Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Das wenige, was eine Frau von sich selbst wahrnehmen kann – der ruhige Lichtkreis der Lampe, die jeden Abend auf demselben Tische steht, wird es ihr kaum zeigen. Doch wenn ich schon Tisch und Lampe und Zimmer wechsle, was habe ich davon? Den Verdacht und bald die Gewißheit, daß alle Länder einander gleichen, wenn man nicht das Geheimnis herausfindet, sie zu erneuern, indem man sich selbst erneuert. Die Zeit ist vorüber, da ich mich auf meine unerschütterliche Vernunft verließ. Die unerschütterliche Vernunft einer Frau … Ebensogut könnte man von den unerschütterlichen Grundlagen eines japanischen Hauses mit Papierwänden sprechen! Keine Rede von unerschütterlich oder vernünftig! Ich bin erregt, ich bebe, weil ich vor wenigen Minuten auf der Promenade des Anglais eine belanglose Begegnung hatte.
Eine selbstverständliche Begegnung, zu der es einmal kommen mußte. Ein Wunder, daß es nicht schon längst dazu gekommen ist. Da unten ist eben, ohne mich zu sehen, der Mann an mir vorübergegangen, der mir seinen Namen, seine Liebe und den Schutz seines treuen Herzens hatte schenken wollen. An der einen Seite hatte er eine junge Frau, an der anderen ein winziges, rundliches Kind, das noch kaum gehen konnte. Er sah mich nicht, denn er schenkte seine ganze Aufmerksamkeit, seine rührende, feierliche und ein wenig alberne Aufmerksamkeit dem stolpernden Kinde. Der «dumme Junge«! Er ist ganz nahe an mir vorübergegangen, ich habe seine langen borstigen Wimpern sehen können und seine Krawatte, die stets so fest geknüpft ist, als müßte sie ein ganzes Leben lang halten. Er sah so sehr wie er selbst aus, daß ich nahe daran war, wie seinerzeit die Hand auszustrecken, um die Krawatte etwas zu lockern und das Taschentuch, das viel zu weit aus der Brusttasche herausquoll, tiefer hineinzustopfen. Ich erschrecke bei dem Gedanken, daß ich diese Bewegung wirklich hätte machen können. Er fühlte meine Anwesenheit so wenig, erriet sie so wenig, daß mir zumute war, als sei ich aus der Zahl der Lebenden ausgeschieden, sei ein Luftgespenst, durch das er hindurchgehen werde. Sonderbar, ich dachte nicht daran, seine Frau oder sein Kind anzusehen. Alle drei setzten ihren Spaziergang längs des Meeres fort.
Ich zitterte weder vor Liebe noch vor Kummer. Weshalb mischte sich dann Bedauern in meine Erregung? Ich weiß es nicht. Der plötzliche Schreck, der mich durchzuckte, brachte mir eine Schwäche weit besser zu Bewußtsein als die krankhafte Träumerei, in der ich mir alltäglich einzureden versuche, ich sei sehr weise. Träumerei oder besser Grübelei … Grübelei ist niemals weise. Gewohnheitsmäßige Grübelei hat stets etwas von Wahnsinn an sich. Sie grenzt an die Krise, an die beabsichtigte schmerzliche oder freudige Ekstase.
Da bin ich ja glücklich daran, zu verallgemeinern. Recht weiblich. Um so besser! Es gibt Stunden, da ich mir in meiner Weibchenhaftigkeit gut gefalle. Es ist, als ob ich feststellen wollte, daß ich noch etwas tauge – in bezug auf die Liebe nämlich.
