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XII

Es ist wieder, als ob ein Falke in den Wolken stünde. Ich seh ihn nicht, aber alles ist unruhig und flattert auseinander und duckt sich ins Gebüsch!

 

Es war nur der schöne Gewittersturm der letzten Tage, der mir die Seele hob!

Es ist immer nur die Sonne ...

es ist immer nur Sturm, der einen trägt ... und man vermeint ... Flügel zu haben!

 

Man kann eben doch nichts! Nicht mehr wenigstens, als andere auch ... und vor allem nicht so viel, als man möchte!

und es wäre auch noch einerlei, wenn man den alten Kinderglauben hätte: daß man nichts dazu kann, wenn man nichts kann! daß alles eben Sache angeborener Begabung!

Aber ich habe diesen Glauben nicht an dies Gottesgnadentum des Genies ... und hab ihn nie gehabt!

 

Es mag schöner sein und höher stimmen, es mag einen selbst mehr heiligen: sich göttlicher Herkunft und von Gott gesandt zu nennen ...

es gab ja Zeiten, da Prophet wie König sich darauf berufen mußten, wenn sie sich Gehör und Geltung schaffen wollten ... die Menschen verlangten es von ihnen: von Gott gesandt zu sein! und ihre Unselbständigkeit gab ihnen ein gewisses gutes Recht dazu!

und wems genügt, an solche Dinge so zu glauben, der mag dran glauben ... wie an hundert andere Symbole und mag so wörtlich alles nehmen, wie ein Kind die Märchen, die wir ihm erzählen ...

Aber: entweder ... oder:

gibt es keinen König mehr von Gottes Gnaden, gibt es auch kein Genie von Gottes Gnaden mehr! Wörtlich oder symbolisch!

Es mag ja höher stimmen, sich vor allen andern als berufen und als auserwählt zu fühlen, noch höher aber, mein ich, trüge es, zu sagen:

Was ich bin, ich bins von meines eigenen Willens Gnaden! und was ich kann, kann jeder, wenn er will und wenn er sich die Mühe nimmt, die ich mir nahm!

Selbstverständlich nicht von heut auf morgen!

Ein jeglich Ding braucht seine Zeit, zu werden, und wo sich niemand je die Arbeit machte, vorzusorgen, wo niemand säte, wird auch niemals niemand ernten!

Vorsorge allein freilich tuts nicht! Es sorgen viele vor und doch vergeblich ...

zum letzten Gipfel trägt nur eigene Mühe!


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