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Drittes Kapitel
Geistliche Laufbahn

Ein berühmter Mann, kehrte Mazarin nach Rom zurück. Er hatte sich als ein erfolgreicher Diplomat erwiesen: unermüdliche Arbeitskraft und Willenszähheit, Scharfsinn, in Menschen und Dingen zu lesen, gewandteste Art in Rede und Umgang und ein optimistisches Zwingen des Glücks, waren seine Qualitäten; dazu hatte er die Bekanntschaft mit den führenden Männern der Erde, doppelte Erkenntnis der herrschenden, die Politik bewegenden Kräfte gewonnen.

Spanien oder Frankreich, Habsburg oder Bourbon, die Frage teilte damals noch nicht die Welt, aber schon den päpstlichen Hof. Mazarin hatte in Spanien studiert, die Gönner seines Hauses, die Familie, der er seine Karriere verdankte, waren Grosswürdenträger der spanischen Krone. War es sicherer Blick und Berechnung, war es intuitive Ahnung des richtigen Weges, persönliche Bewunderung für Richelieu, dass er sich für Frankreich entschied? Vermutlich waren es alle diese Gründe zusammen und noch andere persönlichere, dem Augenblick vorbehaltene, die wir nicht wissen. Schon in dem ereignisreichen Jahr, das hinter ihm lag, hatte er scheinbar unparteiisch, in der Tat zum Vorteil Richelieus und der Franzosen gearbeitet. Zwar hatte Richelieu noch im Juli an die Königin-Mutter geschrieben: »Der Mann ist spanisch und savoyisch gesinnt«; dann war er, als Schomberg und Effiat dem geschäftigen Italiener misstrauten und vor ihm warnten, für ihn eingetreten, um im Oktober wieder zu schreiben: »Ich glaube nun doch, dass er uns täuscht und den Feinden hilft!« Aber das Ende der Verhandlungen und das Ergebnis liessen keinen Zweifel bestehen. Schon vorher war Mazarin ziemlich deutlich geworden, denn am 22. September hatte er an Richelieu geschrieben: »er möge doch etwas für ihn tun und sich dem Kardinal Bagni gegenüber lobend über ihn äussern«. Sein Weg war ihm zweifellos klar, und um sich den Dank des französischen Ministers zu sichern, häufte er Dienst auf Dienst.

Die Franzosen hatten sich beim Abzug von Casale nicht sehr fein benommen: sie betrogen bei der Erfüllung der Bedingungen, besetzten mit List die Zitadelle, die zunächst noch einen kaiserlichen Kommandanten haben sollte, und die Soldaten stahlen einen Teil der spanischen Bagage. Nun marschierten sie durch die Nacht zurück; den spanischen Generalen aber war indessen das Blut heiss geworden, und sie beschlossen, Rache zu nehmen. Im französischen Heer diente als Leutnant der königlichen Garden ein provenzalischer Edelmann, Herr de Pontis, der später hochbejahrt der Welt entsagte, sich in die Gemeinschaft der Frommen von Port-Royal zurückzog und dort in gelassener Ruhe seine Erinnerungen, ein anschauliches Bild bewegter Vergangenheit, niederschrieb. Er ist der ehrliche Mann, der dies alles erzählt, und bemerkt, dass Mazarin damals den Spaniern »einen echt italienischen Streich« spielte. »Ich hatte auf dieser Seite unseres Lagers die Wache,« schreibt de Pontis, »als Herr von Mazarin in tiefer Nacht mit verhängten Zügeln angeritten kam. ›Ah, Monsieur, Sie sind verloren,‹ sagte er aufgeregt zu mir, da der Posten mich gerufen, ›die Feinde stehen nur mehr eine Meile von Ihnen; rasch, lassen Sie Alarm blasen.‹ Ich erwiderte ziemlich kühl: ›Wir alarmieren nicht ohne Befehl, Monsieur; aber wenn Sie wollen, führe ich Sie zu unserem General.‹ Immerhin schickte ich in alle Quartiere und liess sagen, man möge sich bereit halten. Als wir in das Zelt des Herrn Marschalls von Schomberg kamen, warf Herr von Mazarin sich ihm an den Hals und begrüsste ihn mit den Worten: ›Ach, mein Herr, ich umarme einen Mann, den ich in einer Stunde tot sehen werde!‹ – ›Ach wie, Monsieur,‹ sagte Herr von Schomberg, ›mir scheint, Sie wollen uns Furcht machen.‹ ›Ich will Ihnen nicht Furcht machen, ich will Ihnen das Leben retten, die Feinde stehen nur eine Meile von hier und wollen Sie überfallen.‹  … Sie standen noch zwei Meilen von uns, aber er wollte uns heiss machen, damit wir eilen sollten.« Trotz der soldatisch kühlen Rede liess der Marschall doch sofort alarmieren, und die französische Armee entging, durch einen Eilmarsch bis an die Dora Baltea und über die Brücke hinüber, der Gefahr.