Wäre es mir recht gewesen, wenn er mich gesehen hätte? … Nein, daran liegt mir nichts. Ich sage mir mit einigem Unbehagen seinen schwerfälligen Namen vor: Maxime Dufferein-Chautel … Ich weiß bestimmt, daß ich ihn nicht liebe. Immerhin, dieser Mann verkörpert die Liebe in meinem Leben, das Abenteuer, ja selbst die Wollust. Das ist es ohne Zweifel, was mich zittern macht, einen unbestimmten Aufruhr in mir verursacht. Jener Mund, jene Hände, der große warme Körper, all das war vor drei Jahren recht nahe daran, mir einen Liebhaber abzugeben … Wenn er allein gewesen wäre, jetzt eben, und mit mir gesprochen hätte, würde ich Max oder Liebster oder einfach Sie zu ihm gesagt haben? Er hatte seine verheiratetste Miene aufgesetzt, aber das ist eine Miene, die er, wenn ich mich so ausdrücken darf, von Geburt aus hat. Er zeigte seine Frau und sein Kind so stolz, als ob sie köstliche Ware wären, eben an der Place Masséna erstanden …
Versuchen wir, aufrichtig zu sein. Ich bin zwar nicht geflohen, aber ich habe mich in eine Unbeweglichkeit versteckt, die allein mich seinen Augen verbergen konnte; – der Hase, den man überrascht, duckt sich zu Boden und weiß wohl, daß er die Farbe der Ackerfurche hat … Die geringste Bewegung meiner Hand im weißen Handschuh auf meinem dunklen Kleide hätte seine Blicke auf mich gelenkt. Ich habe alles vermieden, selbst ein plötzliches Kehrtmachen, das ihm mein Parfüm – ich benütze immer dasselbe – hätte zutragen können … Ich wollte nicht, nein, ich wollte nicht gesehen werden. Ich errötete wie eine Frau, die man in Lockenwicklern überrascht. Er sah auch so reich an neuen Sachen aus, ein ganz frisches Kind, eine Frau in Pelz und Federn, ein Spazierstock, den ich nicht kenne; ich hingegen … Er demütigte mich durch die Miene eines Menschen, der sein Glück gemacht hat. Ich hatte ihm nichts Neues zu zeigen als ein Straßenkleid, einen hübschen Hut und eine etwas veränderte Frisur. Vielleicht hätte er mit enttäuschter Miene an mir und rings um mich nach etwas Neuem gesucht: »Ist das alles? …«
Ich fühlte, ja, ich fühlte die bittere Scham der Armen. Er kann dieses Jahr nicht einmal auf Nizzas Mauern die großen orangefarbigen und schwarzen Plakate gesehen haben, die das Gastspiel Renée Nérés ankündigten – denn Renée Néré macht keine Tournees mehr. Ich bin eine Rentnerin geworden; das hätte ich ihm mitteilen können, wenn er mich nach Neuigkeiten gefragt hätte. Eine Rentnerin, nicht reich und nicht arm, nicht jung, aber auch nicht alt, nicht glücklich, aber auch nicht traurig … Es fällt mir eine köstliche Betrachtung Bragues ein:
»Man kann nie verbergen, was man ist. Ich zum Beispiel sehe, wenn ich noch so gut angezogen bin, doch immer wie ein … wie ein … na, wie ein großer Künstler aus. Du aber, du siehst nicht wie eine große Künstlerin aus, auch nicht wie eine kleine. Auch nicht wie eine Dame und nicht wie eine Kokotte. Du siehst so aus, als ob du immer deine Pfoten einzögest, weil die Welt dich anwidert; aber das sagt einem nichts. Kurz, du bist im Leben wie jene Kundinnen in einem Laden, die nicht recht wissen, was sie kaufen sollen, und die die Verkäufer gern hinausschmissen, während sie höflich sagen: ›Meine Gnädigste, Sie werden sich entschließen müssen.‹ Recht zuwidere Kundinnen sind das, weißt du.«
Er lachte, und ich spielte die Empörte, um ihm Freude zu machen …
Es regnet, am Abend eines wolkenlosen Tages. Die Promenade glänzt vor Nässe, und das Rauschen des Regengusses auf den Palmen und dem Pflaster übertönt das rhythmische Murmeln des Meeres. Wo ist das Paar, das um drei Uhr an dem Hotel vorüberging, fürsorglich über das weißgekleidete Kindchen gebeugt? Ich glaube nicht, daß sie hier wohnen. Ich stelle mir vielmehr vor, daß sie sich in der Umgebung von Cannes in einer Villa inmitten eines Gartens eingemietet haben, wie es sich für brave reiche Bürger, die sie sind, ziemt. Sie sind gewiß in einem geschlossenen Wagen, das Baby auf den Knien, nach Nizza herübergekommen, um hier Tee zu trinken … Er muß sich bald verheiratet haben, da sein Kind schon laufen kann – er, mein Freund, fast mein Geliebter. Er muß nicht lange über den Brief geweint haben, den ich ihm an einem kühlen grauen Frühlingsmorgen hinterließ: »Max, mein Liebster, ich gehe …« Ich sehe wohl, es ist mir bestimmt, daß ich heute abend an nichts anderes mehr denken werde. Aber das macht ja weiter nichts.
