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XXXXVII

Von Hannie

Hast du noch was tun können? Hast du noch ein paar Gedanken gehabt?

Den Aufsatz, von dem du sagtest, laß lieber! gerade wenn dir an der Sache selber liegt. Dank hättest du doch nicht davon und es hat keinen Zweck, immer für andere die Kastanien aus dem Feuer zu holen, laß sie sich selber die Finger verbrennen. Dir hilft auch keiner!

 

Ich malte mir unterwegs noch aus, wie es gewesen wäre, wenn ich Frau von Dreiweg gesagt hätte:

Ja, ich kenne ihn! er ist auch als Mensch soweit ganz vernünftig und auch liebenswürdig, wenn er gerade bei guter Laune. In der letzten Zeit freilich haperte es damit. Er ist ein bißchen verdrießlich und zappelig geworden und meint immer: jeder andere wisse und könne dreimal mehr als er, und jedes dumme Buch, das in einem Schaufenster liege, sei wichtiger, als was er selber mache! und so quält er an sich herum und wer sich selber quält, quält auch andere!

Aber im ganzen gehört er dennoch zu den ›besseren Menschen‹, wenn man ihn zu nehmen weiß und machen läßt und Vertrauen hat!

 

Er ist ein bißchen Sonderling, und es dauert lange, bis man ihm näher kommt. Er ist wie ein altes Schloß, in dem alles sorglich verdeckt und zugehängt ist, und Fremde bekommen überhaupt nichts zu sehen als die äußeren Vor- und Veranda-Zimmer ... höchstens daß er für den einen oder andern einmal eine ... Kuriosität herbeiholt! Erst, wenn er fühlt und weiß, daß er es nicht mit bloßer Neugier zu tun hat, schließt er ein paar Türen auf und schlägt da oder dort einen Fensterladen zurück!

 

Aber ich ... ich kriege jeden Morgen Blumen, so schön als es gibt! und darf durch alle Säle gehen, wann und wie ich will, und alle Vorhänge abnehmen und mich freuen an all den stillen Schätzen und Köstlichkeiten überall und darf auf die Türme klettern und im Park sitzen und Blumen pflücken ...

ich darf nur sagen, was ich will, und alle Diener stehen mir zur Verfügung ...

Ich ... ich bin die Königin, der da gehört, was er hat! und all das Schöne, das er findet und zusammenträgt, ich weiß es immer lange schon voraus!

ich ... bins, die mithelfen darf und für die er macht, was er macht!

ich ... bin seine Liebste!

und im Sommer, wenn der Park ums Schloß voll Rosen steht ... wird Hochzeit gefeiert!

Was meinst du, wie sie alle staunen würden: wenn ich plötzlich mit einer Krone in der Hand vor ihnen stünde!?

ich glaube: sie glaubtens gar nicht!


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