Es kann kein Zweifel sein, dass Richelieu von diesem »italienischen Streich« des päpstlichen Diplomaten erfahren hat. Der aber tat noch mehr. Im folgenden Frühjahr wurde die mantuanische Frage in der Konferenz von Cherasco in endgültige Ordnung gebracht. Wieder war Panziroli als Nuntius das dekorative Haupt der päpstlichen Gesandtschaft und Mazarin als »Minister des Heiligen Stuhls« der eigentlich tätige Mann, und seine Ideen fanden in dem Vertrag ihre Verwirklichung. Dann aber vermittelte er zwischen Savoyen und Frankreich den noch witzigeren Geheimvertrag von Mirefleur. Nur gegen die Rückgabe von Pinerolo an Savoyen, dessen Fürsten er für seinen Freund hielt, hatte der Kaiser in die Belehnung Karl von Nevers' mit Mantua gewilligt, und Pinerolo war feierlich an Savoyen zurückgegeben worden. Aber Victor Amadeus war, was die anderen nicht ahnten, von Mazarin überzeugt, ein williger Bundesgenosse Frankreichs geworden. Mazarin reiste für ihn nach Paris, die Verhandlungen zu führen; der Herzog bekam Geld und Teile von Montferrat, während er Pinerolo und einen Streifen Landes bis an die französische Grenze Frankreich »bis auf weiteres überliess«; damit war er auch zum Verharren bei dieser Politik gezwungen. In der Festung waren bei der »Räumung« französische Soldaten in den Magazinen verborgen zurückgeblieben, die sich ihrer sogleich wieder bemächtigten. Formell war Savoyen souverän, Pinerolo an Frankreich abzutreten; in der Tat war der Kaiser belogen worden; aber durch Gustav Adolf im Norden vollauf beschäftigt, konnte er sich nicht darum kümmern.

So bedeutsame, der französischen Politik so förderliche Dienste blieben nicht unbelohnt. Richelieu schrieb dem Papst selbst einen für Mazarin höchst schmeichelhaften Brief und beauftragte den französischen Gesandten in Rom, den Grafen Noailles, er möge sich Mühe geben, auf geschickte Weise zu erreichen, dass »der Herr Mazarin, der bei den Friedensverhandlungen soviel Geschick und Affektion gezeigt, zum Nuntius in Frankreich ernannt würde, sobald der gegenwärtige Nuntius zu höherer Stellung nach Rom berufen würde«.

Offenbar war ihm selbst dieser Weg in Paris vorgezeichnet worden. Seiner Karriere zuliebe ward er geistlich, ohne alle Neigung zum Beruf; er trat nur in den Stand und nahm die Priesterweihe nicht, obschon das Joch der Gelübde in jener Zeit leicht zu tragen war und kein wirkliches Versagen irgendeines Gelüstes auferlegte.

