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14

Über die Brüchigkeit des zwischen ihm und Jake herrschenden Waffenstillstandes gab sich Tresler keinerlei Täuschung hin. Auch wußte er, daß sein alter Widersacher die Zeit in erster Linie dazu benutzen würde, ihm neue Fallstricke zu legen. Das war ihm aber ganz recht, denn er wollte ja Jakes Feindseligkeit auf sich lenken, um dadurch das Mädel, das er liebte, zu entlasten. Hart auf hart würde es bald gehen, denn wenn die Sache mit Red Mask stimmte, zog er sich diesen gefährlichen Verbrecher ebenfalls auf den Hals. Viel Feind, viel Ehr, konnte sich Tresler trösten.

Julian Marbolt weilte noch in seinem Schlafzimmer, als sich die beiden Männer bei ihm melden ließen. Diana, die das unerwartete gemeinsame Auftreten unheimlich finden mochte, führte sie ins Büro ihres Vaters. Erst hatte sie Jake sogar abweisen wollen, doch ließ sie sich durch ein heimliches Zulächeln Treslers umstimmen.

»Also gut, Jake«, sagte sie frostig. »Vater wird allerdings wenig entzückt sein, sofern es sich nicht wirklich um eine wichtige Angelegenheit handelt.« Jake war die Zeichensprache zwischen den beiden jungen Menschen nicht entgangen, doch tat er, als habe er nichts bemerkt. Erst als sich die Tür hinter Diana geschlossen hatte, warf er seinem Begleiter einen giftigen Blick zu.

»Mit dem Alten werden Sie wohl noch nicht wegen … ihr gesprochen haben, wie?«

»Meine Sache, Jake«, versetzte Tresler ziemlich schroff.

Jake lachte und nahm dann in der Nähe des Eingangs auf einem Stuhl Platz.

»Mann, Sie kommen mir vor wie einer, der noch nie einen verheerenden Wirbelsturm erlebt hat. Ich möchte wirklich zusehen, wenn Sie ihn um die Hand seiner Tochter bitten. Kann sein, daß …«

Jake vermochte den Satz nicht zu vollenden, denn in diesem Augenblick erschien der Rancher auf der Bildfläche. Das heißt, zunächst war nur das charakteristische »Tapp-tapp« zu hören. Sofort ging eine merkwürdige Veränderung mit dem Vormann vor. Er schrumpfte fast in sich zusammen und blickte unsicher nach der Tür.

Auf der Schwelle verweilte Julian Marbolt. Dabei richtete er die blinden Augen seltsamerweise ganz sicher zuerst auf Tresler und dann auf Jake Harnach. Wie er so dastand, haftete seinem Aussehen etwas von dem eines alten, grauhaarigen Priesters an. Der Eindruck wurde noch durch den langen, faltigen Schlafrock verstärkt. Abgesehen von dem unheimlichen Ausdruck der entzündeten Augen, sah er gutmütig aus.

»Nun, Jake?« begann er freundlich. »Was führt Sie zu dieser Stunde zu mir?«

»Schwerwiegende Dinge«, antwortete der Vormann mit leisem Lachen. »Tresler kann sie Ihnen vortragen.«

Der Blinde wandte das Gesicht dem Fenster zu, als könne er den Engländer sehen. »Ah, Sie sind auch hier, Tresler. Lassen Sie hören.« Langsam tastete sich Marbolt mit Hilfe seines Stockes zum Tisch und ließ sich auf einen Stuhl sinken.

»Die alte Sache«, erläuterte Jake, sobald sein Herr Platz genommen hatte. »Die Rinderdiebe. Sie machen sich wieder in der Nähe der Ranch zu schaffen.«

»Also?« Julian Marbolts Frage galt Tresler, der auch sofort zu sprechen begann. Er berichtete dem Blinden fast wörtlich genau, was er schon Jake vorgetragen hatte. Und Marbolt hörte gespannt zu. Die zusammengezogenen Brauen deuteten auf größte Aufmerksamkeit. Erst als der Sprecher fertig war, rührte sich der Rancher und stützte wie sinnend das Kinn in die eine Hand.

