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24. Kapitel

Oh, mein Bruder Reimer!

Sie gingen, der Admiral voran, sein Stabschef mit der Mappe neben ihm, gleich dahinter der lange blonde Artillerieoffizier, dann die andern, übers Deck. Die Holzleiter, die zum Torpedoboot hinabführte, schwankte und schlug von dem erregten Wasser auf und nieder.

Harm Ott sprang hinzu und half sie halten. Der Admiral stieg in seiner frischen, rasch bewegten Art hinab, die andern ihm nach. Zuletzt sprang Harm Ott hinunter und lief den andern nach, nach vorn auf die Brücke. Das Boot drehte ab, drei oder vier schwere Granaten schlugen zwanzig Meter vom Boot ins Wasser und überwarfen sie mit ungeheuerem Gischt, der mit schwerem Klatschen aufs Deck schlug. Der Admiral sah noch einmal nach der ›Below‹; sie lag da wund und schmutzig; an der Seite und am Vorderschiff waren schwere Löcher gerissen; auf dem Deck, das sonst so schier und sauber war, lag es voll von Kartuschen, Eisenstücken und geschwärzten Holzsplittern; Eisenbleche staken hoch; mittschiffs am Mitteldeck lagen einige Tote. In dem Wohnraum der Heizer und in dem Bugraum spülte das Wasser; das Schiff hing schräg nach Backbord und lag vorn sehr tief. Harm Ott biß die Zähne zusammen über den Anblick und dachte mit weher Angst an seinen Bruder.

Nun lief das Boot rascher weg, die ›Below‹ verschwand in Wassersäulen, die rings um sie aufstiegen, man sah nur noch undeutlich an ihren großen Umrissen, daß sie schief hing. Das Boot stampfte und schlingerte heftig; Harm Ott hielt sich mit beiden Händen an der brusthohen Reling. Ein Signalgast, der neben ihm stand, versuchte ihm etwas zu sagen; aber seine Stimme verschwand in dem mächtigen Sausen der Ventilation und dem Krachen und Donnern nah und fern, und dem Aufrauschen des gequälten Wassers und dem Nachhall des Getöses, das den ganzen Himmel füllte. Es war, als wenn Meer und Himmel rasend wären von dem Rasen der Menschenkräfte. Ein loser, unruhiger Nebel zog durch die Luft. Es war um acht Uhr abends; von der Sonne war nichts zu sehn.

Sie jagten durch die schäumenden, unruhig wogenden Wasser und kamen längsseit eines Panzers und wollten längsseit gehn, aber er konnte wegen der vielen Einschläge, die rund um ihn ins Wasser stürzten, nicht stoppen und lief weiter. Da liefen sie wieder volle Fahrt weiter, eine bessere Gelegenheit abzuwarten. Es schien, als ob der Feind ahnte, daß das Boot besondere Bedeutung hätte; die Einschläge kamen dichter. Hier ... da ... schlugen die großen Geschosse ins Wasser und warfen riesenhohe Säulen auf. Um ihnen zu entgehn, schoß das Boot in jähen Zickzackstößen durch die Wellen. Harm Ott starrte durch leichten Rauch und Nebel, der die ganze Welt erfüllte, vorwärts, das Schiff zu sehn, das sie aufnehmen sollte ... wollte es deutlicher sehn und beugte sich vor. In dem Augenblick schlug eine Granate eben hinter dem Schornstein gegen die innere Bordwand des Boots und barst, und ihre Splitter fegten rasend über das Deck. Harm Ott fühlte einen dumpfen Schlag und empfand, wie ihm dunkel wurde und wie er fiel.

Er erwachte wieder davon, daß einer dicht über ihm sagte: »Ich glaube, er kann stehn.« Er griff sich in den Nacken und griff an einen dicken Verband; zu gleicher Zeit fühlte er, daß er lag. Da griff er wie in Angst, in irgendeiner Wahnvorstellung, nach dem Bein und der Hand des nächsten, lag in den Knien und richtete sich auf und hielt sich an der Reling, sah verwundert um sich und sagte: »Was war das?«

Der Kamerad verstand ihn nicht und sah ihn lächelnd an.