Er ward sofort – im Dezember 1632 – zum Kanonikus des Kapitels von San Giovanni a Laterano ernannt, das den Vorrang vor allen anderen der Christenheit hat, erhielt ein zweites Kanonikat im Kapitel von Santa Maria Maggiore, sowie das Amt eines Referendars der beiden Signaturen bei der apostolischen Kanzlei; später ward er päpstlicher Kammerherr: die Würden häuften sich rasch auf seinem Haupt. Der frühere Infanteriekapitän trug nun den weissen Rock und den schwarzen Mantel der lateranischen Chorherren. Damals trugen auch die Geistlichen noch ein Schnurrbärtchen und den Spitzbart oder mindestens eine Fliege am Kinn; und später in violetter Robe und Strümpfen zählte der Monsignore Mazzarini, wie ein lobeseifriger französischer Benediktiner der Königin Anna versicherte, »zu den vier schönsten Prälaten Roms«, ja der Pater kann sich nicht genug wundern, wie nur ein so schöner Mann Federhut, Mantel und Degen mit der Soutane vertauschen konnte. Die Kapitelregel verlangte unerlässlich ein Jahr des Aufenthalts; so lebte er, ein eleganter Monsignore, in dem Rom des siebzehnten Jahrhunderts, das wie heute eine sonnige Stadt der Ruinen, Paläste und Kirchen war, nur die Häuser alle alt und altertümlich, wo Geistliche in ihren vielfarbigen Trachten die stillen Strassen und Plätze zu Fusse durchwanderten, auf Maultieren ritten oder in Sänften getragen wurden, Edelleute in halbspanischer Tracht mit Pferden und Gefolge durch die Tore ritten; dazu Mönche ohne Zahl, Banditen und Schelme genug; und wie heute kam ein ewiger Strom von Fremden, die einen fromme Pilger, die Sehnsucht nach den heiligen Orten trieb, oder nach Pfründen gierende Geistliche und Halbgeistliche, die bei den einflussreichen Prälaten und Herren bettelten und schmarotzten, die anderen Schaulustige, die die alten Denkmäler und neuen Sammlungen sowie das Gepränge der grossen Kirchenfeste sehen wollten, mit Empfehlungen an gelehrte Geistliche, an adelige Herren, besonders an angesehene Landsleute kamen, und so wie heute mit einem Cicerone den Weg in die Kirchen und Paläste und auch den in die schattigen Osterien mit ihren trefflichen Weinen fanden. Und schon damals lebten und arbeiteten fremde Künstler in Rom, wie Nicolas Poussin, der auf dem Pincio sein bescheidenes Haus hatte.

In diesem alten päpstlichen Rom regierte, als Urban VIII., Maffeo Barberini mit seinem bitteren, müden Gesicht, ein witziger Herr und ein Dichter, der lateinische und italienische Poemata schrieb, zugleich ein reizbarer Politiker, mehr Italiener als Katholik, mehr weltlicher Fürst als Kirchenhaupt, der die Engelsburg zu einem gewaltigen Arsenal machte und im Vatikan eine Waffenkammer mit vierzigtausend Rüstungen anlegte, zu Evelyns Bewunderung, der nie eine solche »Biblioteca di Marte« gesehen hatte. Er fürchtete Österreichs Übermacht mehr als die Protestanten. Die Haltung des Kaisers im mantuanischen Erbfolgestreit und die entsetzliche Plünderung der Stadt hatte in Italien tief erbittert, und so sehr hatte man in Wien die feindliche Haltung des Papstes empfunden, dass Wallenstein zu Regensburg dem Nuntius Monsignore Rocci in zweifellos unangenehmer Ironie sagen konnte: »eine neue Plünderung Roms würde noch viel reichere Schätze geben als die von 1527«. Am Hof Urbans VIII. freute man sich der schwedischen Siege; eine Versammlung der römischen Bürgerschaft auf dem Kapitol erklärte: »die grausamen Österreicher und die schändlichen Spanier hätten ihre Absichten erreicht, wenn nicht Gott in seiner Barmherzigkeit den Schwedenkönig nach Deutschland geschickt hätte«. Als Gustav Adolf bei Lützen fiel, war der Papst tieftraurig und statt des erwarteten Tedeums feierte er eine stille Messe. Später glaubte man in Wien auch, er hätte Wallenstein in seinen gefährlichen Absichten bestärkt. Er neigte durchaus zu Frankreich, um des europäischen Gleichgewichts willen. »Equilibrio del mondo«, dieses Wort hat schon damals der venezianische Gesandte Contarini ausgesprochen.