Nach geraumer Weile wandte er sich an seinen Vormann und deutete gleichzeitig vielsagend auf Tresler. »Die Geschichte ist für uns ja nicht neu, Jake … Wenn sie's nur wäre! Dann könnten wir doch wenigstens darüber lachen. Aber das Lachen ist uns schon längst vergangen. Es handelt sich nicht nur um eine ernste, sondern auch äußerst gefährliche Angelegenheit, wie wir aus Erfahrung wissen. So weit also sind wir bereits im Bilde, Tresler. Sie scheinen jedoch bestimmte Verdachtsmomente zu hegen, denen ich nicht ohne weiteres zustimmen kann. Verstehen Sie mich recht: ich behaupte nicht etwa, daß Sie sich irren, aber jedenfalls muß ich mich erst noch überzeugen lassen.

Auch Jake hat Black Anton verdächtigt, wenn er es mir gegenüber auch nie so tat wie Sie. Hören Sie mal zu, was ich sage. Ich fange an alt zu werden. Die Ranch hat mir schon ein gutes Stück Geld eingetragen. Die Entwicklung des Landes habe ich mit erlebt. Im Grunde genommen aber blieb ich der ungekrönte König des ganzen Bezirks und Jake mein Stellvertreter. Und ich gebe ganz offen zu, daß ich das Geld liebe und hier bin, um viel Geld zu erwerben. Mir gehörte sozusagen der ganze Grund und Boden weit und breit … Bis dann dieser Red Mask auftauchte. Als das geschah, da stand Anton schon über drei Jahre lang in meinem Dienst. Seither hat es nicht weniger als achtundzwanzig räuberische Überfälle gegeben, die vielfach nicht ohne Blutvergießen verliefen.«

Julian Marbolt geriet immer mehr in Feuer. Es war, als sehe er jenen Feind vor sich, so zornig und haßerfüllt wurde sein Gesichtsausdruck.

»Ja«, nickte er bekräftigend, »achtundzwanzig Überfälle. Wenn ich die dabei weggeführten Rinder zusammenzähle, dann kommen wir auf rund fünftausend Stück, die einen Wert von über hundertundfünfzigtausend Dollar darstellen … Stellen Sie sich vor: einmalhundertundfünfzigtausend Dollar! Das will verdammt etwas heißen.«

Plötzlich verzerrte sich sein Gesicht zu einer geradezu teuflischen Fratze. »Ich selbst habe dabei fünfhundert Rinder verloren. Fünfhundert Stück!« wiederholte er schrill. »Fünfzehntausend Dollar, abgesehen von den Pferden, und dazu wurden zahlreiche meiner Leute verwundet und sogar getötet.«

Er schwieg und sank zeitweilig in düsteres Sinnen zurück. Die beiden Besucher beobachteten ihn.

Bis zum gewissen Grade imponierte er Tresler. Der jüngere Mann ahnte etwas von der Furcht, die er im allgemeinen seinen Mitmenschen einflößte. Dabei fiel ihm Diana ein, und unwillkürlich machte er eine heftige Bewegung. Sie schien dem Blinden Anstoß zu sein, in seinem Vortrag fortzufahren.

»Dabei führt der Kerl seine Räubereien mit einer ungeheuren Dreistigkeit aus. Und nun kommen Sie und wollen behaupten, daß Anton und er ein und dieselbe Person sind! Der große Mann – denn in seiner Art kann man ihn groß nennen – der alle anderen Verbrecher um Haupteslänge überragt … daß ich. nicht lache! Aber um Ihnen einen schlagenden Beweis für die Unrichtigkeit Ihrer Annahme zu liefern: während dreier verschiedener Nächte, da Red Mask unterwegs war, fuhr mich Anton. Einmal nach Forks und die beiden anderen Male nach Calford. Nein, nein … ich weiß zwar, daß Anton viel auf dem Kerbholz hat; aus früheren Zeiten nämlich, aber mir hat er bisher immer treu gedient. Was nun die Feststellung betrifft, daß die Pferde nachts benutzt worden waren …« fast behaglich lächelnd lehnte sich Julian Marbolt zurück, … »so können wir auch mit der nicht sonderlich viel anfangen. Vergessen Sie nicht, daß der noch jugendliche Mann ein Mischblut ist und als solches für hübsch gelten kann. Nun befindet sich aber nicht sehr weit von hier eine Mulattensiedlung, wo es zuweilen nach Art der Farbigen hoch hergeht. Wir wollen ihn ins Verhör nehmen. Ich glaube, daß er heimlich einen Abstecher dorthin gemacht hat.«

