blindgläubigen Frömmler, und mein Sepp war es am allerwenigsten, das hatte ich in den letzten Tagen zur Genüge erfahren. Ich war also fest überzeugt, daß die Geschichte auf einen sogenannten »Aufsitzer« hinauslaufen würde – hatte er mich doch im Laufe der Woche ein paarmal schon tüchtig »hereinfallen« lassen. Ich hütete mich also, eine Frage zu stellen.

»Und amal in der Früh',« plauderte er, während er die frischgestopfte Pfeife in Brand steckte, mit rührend frommer Miene weiter, »amal in der Früh' wird 's ganze Dorf rebellisch. Da is die Resl vom alten Bichler drunten umeinander g'rennt im ganzen Ort, vom Kaplan zum Lehrer, von ei'm Haus zum andern – ja völlig närrisch is 's Deandl g'wesen – und überall hat's verzählt, sie wär' in der Nacht da heroben g'wesen – ich denk' mir halt, sie wird a heimlich's Anliegen g'habt haben –« Dabei schmunzelte Sepp so deutlich, daß ich mit Gewalt die naheliegende Frage unterdrückte, die mir schon über die Lippen wollte, »ja, und da wär' ihr der Lenhardi in leibhaftiger G'stalt erschienen, und a Wachskerzel, wo's ihm hing'stellt hat zu die Füß', hätt' er aufg'hoben in seine Händ'; 's Deandl natürlich hat Reu' und Leid, bet' vor lauter Schrecken und is davong'schossen. Aber 's ganze Dorf hat's lebendig g'macht – und da können S' Ihnen denken, wie sich der Mühlbauer jetzt 'tummelt hat – über a paar Tag' is der neue Lenhardi schon da heroben g'standen. Und was der jetzt für ein Anseh'n hat! Von überallher kommen d' Leut' zu ihm, und wer von ihm was zu verbitten hat für sich selber oder fürs Vieh, dem hilft er, der Lenhardi – ja, is schon wahr!«

Bei diesem letzten Worte nahm er den Hut vom Kopfe und schaute mit freundlichen Blicken zu dem Heiligenbild empor. Mit zweifelnden Augen musterte ich sein zwinkerndes Gesicht, rückte ebenfalls den Hut und marschierte weiter.

»Mir scheint, Sie glauben gar net an mein' G'schicht'?« so fragte Sepp, als er mich mit raschen Schritten einholte.

Ich wußte noch immer nicht, wie ich mich zu der Sache stellen sollte, zog mich also diplomatisch aus der Affaire, zuckte nur die Achseln und lachte dazu.

Nun brauste er ordentlich auf: »Was! Jetzt is schön! So was net glauben! Aber warten S' nur, drunten im Ort, da kann ich Zeugen aufrufen, so viel wie S' wollen!«

Und er hielt sein Wort, denn als wir drunten im Wirtshaus bei rotem Tiroler rasteten, rief er die Kellnerin, dann die Wirtin und schließlich den dicken Wirt herbei, und alle drei erzählten mir nacheinander die Geschichte von der Bichler-Resl so ziemlich in der gleichen Weise.

»No also? Glauben Sie's jetzt?« so triumphierte mein Sepp nach jedem Zeugnis, das ich da zu hören bekam.

Aber gerade die Hartnäckigkeit, mit welcher er mir den Glauben an seine Geschichte aufzwingen wollte, ließ mich mit doppelter Sicherheit vermuten, das irgend ein lustiger Streich hinter der Geschichte steckte, und zwar ein Streich, bei welchem Sepp in eigener Person die Hauptrolle gespielt hatte. Das mußte ich herausbringen. Ich stellte mich also nach Möglichkeit überzeugt – merkte an seinem blinzelnden Gesichte, wie viel Vergnügen ihm mein Glaube machte – und dabei ließ ich eine Flasche um die andere bringen. Als endlich der Wein ein wenig in ihm zu rumoren begann – freilich währte das geschlagene fünf Stunden – fing er an, mich um meiner »Frömmigkeit« willen zu hänseln. Und wie ich nun gar seinen stichelnden Reden gegenüber mich zum Verteidiger seiner eigenen Geschichte aufwarf, lachte er, daß ihm die Thränen über die braunen Backen kugelten; dann duckte er den Kopf zwischen die Schultern, rückte näher, und puffte mit dem Ellenbogen in die Seite. »Jetzt passen S' auf – jetzt muß ich Ihnen dengerst was verzählen. Aber da im Ort, gelten S', da dürfen S' fein g'wiß nix verraten davon. Die Leut' da heraußen, die thäten ja sakrische Köpf hinmachen an mich.«

Und nun ging's los, mit Wispern und Kichern.

»Zwei Jahr' is her – ich war noch kein Jäger selbigsmal – aber mein, ich hab' mir halt diemal gern' an Gamsbock 'druckt. Du lieber Gott, es is halt so schön, wann's kracht, und es wirft ihn hin, den Teufelskerl, daß er alle vier Läuf' g'radauf streckt. No ja, und da war ich halt amal im Hinderberg droben – abends auf der Birsch aber hab' ich g'merkt, daß der Förstersohn net weit is, und so hab' ich mich halt schön vernünftig 'neing'setzt in einen Graben, hab' mich stad g'halten, und wie's finster 'worden is, bin ich abg'schoben. Aber wie's schon der Teufel will – herunt' am Steig merk' ich auf amal, daß der Jäger wieder hinter mir is. Umkehren hab' ich nimmer können – vom Verstecken war auch kein' Red', denn rechts hab' ich 's Wasser g'habt und links die g'rade Wand – und weiter hab' ich mir sagen müssen, wann ich davonspring' auf dem steinigen Weg, so muß er meine Schritt' hören und stutzig werden, der hinter mir. So hab' ich mir halt in der G'schwindigkeit die g'nagelten Schuh' 'runter g'rissen und bin in die Barfüß' drauflos marschiert. Wie ich aber ums Eck 'rum komm' – Sie wissen ja, wo ich mein' – da hör' ich den Zweiten bergaufwärts tappen. Jetzt is schön – jetzt steck' ich drinn in der Mitt'! Aber wie a Blitz geht's mir durch'n Kopf; springst da 'nauf, wo allweil der Lenhardi d'rinng'standen is. An Satz hab' ich g'macht, wie a Katz, wann's den Daxl merkt – und droben bin ich g'standen, hab' mein langen Wettermantel über'zogen und hab' kein Rührer nimmer 'than.«

Schnaubend blies er die Backen auf, stärkte sich' durch einen langen Zug und lachte eine Weile vergnüglich vor sich hin.