Diese Politik erklärt Mazarins rasche Karriere. Mehr als die spanisch gesinnten Colonna, mit denen er indessen auch weiter gut zu stehen wusste, war neben dem bedeutenden und feinen Bentivoglio, neben Sacchetti, vor allem Antonio Barberini sein Gönner – »il vostro patrone« nennt ihn Richelieu in einem Brief – soweit er, unter mächtigem Einfluss stehend, Protektion noch nötig hatte. Man verstand es immer in Italien, Parteileidenschaft und Liebenswürdigkeit zu vereinen. Die schlauen Barberini hatten sich friedlich geteilt, der Kardinal-Staatssekretär Francesco Barberini war spanisch gesinnt, der Kardinal Antonio arbeitete für Frankreich. Antonio Barberini, auf dessen buckligem kleinem Körper ein Haupt mit langen Seidenlocken, einer mächtigen Nase, schönen Augen und einem sinnlichen Mund sass, war allen Genüssen und Künsten geneigt; in seinem von Maderna begonnenen, von Bernini vollendeten Palast in der Via Quattro Fontane ging Mazarin aus und ein, und weil dem Kardinal Antonio viel schlimme Sitten nachgesagt wurden, so traf die üble Nachrede, die, berechtigt oder nicht, den Erfolgreichen nie fehlt, mit der Zeit auch seinen Schützling.

Er war indessen selbst schon wichtig genug geworden, dass die Spanier sich bemühten, ihn zu gewinnen. Aubéry behauptet, dass sie ihm die Stelle des kaiserlichen Ministers Grafen Trautmansdorf (»Taufmendorf« steht in der Ausgabe von 1695) in Aussicht stellten, aber das ist zweifellos eine aus nachträglichem Gerede entstandene Erfindung. So weit sah und dachte damals niemand. Mazarin war nicht der Mann, der von einem klar erkannten Wege abwich; er trug seine französischen Sympathien zur Schau. Als der Marschall von Toiras nach Rom kam, bestand der Monsignore Mazzarini darauf, dass er bei ihm wohnte, und beherbergte ihn einen Monat lang, was ihm selber Glanz gab, weil der berühmte Verteidiger von Casal, der bei dem Friedensvermittler von Casal wohnte, dort »unzählige Besuche erhielt«. Auch der Gesandtschaft französischer Prälaten, die im gleichen Jahr nach Rom kam, an deren Spitze Richelieus Bruder, der ein wenig närrische Kardinal Alphonse, stand – er hielt sich zuzeiten für Gott-Vater –, hat er vermutlich jede Aufmerksamkeit erwiesen. Mit ihnen war eine Schar hungriger und durstiger Schreiber und Abbés gekommen, kleine gefährliche Franzosen, deren spitze Feder und Zunge der Monsignore, der ihnen vermutlich schon damals beim Gesandten oder im Palazzo Barberini begegnete, noch gründlich kennen lernen sollte.