»Aber das Lager besteht doch gar nicht mehr«, wandte Jake hastig ein. »Seitdem die Gendamerie sich in Forks einrichtete, sind die Leute verschwunden. Wo sie sich versteckt haben, wissen wir nicht, wenn auch anzunehmen ist, daß sie irgendwo in den Bergen hausen.«

»Ganz recht, mein lieber Jake. Ich vergaß, daß Sie mir schon davon sprachen. Nun, ich schätze, daß Anton Bescheid weiß. Also kurz und gut, es liegt kein zwingender Verdacht gegen ihn vor. Wäre das der Fall«, hier wurde die Stimme des Blinden rauh und grausam, »so würde ich dafür sorgen, daß er seinen Lohn bekäme, und dicht dabei stehen, wenn sie ihn langsam am Ast eines unserer Bäume aufknüpften. Vorher würde er, wie man das wohl nennt, peinlich befragt werden. Also verstehen Sie mich recht, Tresler, sowie Sie mir beweisen können, daß Anton der gesuchte Verbrecher ist, wird er sterben, ganz gleich, was für Folgen daraus entstehen könnten. Auf die Behörden würde ich gar nicht erst warten. Ich bin aber davon überzeugt, daß Sie sich irren.«

Die letzten Worte klangen wieder ganz sanft.

»Sie treten da sehr geschickt für Black Anton ein, Mister Marbolt«, entschlüpfte es dem Ankläger. »Nach dem aber, was ich gestern abend beobachtete, vermag ich kaum daran zu zweifeln, daß er mit den Räubern zum mindesten unter einer Decke liegt.«

Marbolts Finger schoß vor.

»Für niemanden trete ich ein, Tresler … und ganz gewiß mal nicht für einen Halbfarbigen. Ich will Ihnen nur beweisen, daß Sie sich auf falscher Fährte befinden. Daran ist natürlich Ihre jugendliche Unerfahrenheit schuld. Da ich Sie aber nicht zu überzeugen vermag, ersuche ich Sie, mit Ihrer Geschichte zur Polizei zu gehen. Die soll dann nach eigenem Ermessen handeln, und wenn das dank der Geschicklichkeit unseres Freundes Fyles zum Erfolg führen sollte, dann will ich Ihnen ohne weiteres hundert Dollar Prämie bezahlen.«

Tresler ließ sich durch die nachdrückliche Redeweise des Blinden nicht überrumpeln. Nach wie vor glaubte er nicht an die Unschuld des Schwarzen Anton. Schweigend, aber sichtlich gespannt beobachtete Jake die Szene. Er lächelte schwach, aber der Ausdruck seiner Augen blieb undurchdringlich.

»Nein, nein, Tresler«, bekräftigte Marbolt nochmals. »Wir können die Sache vorderhand zu den Akten legen. Natürlich taten Sie recht daran, zu mir zu kommen, und ich danke Ihnen aufrichtig dafür. Das Wichtigste scheint mir zu sein, daß sich die Bande aller Wahrscheinlichkeit nach wieder unterwegs befindet. Vielleicht haben die Leute schon in der vergangenen Nacht eine neue Schurkerei verübt. Ihnen ist nichts zu Ohren gekommen, Jake?« wandte er sich an diesen.

»Nein …«

»Immerhin sind wir dank der Aufmerksamkeit unseres angehenden Ranchers gewarnt. Wir werden sofort entsprechende Meldungen an die umliegenden Siedlungen ausgeben. Weiß der Himmel, wohin dies alles noch führen soll!«

»Warum könnte man nicht einen gemeinsamen Feldzug gegen die Räuber unternehmen?« warf Tresler schnell ein.

Aber der andere schüttelte den Kopf und tat dabei, als sehe er Jake an, von dem er offenbar Unterstützung erwartete. Diese blieb jedoch aus. Jake sah seinem Herrn und Meister lediglich haßerfüllt ins Gesicht. Die Veränderung machte Tresler so betroffen, daß er die Antwort des Ranchers überhörte. Übrigens zeigte sich gerade jetzt wieder der feine Instinkt des Blinden. Mit erstauntem Stirnrunzeln wandte er den Kopf von einem zum anderen. Und als sich die blicklosen Augen endgültig auf den Vormann richteten, wurde Jake sichtlich verlegen. Anscheinend vergaß er vorübergehend die Blindheit seines Gebieters.