Er wankte etwas, stand aber, riß an seinen Augen und wurde wieder klar und sah um sich, und empfand zuerst, daß der Tag zu Ende gehn wollte. Die Sonne war nicht mehr da. Es lag das erste Schummern über dem Meer. Dann erst begriff er das ungeheure Tosen um sich.

Das Boot lief mit einer Rotte andrer Boote in Lee der großen Kreuzer. Furchtbares Donnern und Krachen füllte die Luft und schlug bis zum Himmel, ja, schien die Schöpfung zu füllen.

In dem Augenblick ging eine Bewegung durch die Mannschaft des Boots. Die Leute richteten sich auf. Einer rief: »Wir greifen an!« Vom nächsten Boot klang ein jäher, wilder Aufschrei, ein Hurrarufen. Die auf der Brücke standen vorwärts gebeugt und starrten gegen den Feind. Gleich darauf schoß das Boot in rasender Fahrt vorwärts, machte eine scharfe Wendung nach Steuerbord und schoß am Heck des nächsten Kreuzers vorbei. Es warf sich im wildaufschäumenden Kielwasser wie rasend hin und her.

Harm Ott wurde munterer und klarer und sah um sich, und sah, daß der Admiral und sein Stab nicht mehr an Bord waren, und wußte, daß er ohnmächtig gewesen war, und daß die Torpedoboote zum Angriff vorwärts stürmten und er mitten darin war. Wie sie jagten! ... Wie sie stürmten! Schräg vor ihnen an Backbord lag ein kleiner deutscher Kreuzer, Feuer und Rauch auf ihm, über ihm; hellrote Flammen schießen von ihm auf; der Feind besät ihn mit schweren Geschossen, und um ihn stehn wie riesige Wächter die hohen Wassersäulen und brechen zusammen. In derselben Richtung, weiter entfernt, liegen mehrere große englische Schiffe sinkend im Meer; eins brennt mit wilden, rötlichen Flammen. Das Wasser tobt; das Boot wird hin und her geworfen; Harm Ott hält sich mit beiden Händen an der Reling. Gischt wirft sich über das ganze Schiff. Der Rohrmeister und seine beiden Leute stehn bis an die Knie im Wasser. So stürmten sie auf die Reihe der Feinde.

Da! ... da! ... da sind die englischen Boote! Hohen Schaum vorm Bug, dichte Rauchwolken über sich, jagten sie zwischen den großen Schiffen hindurch ... wahrhaftig, ebenso kühn wie wir, den Tod nicht fürchtend! Ah ... wohl zwanzig, dreißig Boote ... stürmen sie heran, um den furchtbaren Angriff abzuwehren! Granaten auf Granaten heulen herüber, fallen ins Wasser. Ungeheure Wassersäulen steigen auf. Sie schießen mit den größten Kalibern auf die kleinen Boote. Das erste, schräg vor ihnen, wird mittschiffs getroffen; in Rauch gehüllt bricht es zusammen und sinkt. Kein Blick dahin! Kein Blick! Weiter! Weiter! Die englischen Boote nähern sich; sie schießen. Eine Granate saust dicht am Kapitän vorbei und reißt einen Mann, der neben ihm steht, und einen zweiten, der eben die Brücke betreten will, an Deck. Harm Ott sieht mit halbem Auge, wie der eine von ihnen wie ein leerer Sack zusammen fällt, während der andre noch in den Knien liegt. Ein Sanitätsgast beugt sich sofort über ihn; Harm Ott will hinzuspringen; aber seine Kraft ist noch zu gering; die Knie zittern ihm und er greift nach der Stange. Der Kommandant hat sich umgewandt und fragt verwundert: »Was war das?« bekommt keine Antwort und merkt nicht den Jammer hinter sich. Das Boot wendet sich. Eine Welle kommt so hoch, daß das Rohrende im Wasser verschwindet. Der Widerstand des Wassers wirft das Rohr gegen die Brücke. Der Rohrmeister, vom Rohr getroffen, schlägt schwer gegen die Brücke, fällt und bleibt liegen. Ein Treffer fährt quer durch die Kombüse; ein zweiter, mittschiffs, durch den Kutter, explodiert auch nicht; aber die Holz- und Eisensplitter treffen zwei Mann an den Beinen. Der eine kann noch gehn und versucht den andern unter die Brücke zu schleppen, kann es aber nicht durchführen und setzt ihn an den Schornstein. Der Kommandant ruft dem Torpedooffizier zu seiner Linken etwas zu; der Leutnant, auf seiner andern Seite, lehnt sich fest gegen die Reling, daß sein ganzes Gesicht rot wird; seine Augen quellen fast aus dem Kopf. Der Torpedooffizier, schwer verwundet, hält sich dennoch aufrecht und schreit noch sein Kommando: »Los!«, dann fällt er dem Kapitän in die Arme. Der Torpedo stürmt vom Bord und jagt davon. Ein englisches Torpedoboot, das eben noch vorwärtsraste und feuerte, fährt langsamer; es taucht vorne weg; es scheint völlig wehrlos ... Vorüber! ... Ein andres brennt mit rötlicher, breiter Flamme ... Vorüber! ... Die deutschen Boote haben sich gewandt; sie jagen wieder zurück. Wie aus unsern Kreuzern die Mündungsfeuer zucken! Vorüber! ... in Schutz und Lee der deutschen Kreuzer!