»Stockfinster is g'wesen, und da hab' ich natürlich denkt, die Zwei, die marschieren jetzt vorbei an mir, nix Schöner's giebt's ja net! Wie ich aber noch so denk', da hör' ich von unt' 'rauf a Deandl fragen: »Andredl, bist Du's?« Und der Förstersohn ruft herwärts: »Ja, Resl, ich bin's schon.« 's Deandel wieder jammert: »Mein Gott, Andredl, drei Stund' schon wart' ich drunten auf dich, und weilst halt gar so lang aus'blieben bist, hab' ich g'meint, ich geh' dir a Stückl entgegen.« Der Andredl aber hat g'meint, das hätt' sich jetzt g'rad recht schön 'troffen, denn da heroben könnten's plauschen miteinander g'rad g'nug. »Ja – und hart vor meine Füß' haben sie sich niederg'setzt auf den alten Betstuhl. Uijegerl – da hab' ich jetzt weiters a Süßigkeit zum anhör'n kriagt, daß mir 's Wasser schier z'samm'g'laufen is zwischen die Zähn'. Ja, 's Abschiednehmen is halt so a Sach' – denn wissen S', am andern Tag hat er fort müssen zu die Soldaten, der arme Lapp. Auf d'Letzt nacher hat er ihr a silbern's Ring'l g'schenkt – 's Deandl aber fangt auf amal zum Jammern an: »Jessas Maria, jetzt hab' ich's fallen lassen!« Gut, hab' ich mir denkt – wann Die noch a paar Stund' da umeinander suchen – mir haben ja so wie so schon d'Füß' zum zittern ang'fangt, daß ich's g'rade Steh'n schier nimmer vermocht hab'. A Zeit lang tappen s' mit die Hand' so aufm Boden hin und her, und auf amal, da sagt der Andredl: »Wart' du, ich mein', ich hab' a Kerzl bei mir!« Und da hat er auch auf der Stell' schon Feuer g'macht – und ich natürlich – ich hab' g'meint, mich trifft der Schlag.«

Diese Worte platzten meinem Sepp so komisch heraus, daß ich hellauf lachen mußte.

»Ja – Sie – mir is fein selbigsmal gar net zum Lachen g'wesen! Aber warten S' nur; es kommt schon noch besser! Denn kaum hat der Andredl 's Kerzl anzündt g'habt, so greift 's Deandl schon darnach. »Geh',« hat's g'sagt, »der Wind könnt's ja verlöschen – wart', ich stell's da 'rein ins Lenhardiwinkerl.« Und wie sich 's Deandel jetzt aufricht', schaut's so flüchtig in d'Höh an mir und sagt: »Jeh du, jetzt hat der Mühlbauer den Lenhardi dengerst schon renavieren lassen!« Und akrat, als hätt's kein' bessern Platz net g'funden, so pickt's mir ihr Kerzl mit'n heißen Wachs g'rad mitten 'nauf auf mein' nacketen Fuß. Aufschreien hätt' ich mögen vor Wehdam, aber lieber hätt' ich mir die Zung' abbissen, ehvor ich einen Muckser g'macht hätt'. No – die zwei, die suchen am Boden umeinander – mir aber fallt ein heißer Wachstropfen um den andern auf'n Fuß – g'merkt hab' ich schon, wie's mir a nußgroße Blasen aufzieht in der Haut – und bald hab' ich auch 's Lichtl g'spürt, wie's alleweil tiefer und tiefer brennt – und z'letzt – meiner Seel', ich hab's nimmer ausg'halten – und da hab' ich mich halt in Gottsnam' 'buckt, hab' 's Kerzl pack mit der Hand und hab' mir denkt, jetzt blas ich's aus. Da sind aber die Zwei schon in d'Höh' g'fahren wie b'sessen, ang'stärrt haben's mich mit aufg'rissene Augen, an Schrei und Gurgler hab' ich g'hört, und Hand in Hand sind s' in der Finstern davon g'rumpelt, daß d' Steiner g'rad so g'flogen sind. Ich aber hab's Kerzl ins Wasser g'worfen, bin 'nunter g'sprungen auf'n Steig und bin bergauf, wie wann der leidige Teufel hinter mir her wär'. No ja – und am andern Morgen – da is halt 's Wunder fertig g'wesen!«

Er lachte, leerte sein Glas, blitzte mich mit listigen Augen an und kicherte mir dann ins Ohr: »Wissen's, manchmal hat mich schon 's Gewissen 'plagt – aber no – wann ich mir so richtig denk', so mein' ich, der liebe Lenhardi selber kann mir ja g'wiß net harb sein wegen mein'm Stückl, denn so in Ehren, wie seit die letzten zwei Jahr', is er ja noch nie net g'standen bei uns im Dorf.«

Hievon hatt' ich ja vor Stunden die Beweise gesehen – wie hätt' ich also der lachenden Meinung des Burschen widersprechen können?

 


 


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