Ich habe seine Frau zwar nicht betrachtet, sehe aber nun die Gruppe deutlich vor mir. Eine junge Frau – eine von jenen, die man hübsch findet, wenn man sie näher kennt. Sie schritt, wie mir scheint, zerstreut dahin, mit einer gelassenen, ein wenig tierischen Miene der Unverantwortlichkeit: »Fragen Sie meinen Mann …« Und der Mann antwortet, wie ich wetten könnte, auf alles, auf die Fragen der Gouvernante des Babys, auf die des Chauffeurs, der auf Befehle wartet; jeden Montag öffnet seine große braune Hand das Buch der Wäscherin; er verhandelt mit der Köchin … Vielleicht hat er Tage, an denen er sich meiner erinnert, und dann bestellt er »Schweinskotelett in Sauce mit sehr viel Essig« … Es ist möglich, daß seine junge Frau ihn Max nennt, mit einer Stimme, die ihm vertraut dünkt; und wenn er sie zum Lachen bringt, zuckt sie vielleicht die Achseln und nennt ihn einen »dummen Jungen«. Dann lehnt er wohl den Kopf an sie und schließt die Augen, um ein wenig Rührung vor ihr zu verbergen, die schäbige Lüge nicht merken zu lassen, die heimliche Freude, die sie alle daran haben, uns gerade in dem Augenblick zu betrügen, da sie uns am innigsten umarmen …
Und so treibt es mich weiter … Ich errate, ich erfinde. Mit Hilfe meiner Erinnerungen male ich mir das neue Eheleben meines einstigen Liebhabers aus. Ich setze die hämische Bosheit einer verlassenen Geliebten daran, obwohl in Wirklichkeit ich es war, die … Und noch schlimmer, ich lasse meiner erotischen Phanthasie freien Lauf, der bunten erotischen Phantasie keuscher Leute, die noch dazu von einem, ach, sehr genauen Gedächtnis unterstützt wird … Ich stelle – und mit welchem Recht? – zwischen Max und seine Frau das Gespenst einer unvergessenen, unvergeßlichen Renée Néré … Unvergeßlich? Nein, aber ich frage mich: bin ich in dieser Stunde besser als die kaltherzige schöne Pute, die Villepreux, die Sängerin, die bei jedem Männernamen, der vor ihr ausgesprochen wurde, seufzte: »Der Unglückliche! … Er ist ganz wahnsinnig in mich verliebt … er hätte sich fast umgebracht … er ist ins Ausland gegangen …« Die Villepreux, die andauernd an ihrem Aberwitz festhält, genießt wenigstens das Glück jener, die, in eine Zelle eingesperrt, sich für Jesus Christus oder Napoleon halten …
Der Regen wird immer heftiger. Ich werde mein Zimmer nicht mehr verlassen. Die Plakate des »Eldorado« tragen zwar heute abend den Namen einer ehemaligen Music-Hall-Kollegin; ich hatte die Absicht, sie in ihrer Garderobe zu begrüßen, sie zu überraschen … Ich werde nicht hingehen. Das Licht des nächsten Leuchtturms huscht wie ein feiner silberner Pinsel über das verregnete Meer … Ich habe mir die Haare gelöst, während ich hinaussah, und anstatt sie für die Nacht offen zu lassen, habe ich sie unwillkürlich so zurechtgemacht, wie ich sie vor drei Jahren trug, in Locken über den Ohren und am Nacken eingerollt, eine Pagenfrisur … Bin ich gealtert? Ja, nein, ja und nein. Irgend etwas in der Farbe des Gesichts, im Fleisch der Wangen erinnert an die vornehme Trockenheit jener Frauen, die zur Keuschheit verdammt sind. Ich kann diese schwere und tiefsitzende Frisur nicht mehr leiden. Und nun zeige