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XX

Ich küsse dich und sag dir guten Morgen! Wie hast du geschlafen? was hast du geträumt?

Wie ferne Musik klingt es noch um mich her und mir ist, als säßen wir immer noch am ›großen Fenster‹ in den Dünen und du lachtest: guck, die vielen Schwalben! und wie herrlich grün schon alles wieder!

und als horchten wir auf das breite Rauschen der Wipfel über uns und schritten am Waldsaum hin ...

die Havel zu Füßen, mit ihren Kähnen, weit und offen ... und der ganze Himmel ein einziges flammendes Abendrot ...

und hinter uns, schwarz und brausend der Wald, durch den wir uns durchgesucht ... ans ... Meer!

und hinter dem Wald die Stadt ... der wir entronnen! ...

Tausend Grüße! tausend Küsse! und hat man auch nur alle vier Wochen einmal ein paar solche Stunden ... man fühlt wieder Leben! Liebe! Freude! man ist wieder jung und hat wieder Flügel!

*

Wer nichts hineinfühlen kann freilich in diese stillen märkischen Landschaften, wird auch nichts herausfühlen!

wie bei allem!

Wer Stein ist, dem wird ewig alles Stein sein!

wer nicht klingt, wird nie was klingen machen!

es liegt an dir, an mir, nicht an der Welt!

wer nicht Gott ist, wird Gott nie begreifen!

*

An Dichtern fehlts nicht ... weder an alten noch an jungen! Es ist wie ein weiter Frühling über der Erde ... aber an Menschen!

an Menschen, die sich mit ihnen freuen wollen, die mitdichten und mitleben, was sie machen, und ... darüber hinausschaffen!

an Menschen, die sich losfinden können aus ihren dunkeln Häusern und hinausgehen und sagen zu sich und denen, die um sie sind:

Seht einmal: lauter junges köstliches Leben an allen Enden, frisches Grün und Keime und Knospen! und wie das drängt und treibt und singt und klingt!

Kommt und freut euch dran und singt und klingt mit! es ist alles ja nur für euch! ... und viel wichtiger und nützlicher, als all der Staub und Kram, mit dem ihr tagelang zu Haus euch Mühe macht!

Hier ist das Leben!

*

O es wäre so viel, so viel Freude, so viel Liebe in der Welt, so viel siegende Kraft, daß gar kein Leid aufkäme ...

wenn man den Mut hätte, sie offen zu zeigen!

wenn man sie nicht immer scheu und ängstlich in dunkle Winkel verstecken müßte, vor Neid und Mißgunst, bis sie schließlich versinkt und erstickt wie Glut unter Asche!

O diese ewig schwarzen und grauen Kleider überall!!


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