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XXXXVI

Helmut läßt grüßen! was wir zu Weihnachten möchten?! es sei Zeit! es gehe sonst aber gut! mal so, mal so! man zerbreche sich zur Abwechslung nur wieder den Kopf, was ich täte und warum ich immer noch in Berlin säße und noch immer nicht an ... Heiraten dächte?

Eine der ältesten und glaubwürdigsten alten Jungfern habe dabei erklärt: ich sei längst ja sozusagen verheiratet und hätte sogar ein Kind. Einen Jungen. Sie wisse das seit Jahren ...

Er sei dabei gestanden und habe ein Gesicht gemacht wie Berthold Schwarz, als er das Pulver erfunden ... und wenn so was wieder vorkäme, so möchte ich es ihn doch auch wissen lassen. Im übrigen sähe ich daraus wohl, daß alles noch auf demselben Fleck wie immer.

Die Mutter habe auch davon gehört. Sie habe jedoch gelacht und gesagt: sie würde sich nur freuen, wenn es so wäre.

*

Aber ... in allem Ernst, Hannie ... überleg dir einmal: sie haben recht!

wir könnten einen fünf-sechsjährigen Jungen haben, wie Hiesel Heinz und ... haben ihn nicht!

wir . haben . ihn . nicht . Hannie!

und warum haben wir ihn nicht?

weil wir nie ... Geld gehabt, ihn so zu haben, wie wir ihn eben haben wollten! und wir wollen ihn nur so, weil wir sein möchten, wie man auch sein kann, wenn man will! und weil wir uns zu gut sind, das Beste, das wir träumen, dem Achselzucken jedes hergelaufenen Philisters preiszugeben und in Gesindestuben von uns sagen zu lassen: na ja! natürlich! auch nicht besser als alle!

Doch was haben wir dafür? was haben wir dafür?

Nichts! nichts! nichts ... als ... gehässig dämliches Gerede! und ganz denselben Klatsch, wie wenn es nicht so wäre!

Man ist verdammt, so oder so! man sei wie man sei! und dabei weiß erst noch kein Mensch etwas von dir!

 

Ich lache schließlich darüber, es bleibt einem ja kaum was anderes übrig ... aber:

diese alten Jungfern und Jungferiche dort und hier ... ja, zum Teufel auch! versteht das denn, was es besagt: einen fünf-sechsjährigen Jungen haben zu können und ihn nicht zu haben! freiwillig nicht zu haben!

Hat das auch nur eine Sekunde lang bedacht, bevor es solch Geschwätz zusammenlügt: was das einen vielleicht gekostet haben könnte?

weiß das denn, was dazu gehört, Dinge, die man vielleicht auch möchte, Dinge, die es seinerseits mit zwanzig-fünfundzwanzig Jahren schon als etwas Selbstverständliches für sich in Anspruch nimmt, Dinge, die jeder Lump als ein ihm zustehendes Urrecht fordert ... sich zu versagen?! aus eigener Selbstzucht!?

hat das überhaupt eine Ahnung davon, was es heißt: Hans und Gans und Dumm und Dämlich an gedeckter Tafel sitzen zu sehen und zu stehen und die Zähne zusammenzubeißen und sich zu sagen: still! du hast keinen Hunger zu haben!

 

Es ist für sich selbst empfindlich wie ein rohes Ei, kommt aber und verbreitet zwischen Kaffee und Kuchen, ohne mit der Wimper zu zucken, als ob es nichts wäre, harmlos schamlos das Schlechteste, das es von seinem Armenleutestandpunkt aus über jemand zu sagen weiß!!!

und man hat keine Waffe dagegen! nichts! man kann nicht hingehen: Sie trostlose alte Jungfer Sie! schämen Sie sich denn gar nicht, so aus blauem Himmel herunter einem Menschen, der Ihnen nie etwas getan hat, den Sie gar nicht kennen, derart an die Ehre zu gehen?! wie wär es denn, wenn man zum Zeitvertreib einmal dergleichen über Ihren Herrn Sohn oder über Ihr Fräulein Tochter in Umlauf brächte? was meinen Sie dazu?

 

Doch so sind sie alle, dort und hier und überall! und dieser Gesellschaft wegen versagt man sich etwas!

O, es ist vielleicht das einzige, das ich bereue: nicht so gewesen zu sein, wie man durchaus gewesen sein soll!

 

Doch nein! nein! und noch mal: nein!

uns selbst zu Stolz, uns selbst zu Liebe sind wir gewesen, wie wir waren, und uns selbst zu Liebe wollen wir auch weiterhin so bleiben!

 

Hüt vor dem Alltag, was du Heiliges hast!


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