Die Schritte seiner Laufbahn folgten einander nun mit logischer Sicherheit. Sowie das Jahr des vorschriftsmässigen Aufenthalts vorüber war, wurde er zum Vizelegaten von Avignon ernannt, das, in Frankreich gelegen, päpstlicher Besitz war. Im selben Jahre wurde sein Vater, Pietro Mazzarini, Konservator – Konservatoren hiessen die Stadträte von Rom – und verheiratete zwei seiner Töchter, Laura Margarita an den Grafen Girolamo Martinozzi, die jüngere Girolama an den Baron Michele Lorenzo Mancini, beides angesehene Edelleute. Zu S. 38. Es gab zahlreiche Familien des Namens Mancini in Italien. Der Name kam wohl von einem, der eine verstümmelte Hand hatte. Aus dem Wappen – zwei aufrechte silberne Hechtfische in Blau – ergibt sich, dass es sich um die verhältnismässig alte römische Familie der Mancini de' Luci handelt. Von Paolo Mancini, dem Vater Lorenzos und Grossvater der berühmten Geschwister, sagt Amayden: »Ich kannte ihn: ein Mann von liebenswürdigstem Geist, der in seinem Hause eine Akademie einführte, die mit der Zeit Fuss fasste und noch heute besteht und Anlass zur Gründung vieler anderer wurde. Sie haben ihr Haus auf dem Corso, das von dem erwähnten Paolo restauriert und vergrössert wurde.« Amayden sagt noch, dass das uralte Wappen an der Ecke später an der Fassade angebracht wurde. Ich konnte leider nicht mehr feststellen, ob das Haus noch steht. In der Kirche der SS. Apostoli sollen sich Grabschriften der Familie finden. Die Martinozzi stammten, wie es scheint, aus Ferrara. Zu welchen Muti der Marchese Muti, der Gatte der dritten Schwester Mazarins, gehörte – es gab nach Amayden zweierlei Familien des Namens, die Muti delle Mazze und die Muti Papazurri, – liess sich nicht feststellen, da mir kein Wappen der Donna Cleria Mazzarini Muti zu Gesicht gekommen ist. Die Mancini hatten ihren Palazzo am Corso, und der Vater des Bräutigams, Paolo Mancini, hatte die Academia degli Umoristi gegründet, die sich an bestimmten Tagen in einem Saal seines Hauses versammelte. Guarini hatte ihr angehört, »die Reinheit der italienischen Sprache« war ihr Ziel; die französische Akademie ist nach ihrem Vorbild gegründet worden. Es war ohne Zweifel Giulio, zum mindesten sein Erfolg und Name, der die Heiraten machte. Der Martinozzi war Palastvorsteher der Barberini, Giulio Hausprälat des Kardinals Antonio; in ihrer Umgebung lernte er viele Menschen kennen, die in seinem Leben eine Rolle spielten: die Verbindung mit den Barberini hat in gutem und bösem lang nachwirkende Folgen für ihn gebracht.

Vielleicht kam er zu diesen Familienfesten von Avignon zurück; doch hatte er auch Wichtiges am päpstlichen Hofe zu tun: verschiedenartiges Betreiben hatte Erfolg gehabt: er erhielt den Auftrag, als ausserordentlicher Nuntius in besonderer Mission nach Frankreich zu gehen.

Im November kam er in Paris an, blieb einige Tage inkognito in der Stadt und zog am 26. November feierlich ein. Der Graf von Alais aus illegitimem königlichem Blut – er war ein Enkel der Marie Touchet – und der Herr von Bautru kamen ihm mit der Staatskarosse bis Piquepuce entgegen, der Nuntius Bolognetti kam und eine Menge von Prälaten mit ihm; er selbst hatte jetzt sein Gefolge von Edelleuten, das seinem Wagen voranzog, dann kamen Pagen und bewaffnete Dienerschaft in reicher Livree, während über hundert vier- und sechsspännige Wagen dem seinen folgten, die die Königin, die Fürsten und Herren des Hofes, die französischen Kardinäle und die fremden Gesandten ihm, der Höflichkeit der Zeit gemäss, entgegengeschickt hatten. Seine eigene, goldgeschmückte Karosse, ein Geschenk des Kardinals Antonio, fiel durch ihren Reichtum im Zuge auf. In der Nuntiatur – dem Hotel de Cluny in der rue des Mathurins am linken Seineufer – stieg er ab, empfing am nächsten Tag den Besuch des Marquis von Liancourt und des Grafen Orval, die im Namen des Königs kamen; und fuhr einige Tage später nicht minder feierlich in Saint-Germain beim Hofe und in Ruel beim Kardinal vor. Und wieder wird ausdrücklich versichert, dass man ihm überall Komplimente machte, wie gut die geistliche Tracht ihm stünde und was sie verspräche.

Mazarin war ein Rechner und auch ein Spieler, der sich von der Woge des Lebens elastisch tragen liess; ein mystischer Schicksalsglaube an Zeichen und Sterne, wie Wallenstein ihn gehabt, war ihm fremd – in seinem neuen Schwager, Mancini, hätte er einen Astrologen zur Hand gehabt; – aber er glaubte an sein Glück, und schon hoffte er auf den Purpur.


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