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XXXVIII

Ich sinke wieder ... und nirgends eine Hand!

Tausend Freunde und nicht einen!

Nicht einen, der sich einmal die Mühe nähme, den eigenen Kram auszuschalten und in meine Welt zu denken!

nicht einen, der ein paar verlorene Stunden übrig hätte, was ich möchte, von meinen Wegen aus zu sehen!

Anstatt ein helfendes Wort zu suchen, bleiben sie an Kleinlichkeiten hängen und ereifern sich ob Dingen, die ganz Nebensache und die man alle längst sich selbst schon vorgehalten und erledigt!

 

Nicht einen, Hannie, zu dem man sagen könnte:

Sieh, dort in der Ferne, über den Waldrücken und Felskuppen, das weiße Schloß dort, mit den blitzenden Zinnen ... dort möcht ich hin! dort, denk ich mir ... was ich mir eben denke! ... Glaubst du, daß sichs lohnt? glaubst du, daß ichs kann?

 

Anstatt aufs Ziel zu halten, schütteln sie den Kopf und reden:

Ja, da bist du falsch! da hättest du von allem Anfang an gleich anders gehen müssen! über das Tal zu kommen, gibt es keinen Weg! und sieh dich vor: es stehen Wetter am Himmel! kehr lieber um!

Mein Gott! Weg oder Nichtweg ist ganz einerlei! es handelt sich ums Ziel! und über Täler kommt man allemal! und blitzt und wetterts, blitzt und wetterts eben!

Tausend Freunde und nicht einen, Hannie! dems der Mühe wert wär, zu verstehen, um was ich kämpfe!

Sie sehen nur Hemmungen und Hindernisse und lahmen überall an ihrem eigenen ewigen Nein!

anstatt ... mein Gott! anstatt ... was soll denn solch Geschwätz! ich muß und will doch von dem Punkt aus weiter, auf dem ich einmal stehe, ob er falsch ist oder nicht! ich steh doch da und will doch weiter und ... Weg oder Nichtweg ist ganz einerlei! es handelt sich ums Ziel!

 

Ich weiß nicht: vielleicht können sie nicht anders?! ... aber ...

ich kanns doch, wenn man zu mir kommt: So und so ... siehst du vielleicht noch Licht?! weißt du vielleicht noch, wie ein Weiter möglich?

ich kann es doch und weiß daher doch, daß mans kann! man muß nur wollen freilich!

Doch ich will ... nicht bitter werden!

 

Aber immer bloß geben! immer bloß geben!! Ich bin ja reich genug! ... noch immer, ja! ich habe immer noch den alten Jugendmut und meine alte Siegeszuversicht und hab noch immer mir das Herz nicht gallig machen lassen ...

Doch hie und da kommts eben auch und ... packt einen und wirft einen zu Boden und wenn von allen auch nicht einer dann ein ermutigendes Wort hat und begreift, was einem wieder Glauben geben könnte ...

und wenn man sieht: wie's jedem immer nur um sich und seinen Eigenkram zu tun ist, und wie ganze Welten zwischen einem liegen, so nahe man sich steht ...

und wenn der Vater über dem Schreibtisch auch mit dem Kopf schüttelt oder stumm bleibt ...

weißt du, dann ...

dann springt man auf, und das sind die Augenblicke dann, in denen ... ein Zufall einem die Zügel aus der Hand nimmt und die ganze Karre in den Abgrund jagt ... oder ... in denen etwas

untergeht in einem ...

ungesehen und ...

lautlos, wie ein leck gewordenes Schiff im Sturm des Ozeans in die Tiefe sinkt.

 

Wenn du dann wenigstens da wärest, meine alte Mitwanderin, wenn man sich einmal verlaufen hat und meint, es gehe nicht mehr weiter!

und wenn du bloß lachtest:

Durch, Jost! irgendwo! Was andere können, das kannst du auch!

Aber

deine Schule ist ja wichtiger als meine Seele

und ich muß mich beugen!

Es ist ja auch so:

deine Schule

ist

wichtiger als meine Seele!


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