Sie liefen eine Weile, wohl zwanzig Minuten, in Lee dahin, und die Spannung ließ nach und die Bewegungen der Menschen wurden wieder langsamer. Der Leutnant sagte mit hohem Aufatmen: »Das haben wir gut gemacht, Herr Kapitän!« Der Koch erschien mit Fleischsuppe und belegten Broten. Sie aßen, während die Einschläge über den Kreuzern hinweg hier und da das Wasser zu Säulen hoben und die Schlacht rasend weiter tobte.

Wieder Bewegung! Der junge Leutnant sieht es zuerst; er deutet mit dem Arm nach dem andern Boot und schreit jubelnd: »Wir kommen noch einmal 'ran!« Das Boot wendet sich und schießt hinter den großen Kreuzern hervorbrechend im rechten Winkel gegen den Feind. Ein Mann sieht nach den Kreuzern zurück, sieht noch einmal hin – und schreit: »Herr Kapitän ... unsre Kreuzer greifen mit an!« Über das Gesicht des Kapitäns, ein ruhiges niedersächsisches Bauerngesicht, geht ein wunderbares Leuchten des Glücks. Er streicht leise über den Ärmel des Mannes, als wenn er ihn oder den Geist in ihm liebkosen will. So jagen sie gegen den Feind! Es ist dämmerig geworden; doch sind die Körper der feindlichen Schiffe deutlich zu sehn, sie werden jäh von den eigenen Abschüssen erleuchtet. Da ... die englischen Torpedoboote! Sie brechen heran ... sie kommen näher und feuern, Wassersäulen um sie! Da ... eins brennt! ... eins sinkt! Weiter! Weiter! Wie nah wir kommen! Wie groß diese Schiffe! Wie furchtbar! Wie sie feuern! Ihre großen Abschüsse krachen berstend herüber, dazwischen, heller und rascher, ihre Mittelgeschütze. Aber wir fürchten uns nicht! Wir stürmen in langer, schräger Linie durch die wirbelnden Wogen ... hinter uns, schräg heran, jagen unsre Panzerkreuzer. Dem Wolf gleich, der von der Seite kommt und dem fortstürmenden Stier gegen die Rippen springt, so stürmt die ganze deutsche Kraft von der Seite gegen sie an. Ein fortwährender, ungeheuerer Donner und nahes und fernes Rollen erfüllen die Luft bis zum Himmelsbogen. Die Herzen der Menschen sind nichts als dieser eine Wille: an den Feind heranzukommen, ihn zu treffen, ihn zu vernichten. Daß dies Wellenfeld ihm nicht allein gehöre! Sie stehn mit funkelnden Augen, mit gekrampften Händen. Was ist Leben? Nichts! Nichts! Siegen! Siegen! Ein Schiff der Engländer schert aus, weicht zur Seite. Ein andres hängt schief und feuert nur noch mit einem Geschütz. Zwei, drei andre biegen ab ... die Dämmerung wird stärker. Nebel, Wolken und Rauch liegen über dem Meer ... Die Engländer weichen, drehen ab! Sie wollen nicht mehr aufs Spiel setzen! Sie sind vor einer halben Stunde durch zu viel Trümmer gefahren, haben zu viel Verwüstung gemeldet erhalten! Sie biegen weg ... sie drehen ab ... und verschwinden in der Dämmerung, die sich in diesem Augenblick schwer auf das Meer legt.