ich »neue Stellen«, die früher nur selten dem Tageslicht ausgesetzt waren: die Ohren, die Schläfen, die Stirn, den Nacken. Ich kann mich aber noch nicht dazu entschließen, ein stark dekolletiertes oder ärmelloses Kleid zu tragen, wenn ich, wie Brague sagt, »in Zivil bin«. Die Haut der Beine und der Arme, die Rundung des Busens, das zeigt man wohl auf der Bühne, mit klebriger Schminke und Puder bedeckt; kühl wird es von fernher dargeboten, Händen und Lippen unerreichbar – es ist nichts weiter als ein etwas anziehenderer Teil des Kostüms … Ich habe bei zahlreichen Kolleginnen vom Theater oder von der Music-Hall diese sonderbare, durch den Beruf bewirkte Verschiebung des Schamgefühls feststellen können: vertrauenvoll erscheinen sie nackt im Rampenlicht, in der Stadt jedoch hüllen sie sich in strenge Taffetseide und tragen undurchsichtige Spitzen und Einsätze. Obwohl ich die Bühne schon vor einem Jahr verlassen habe, wahre ich immer noch diese professionelle Zurückhaltung; ich verberge dies und das, verberge allerhand, worum mich manche beneiden würden. Auch die schöne Tänzerin Bastienne, ein prächtiges und bedächtiges Frauenzimmer, verlangte von ihrem Schneider einen Brustlatz aus dreifachem Musselin für ein Abendkleid, und indem sie sich mit der Hand auf den stolzen Busen schlug, sagte sie: »Damit, mein Bester, hat nur mein Beruf zu schaffen und mein Geliebter!«
Ich habe keinen Beruf mehr … und ich habe keinen Geliebten. Aber das Zusammentreffen von heute nachmittag hat doch bewirkt, daß ich aus einer Art Trotz das schwarze Kleid anzog, das ich mich bisher nicht zu tragen getraute, ein fast wirklich dekolletiertes Kleid, das ein großes Dreieck meiner Haut sehen läßt … Steif und mit zusammengebissenen Zähnen schritt ich heldenhaft bis zu meinem kleinen Tisch im Hintergrund, fern von der Zigeunerkapelle, und niemand hat mich oder mein Kleid beachtet. Hatte ich erwartet, daß Max … »Monsieur Dufferein-Chautel samt Familie« im Hôtel Impérial zu Abend essen werde? Niemand, wirklich niemand war da, außer dem unvermeidlichen einzelnen Herrn, der sich für die einzelne Dame interessiert. Er verfolgt sie während einiger Tage, sucht mit ihr in Berührung zu kommen, erreicht sein Ziel oder nicht, und reist wieder ab.
Als typischer »einzelner Dame«, mit Kleidern, die etwas zu brav sind für meine Miene, konnte mir wohl der »einzelne Herr« nicht erspart bleiben. Seit acht Tagen habe ich einen. Ich könnte ihn nicht beschreiben, denn ich habe ihn nicht gesehen. Wenn ich nach dem Platze hinblicke, wo er sich befindet, sehe ich ihn doch nicht, ich sehe durch ihn hindurch wie durch eine leere Flasche. Ich kenne nur die Gestalt seines Rückens, denn er wendet sich in gemachter Höflichkeit von mir ab, sobald mein Blick auf ihn fällt. Von vorne gesehen, ist er mir fremd, ich kann ihn nur von anderen unterscheiden, wenn er mir den Rücken dreht. Bei den Mahlzeiten stört er mich am meisten, weil ich höre, wie er an mich denkt, während er ißt. Heute abend habe ich, von seiner amourösen Laune angesteckt, in seine Richtung hin gelächelt und dabei an Max gedacht. Das hätte ich nicht tun sollen … Aber was liegt schon daran!