»Was sagen denn Sie, Jake? Wir können das Weitere doch nur der Gendamerie überlassen und selbst auf der Hut bleiben, nicht?«

Des Angeredeten Antwort kam beinahe überstürzt. »Ja … ganz gewiß. Alarmbereitschaft. Wird sich empfehlen, einen nächtlichen Streifendienst einzurichten … vor allem unter Einbeziehung von Willow Bluff.«

»Warum gerade Willow Bluff?«

»Warum? … Weil wir doch jene zweihundert Stück Vieh zur Küste schaffen lassen wollen. Sie sind verkauft, wie Sie wissen, und zur Aufsicht haben wir nur die beiden Halbfarbigen Jim und Lag Henderson dabei. Das wäre so ein gefundenes Fressen für Red Mask und seine Bande. Die Station liegt ohnehin schon sehr einsam, über zweihundert Meilen von hier entfernt.«

Während einiger Sekunden schien Julian Marbolt angestrengt nachzudenken.

»Sie haben recht«, stimmte er endlich zu. »Die Nachtpatrouillen werden verstärkt. Am besten, Sie schicken zwei zuverlässige Leute für die nächsten Tage nach Willow Bluff. Die Tüchtigsten, die wir haben, verstehen Sie?«

Sofort wandte Jake das höhnisch lächelnde Gesicht seinem Feinde Tresler zu, und der wußte auch sofort, was das zu bedeuten hatte.

»Wie wäre es mit Ihnen, Tresler?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er jedoch im selben Atemzug fort: »Oder besser nicht. Für das Überlisten von Pferdedieben braucht man Verstand. Dazu gehört ein ganzer Kerl.«

Augenblicks brauste der Beleidigte auf.

»Gerade Sie, mein lieber Jake, sollten das nicht sagen.«

Der Vormann empfand die Bemerkung fast wie eine Wiederholung des unlängst empfangenen Peitschenhiebes. Wütend sprang er von seinem Sitz empor, durchmaß das Zimmer mit wenigen großen Schritten und baute sich dicht vor seinem Widersacher auf.

»Ich weiß, was Sie meinen! … Glauben Sie bloß nicht, daß ich's vergessen habe … Und bei Gott …«

Er kam nicht weiter. Ehe er sich's versah, war der Blinde bei ihm und packte seinen einen Unterarm mit solcher Gewalt, daß er zusammenzuckte.

»Aufhören!« schrie er den Verdutzten an. »Aufhören, Sie Narr! Noch ein einziges Wort, und blind wie ich bin, schlage ich Sie nieder …« Jake suchte sich loszureißen, wurde aber ungeachtet seiner Bemühungen zu seinem Stuhl zurückgedrängt. »Hinsetzen!« donnerte Marbolt. »Ich will keinen Mord hier im Hause … wenn ich ihn nicht selbst begehe. Hinsetzen, zum Donnerwetter nochmal!«

Da Jake noch immer nicht gehorchte, stieß ihn der Rancher einfach gegen die Wand und hielt ihm die Mündung eines Revolvers ins Gesicht. »Kerl, ich schieße Sie nieder wie einen tollen Hund, wenn Sie sich nicht augenblicks beruhigen …«

Da erlosch der Widerstand des Vormannes.

Tresler staunte. Eine derartige Geistesgegenwart und eine solche mit Kraft gepaarte Behendigkeit hätte er dem Blinden nicht zugetraut. Hätte er den Vorgang nicht mit eigenen Augen gesehen, so würde er ihn für unmöglich gehalten haben. Die Geschichten, die über den Mann im Umlauf waren, fielen ihm ein. Wahrhaftig, er wurde mit Recht gefürchtet. In seinen Händen glich der jähzornige Jake einem abgestraften Schuljungen. Er lehnte nun an der Wand und starrte seinen Bezwinger wütend und haßerfüllt an.

Marbolt aber wandte sich an den stummen Zuschauer.

»Und was Sie betrifft, Tresler«, sagte er kalt, »hüten Sie Ihre Zunge. Hier im Hause bin ich Herr und Meister.«

Es folgte eine kurze Pause, dann kam der Rancher wieder auf sachliche Dinge zu sprechen.

»Also wie ist es mit den für Willow Bluff bestimmten Leuten, Jake?«

An der Stelle des Gefragten übernahm Tresler selbst die Antwort, und sie erfolgte sehr rasch.