Es war kein Feind mehr da ... Das Krachen und Donnern war stiller geworden. Nur fern im Nordwesten dröhnt noch einmal ... nun wieder die Kasemattebreitseite eines großen Schiffes ... nun fern im Süden dasselbe Donnern. Dazwischen hört man nun wieder das Rauschen und Weben des weiten Meeres. Die Wellen schlagen an und rauschen vorüber. Der Wind weht. Die Stimmen Gottes kommen wieder.

Da brennt noch das große englische Torpedoboot. Unser Boot rauscht heran, ob da noch etwas zu retten ist. Sie kommen vorsichtig längsseit und starren hinüber. Aber da kann kein Leben mehr atmen; es ist nichts als ein Trümmerfeld, ein Wirrwarr von verbogenem Eisen und brennendem Öl. Das Boot schießt weiter. Da, ein zweites Boot, brennend, am Heck eine helle Stichflamme, wohl zwanzig Meter hoch, als stünde da ein wilder, feuriger Steuermann, das Boot zu den Toten zu führen.

Da streckt ein Mann die Hand zur Seite und ruft: »Da ... da!« und zeigt übers Wasser. Da schimmern schräg achter dem brennenden Schiffsrumpf Lichter auf den Wellen. Sie fahren näher. Und nun sehen sie: es ist ein Kreis von kleinen weißlichen Flammen, ungefähr so groß wie ein kleines Zimmer; die liegen auf dem unruhigen Wasser, sinken und steigen. Sie kommen in langsamer Fahrt heran, und sehn inmitten der Lichter etwas wie einen großen, breiten Sack von Segeltuch; darin stehn Menschen, und heben die Hände und rufen etwas. Die meisten Deutschen verstehn sie nicht und hören es nicht. Sie stehn schon Schulter an Schulter mit Tauen und ausgestreckten Armen, die Schiffbrüchigen aufzuholen. Einer sagt zu Harm Ott: »Verstehst du nicht, was sie schreien? Sie schreien: No Baralong! No Baralong!« Nun verstand es auch Harm Ott: »No Baralong! No Baralong!« Taue hinüber. Der Nachbar hat dem einen, einem ganz jungen Menschen, die Hand gereicht und zieht ihn herauf. »Na ja ... wir glauben es schon!« Gleich darauf sind sie alle, sieben oder acht Mann, an Deck, stehn frierend, doch in würdiger Haltung, unter ihnen, werden an den Armen ergriffen und die Treppe hinuntergeführt und bekommen Handtücher und trockne Kleidung; einige sind verwundet und schwach und brechen zusammen. Ein Maschinenmaat, der englisch wie seine Muttersprache redet, fragt einen Unteroffizier aus. Noch verstört von der furchtbaren Schlacht und erregt von ihrer Rettung, plaudern sie aus, was sie auf ihrer Seite gesehn hatten ... wie sie durch ein Trümmerfeld ihrer großen Schiffe gekommen wären; und nannten die Namen der Schiffe. Einem der Geretteten, einem ganz jungen Menschen, dem auf der einen Seite vom Hals bis zum Knie die Kleidung in Fetzen zerrissen und verbrannt herunterhing, schneiden sie mit vorsichtigen Händen die Fetzen ab; der Sanitätsgast steht schon bereit. Der Verwundete sieht die beiden Deutschen, die sich um ihn bemühen, immer wieder an und murmelt immer wieder mit leiser, ruhiger Stimme, indem er den Kopf schüttelte: »No Baralong! No Baralong!« Dann vergeht ihm die Kraft und er wankt. Da nehmen Harm Ott und ein andrer ihn in den Arm und tragen ihn unter die Back.

