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XXXIV

Von Hannie

Auf dem Heimweg, unter der Laterne vor deinem Haus:

Eine ganze halbe Stunde steh ich schon und warte! wenn du oben wärest, hättest du doch Licht! wo steckst du denn, Liebster? warum kommst du nicht?

Denke dir ... denke dir, Frau von Dreiweg fragte mich vorhin, aus blauem Himmel herunter:

Ob es möglich zu machen wär? und wie? und wenn, ob ich Lust hätte, mit Hella im Januar für ein Vierteljahr an die Riviera zu gehen? Liebster, Herzliebster, deine Hannie an die Riviera! ich bin noch glühheiß! Hella ist ja kerngesund, aber ich glaube, sie haben Angst in Folge des plötzlichen Todes ihres Jungen im vorigen Jahr. Sie selber könne nicht mit, ihres Fußes wegen, und Hella hätte auch nichts davon, wenn sie immer zu Hause bleiben müsse, und ich wäre die einzige, der sie sie anvertrauen würde!

Ob es möglich wäre, daß ich von der Schule aus Urlaub bekäme? Gern tut mans wahrscheinlich nicht! aber ich muß eben einmal horchen! Sie würde mir, was ich hier aufgäbe, mit 250 Mark monatlich ersetzen; sie hätte sich das so ausgerechnet! ob es genug sei? ich solle nichts verlieren! Sonst natürlich alles frei!

Jostel! Jostel! Liebster! denk doch! wovon wir so oft geträumt! wie von Unmöglichem! wo steckst du denn? warum merkst du nicht, daß ich hier stehe! warum kommst du nicht, wenn man eine Freude hätte! ich könnte die ganze Nacht mit dir wach sein!

Wenn du nicht kommst, bis es halb zwölf schlägt, muß ich eben so heimgehen! und ich hätte mich so gefreut!

Ich schicke Rohrpost. Dann wirst du morgen früh damit geweckt und vielleicht reicht es noch, das du dann um halb acht an der Brücke bist, mich ein Stückchen zu begleiten. Aber Punkt!

Frühstücken kannst du Frau von Dreiweg zu Ehren auch nachher noch.

Eben wird der Briefkasten geleert! also gute Nacht! Schade!


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