»Ich möchte dazu bestimmt werden, Mister Marbolt. Gerade dann, wenn man auf Zwischenfälle rechnen kann.«

Bei den Worten zeigte er Jake Harnach ein grimmiges Lächeln.

»Sehr schön. Ihren Gefährten können Sie sich selbst aussuchen. Bereiten Sie nur gleich alles vor. Mit Jake habe ich noch einiges unter vier Augen zu reden.«

Tresler verließ das Zimmer mit der Empfindung, eine große Dummheit begangen zu haben. Julian Marbolt hatte ihm gewaltig imponiert, und er mußte lächeln, als er der großspurigen Drohungen gedachte, die Jake gegen Diana ausgestoßen hatte. Wie albern erschienen sie ihm! Dann aber verging ihm doch selbst die Heiterkeit, ihm fiel ein, daß er bei dem Rancher noch um die Hand seiner Tochter anhalten mußte. Jake hatte da einen Vergleich mit einem entfesselten Wirbelsturm angestellt … Es war ein sehr nachdenklicher Verlobter, der sich da zur Wohnbaracke begab.

Inzwischen waren die beiden Zurückbleibenden schweigsam gewesen, bis der Schritt Treslers verhallte. Dann sprach Julian Marbolt.

»Jake, du bist ein Idiot«, sagte er.

Der Vormann antwortete nicht.

»Warum kannst du den Bengel nicht zufrieden lassen? Er ist harmlos. Obendrein kann er mir von Nutzen sein, mir und … uns.«

»Harmlos … und nützlich!« Jake schlug ein hohnvolles Lachen an. »Deine Blindheit scheint sich auf dein Hirn auszudehnen!«

»Was willst du damit sagen?«

»Daß es besser gewesen wäre, du hättest mich Schluß machen lassen mit ihm. Besser für uns, besser für … dich.«

»Verstehe ich nicht. Du vergißt wohl sein Geld?« Der Blinde sprach jetzt sehr leise. »Du scheinst nicht daran zu denken, daß er selbst eine Ranch kaufen will und daß er fünfundzwanzigtausend Dollar ausgeben kann. Mensch, aus dir wird im Leben kein Geschäftsmann werden!«

»Und wie steht es mit dem Mädel?« fragte Jake gelassen, ohne sich des anderen Nichtachtung zu Herzen zu nehmen.

»Meine Tochter?« lachte Marbolt in sich hinein. »Hör' doch bloß auf mit solchen Unkereien. Die wird er schon zufrieden lassen. Sie kennt meine Wünsche und wird gehorchen. Was er sonst tut oder läßt, interessiert mich nicht die Bohne, sein Geld will ich haben und weiter nichts. Ich werde es bekommen. Habe keine Angst, daß dir dein Anteil davon entgeht.«

Nun war der Vormann daran, seiner Heiterkeit freien Lauf zu lassen. In seiner Stimme aber machte sich maßlose Erbitterung bemerkbar.

»Der und dein Mädel zufrieden lassen! Du weißt vermutlich nicht, was er hier im Haus zu suchen hatte, als er unterwegs die Pferdediebe sah, wie? Soll ich's dir erzählen?«

»Los.«

»Deinem Mädel stellte er nach. Die beiden waren sogar beisammen, und was dem Faß den Boden ausschlägt, er hat sich mit ihr verlobt. Das hat er mir selbst erzählt.«

»Sag's nochmal!«

Julian Marbolt verharrte regungslos.

»Ich stelle fest, daß. er deinem Mädel nachstellt, mit ihm beisammen war und daß Diana versprach, seine Frau zu werden.«

Ein knurrender Laut kam von den Lippen des Ranchers.

»Ich werde mit ihr sprechen«, stieß er langsam hervor. »Mit ihm gleichfalls, wenn er von Willow Bluff zurückkommt.«

Das war alles. Jake machte, daß er aus dem Zimmer kam.

Erst nachdem er die Veranda hinter sich hatte, mäßigte er den Schritt. Er warf einen Blick dorthin, wo die Schlafbaracke der Cowboys stand. Und der alte Haß flammte in seinen Augen auf, als er gerade Tresler jenseits der einen Ecke des Gebäudes verschwinden sah.

»Glaube kaum, daß dich noch irgendwer zu sehen kriegt, wenn du erst mal in Willow Bluff bist«, murmelte er. »Ganz gewiß nicht!«


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