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XXIX

Von Hannie

Wir kommen also! Hella läßt sich nicht davon abbringen, und ihre Mutter kann nicht! Wenn es nur schon vorüber wäre! Ich werde ja nicht aus der Rolle fallen, und du mußt dich auch in acht nehmen, so Mädel haben schärfere Augen, als man denkt ... aber ...

ich weiß nicht ... es kommt mir vor, als ob wir ein Unrecht begingen! an uns! an ihr! ... Es zerbricht etwas dabei!

 

War es nicht schön gestern? die zwei Stunden? wir wollen es nun auch weiterhalten so und fröhlich bleiben, gelt?

 

Eigentlich haben wir es ja unendlich gut, im Verhältnis! denk einmal an all die Tausende, die selig wären, wenn sie es nur halb so hätten!

Wir sind gesund, alle beide, unberufen! wir haben unser Auskommen! mühsam, aber wer hätts nicht mühsam! und trotz allem ›von der Hand in den Mund leben‹ beinahe dreitausend Mark auf der Sparkasse!!

Überleg dir einmal, was das heißt, Liebster!

Wir brauchen uns um niemand zu kümmern! und können tun und lassen, was uns Spaß macht! Du vor allem bist völlig Herr deiner Zeit und kannst dir jede Arbeit legen, wie du willst! Ist das nicht auch was, um das dich zehnmal Reichere vielleicht beneiden würden?!

Du hast Freunde, die es wirklich gut meinen, und wohin du kommst, hat man dich gern!

und du hast eine Liebste, die dich so lieb hat, Liebster, daß sie dich nicht quält, auf Gelderwerb auszugehen, um geheiratet zu werden! die da weiß, daß es auch noch Höheres gibt, und lieber wartet und auf ihre Weise mithilft, den Weg frei zu machen!

und du hast deine Kunst! und ich glaube: Kunst ist immer Kampf! und so ein ganz klein, klein bißchen, so ein ganz lüttjes bißchen berühmt bist du am Ende auch schon!

ist das alles denn so gar nichts!

Also, Liebster, sei nicht immer so unzufrieden! du zerreibst dir deine beste Kraft damit und strafst deine eigenen Worte Lügen, denn ich verdank es doch nur dir, was ich da predige!

und ... im Grund deiner Seele bist du ja gar nicht so, ich weiß das besser! im Grund deiner Seele ...

 

Aber ich muß aufhören, ich habe noch nicht gefrühstückt! vergiß unsern ersten Oktober nicht! ich habe schon alle Stunden abgesagt und bin um zwei Uhr bei dir, und dann gehts hinaus, und wir sind so vergnügt und glücklich, wie damals!


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