Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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Wie der Spiegelschwab in Landsberg, der bayerischen Grenzstadt, einzieht,
und wie der Zoller von ihm den Judenzoll fordert.

Man erzählt: Unser Herr, als er die Welt durchwandert, sei auch nach der bayerischen Grenzstadt Landsberg gekommen. Da habe ihn der Zoller am Thor angeschrieen und gefragt: »Wer seid's? woher kommt's? wohin wollt's? und was schafft's?« Der Fremde habe gesagt: »Ich bin Unser Herr, und will ins Bayerland, um meine Schafe zu suchen.« Hierauf habe der Zoller gesagt: »Da seid's auf dem unrechten Weg; hiesigs Lands gibt's keine Schaff sondern nur Säu.« – Diese Geschichte wird erzählt, nicht etwa zum Spott der Bayern, sondern allein, weil sie mit ihren Säuen in alle Welt handeln, was ihnen denn weder Schaden noch Schande bringt. – Der Spiegelschwab wurde auch vom Zoller gefragt, wer er sei, und wohin und was er wolle. Der sagte: »Er sei, salveni, ein Schwab, und er wolle ins Bayerland, eigentlich um erstens ein Weilheimer Stückle zu erfahren, und zweitens den Passauer Tölpel zu sehen, und drittens einen Münchner Bock zu trinken.« Darauf der Zoller: »Das möge er thun; aber vor allem, wenn er Einlaß wolle, müsse er den Judenzoll zahlen.« »Kotzkutzakatzakralla!« sagte der Spiegelschwab, »meint der Herr etwa, ich sei ein Jud? Ich kann dem Herrn meinen christlichen Vorweis zeigen, wenn's der Herr haben will – –« Der Zoller sagte: »Schwaben stecke einmal voll Judennester; von ihm wolle er's aber glauben, ungesehen, daß er ein Christenmensch sei, weil er so heidnisch fluchen könne, und er möge daher ungeschoren hingehen, wohin er wolle.« Also ging er hin, wohin er wollte. Er kam aber nicht viele Schritte weit, so klingelte ihm schon die Glocke ins Ohr, und zog ihn hinein. Da wollen wir ihn denn auch sitzen lassen.

Die Schwaben und das schlechte Geld
Führt der Teufel durch die ganze Welt.

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