Als sie ihn hingelegt hatten, sagte der Sanitätsgast: »Komm mit, wir wollen auch unsre vier, die noch an der Brücke liegen, hierherlegen; sie liegen hier besser. Der Kampf scheint ja vorbei zu sein.«

Harm Ott, der nun völlig wieder munter und hell war, obgleich die Wunde im Nacken heftig schmerzte, sah den Sanitätsgast an und sagte: »Bist du nicht auf dem Boot gewesen, auf dem mein Bruder ist? Weißt du ... der junge Freiwillige Reimer Ott?«

Der Sanitätsgast sah auf, sah ihn mit großen Augen an und sagte: »Ja, der Ott ist es ja gerade, den wir holen wollen!«

Harm Ott sah ihn jäh verwirrt an und sagte in Not und Qual: »Ich bin auf seinem Boot?!« sagte « ....und er ist verwundet? Ist es schlimm?«

Der Mann breitete die Hände aus und sagte: »Was ist schlimm? Er hat tüchtig einen abgekriegt. Daß du es nicht gesehn hast! Er stand ja keine drei Schritt von dir hinter dem Kapitän! Komm mit ... einer ist tot; aber der Leutnant und dein Bruder und ein dritter leben noch ... Was kann ich sagen? Er wird es ja hoffentlich durchholen ... Es traf ihn in die Seite.«

Harm Ott lief unter die Brücke und sah da vier nebeneinander liegen. Die Verbände leuchteten klar weiß im Dunkel. Er rief seinen Bruder beim Namen, aber bekam keine Antwort.

»Der erste ist unser Bootsmaat ... der ist tot. Dein Bruder ist der dritte; er ist wohl bewußtlos.«

Harm Ott kniete neben seinem Bruder und versuchte, seine Augen zu sehn. Die waren geschlossen. Aber ein Zucken fuhr dann und wann über sein Gesicht, das totenbleich und zusammengesunken war. Es war das Gesicht eines hagern Knaben.

»Hast du ihn verbunden?«

»So gut ich kann,« sagt« der Sanitätsgast. »Aber wir wollen zum nächsten Schiff gehn, daß sie in ärztliche Pflege kommen.« Sie sind alle vier schwer verwundet.

Sie traten an die Tür. »Sieh da ... da ist eins ... und wir fahren schon längsseit.«

Das Boot fuhr längsseit eines großen Kreuzers, der etwas schief im Wasser lag. Der Sanitätsgast rief nach Hängematten. Die Verwundeten wurden hineingelegt und an Deck getragen. Die Holzleiter wurde angelegt.

Da sprang Harm Ott auf die Brücke, trat an den Kapitän heran und sagte: »Obermatrose von der ›Below‹ ... Ott, Läufer beim Admiral ... zurückgeblieben wegen Verwundung. Ich bitte, mit auf den Kreuzer zu dürfen.«

Die Augen des Kapitäns glitten suchend und spähend über das dunkle Meer, über das hier und da Scheinwerfer glitten; von Süden und Norden her aus der Ferne donnerten dann und wann Geschütze. Er wandte sein breites Gesicht, das über und über voll Ruß war, langsam zu dem Frager und verstand erst die verwirrte Sache nicht; dann aber begriff er und nickte.

Die Verwundeten waren schon an Deck des Kreuzers. Mit einem großen Satz erreichte Harm Ott die Leiter, sprang hinauf und ging hinter den Trägern her. Unterwegs, am Niedergang, begegnete ihm ein Matrose, der ihm bekannt erschien. Gleich darauf nickte ihm ein Obermatrose zu, ein F. T. Gast, der den Arm in der Binde hatte ... sein Gesicht war braun verbrannt, und sagte: »Na nu, bist du nicht mit dem Admiral von Bord gegangen?«

Da erst begriff Harm Ott, daß er wieder auf sein altes Schiff geraten war.

Verwirrt, und froh, daß die ›Below‹ noch schwamm, in seinen Gedanken von dem einen zum andern Bruder gerissen, stolperte er hinter den Trägern her.


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