Der Regen hat aufgehört, gegen die Fenster zu klatschen, und die Stille weckt mich. Die Stille hier ist ein leises Rauschen der Wellen, die sich auf dem Kies des Strandes brechen, der Trott eines Pferdchens der hiesigen Gegend mit klugen kleinen Hufen und das Hupen von Automobilen … Ich öffne das Fenster und beuge mich hinaus, um auf zwei Fenster des Stockwerks unter mir hinunterzublicken. Es sind die Fenster meiner Freundin May. Schatten gleiten an den Vorhängen vorüber … Es befindet sich da ein wildes Liebespaar, dem der Streit und der darauffolgende Faustkampf eine Art schwedischer Gymnastik bedeuten. Wenn ich zu ihnen hinabstiege, würden sie darum keineswegs innehalten. Ich könnte bei ihnen verweilen und die Schläge, die sie einander versetzen, zählen, bis der Augenblick kommt, da beide, erschöpft, keine andere Züchtigung des Gegners mehr zu ersinnen vermögen als die Liebesumarmung …
Oder ich könnte zwei Stockwerke hinaufsteigen und durch eine andere weiße Tür das dumpf duftende, verrauchte Zimmer eines ebenfalls nomadisch lebenden Paares betreten, das überallhin seine Opiumlampe, seine flachen, nach kostbarem Holze riechenden Kissen und seine chinesische Strohmatte mitnimmt, die glatt und kühl ist wie die Haut einer Eidechse. Auch dort könnte ich mich als Zuschauerin niederlassen, mich ausstrecken, und zwar nicht an dem Gift, vor dem ich mich hüte, teilnehmen, wohl aber an dem warmen Stillschweigen, am schwarzen Aroma der Luft, an der von Halluzinationen durchzogenen Ruhe …
Und ebenso wie oben würde ich gewiß willkommen sein, willkommen als eine, die niemandem etwas nimmt und niemandem etwas gibt. Ich kann mir recht gut vorstellen, was ich diesen »Freunden« gelte. »Sie pumpt einen nicht an, aber sie schenkt auch nichts her«, dürften sie von mir sagen. Was sollte ich wohl schenken? Eine Frau, die es sich in den Kopf gesetzt hat, mit niemandem zu schlafen, wirkt stets wie eine Geizige, was immer sie tun mag, und meine »Freunde« – Rivierabummler, abgetakelte Komödianten, verschämte Liebespaare, die meine Lebensführung schätzen – verwehren mir, was sie May gewähren: eine gewisse, ein wenig verächtliche Vertraulichkeit, eine freundliche Lüsternheit, die sie durch ein derbes oder zärtliches Wort, durch eine frivole, aber von harmlos kindlichem Lachen begleitete Bewegung schürt und befriedigt …
Im oberen wie im unteren Stock erwartet mich derselbe fröhliche Gruß. Aber wenn ich wieder aufstehe, um in mein Zimmer Nummer 157 zurückzukehren, so wird das niemandem Kummer bereiten … Ich kann kommen und gehen, kann ganz nach meinem Belieben handeln. Nur habe ich, wie ein kleines Mädchen einmal sagte, »kein Belieben«. Also werde ich schlafen gehen; nicht gleich, denn es ist erfrischend, am Fenster zu stehen und die noch feuchte Luft einzuatmen. Sie riecht nach Garten und Muscheln. Ein ganz junger Mond steht über dem Meer, ein schmaler Mond, der kaum leuchtet.
Im Grunde tut es wohl, sich um einer rührenden Begegnung oder einer duftenden Regenpause willen oder ohne jeden Grund ein wenig dumm, erregt und weich zu fühlen und schmachtend wie ein junges Mädchen, das eben seinen ersten Liebesbrief erhalten hat.