Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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Was für eine Gefahr dem Spiegelschwaben gedroht,
und wie er sich daraus errettet.

Durch Memmingen gehen wir nicht, obwol drin gute digene Würste zu haben sind, sagte der Spiegelschwab. Und als man ihn fragte: warum? so sagte er: darum; und er müsse sich doch wol am besten auswissen. Sei's, sagte der Nestelschwab, wir können ja um die Mauer herum, und dann zum andern Thor hinaus. Die sieben Schwaben gingen also um die Mauer herum durch die Hopfengärten. Aber da hat sich's denn wiederum augenfällig gezeigt, daß der Mensch seinem Schicksal nicht entgehen könne. Denn ehe sich's der Spiegelschwab versehen, sprang aus einem Hopfengarten ein Weib auf ihn zu, eine rechte Runkunkel, und schrie in einem Ton, der durch Mark und Bein ging: Bist du endlich wiederum da, du Schlingel? Wo bist du so lange Zeit herum kalfaktert, du Galgenstrick? Der Spiegelschwab erkannte in ihr sogleich seine liebe Ehehälfte, und er rief: Helft mir alle Heiligen! der Teufel ist los! und huschte in den andern Hopfengarten hinein. Das Weib ihm nach. In der Herzensangst fiel ihm eine List ein. Er hatte nichts zu tragen, weil er nichts hatte, als das Bärenfell; das that ihm nun guten Dienst. Er warf's in Eile über den Kopf, schloff in die Bratzen, und kreiste nun auf allen Vieren, wie ein leibhafter Bär. Wie nun das Weib näher kam, richtete er sich auf, und trappelte brummend auf sie zu. Die sah nicht sobald den Bären, als sie laut aufschrie, und über Hals und Kopf davon rannte. Der Bär aber holte sie ein, und drückte und herzte sie, daß ihr fast die Sinnen vergingen. Dann ließ er sie los und ging den Gesellen nach. Seit der Zeit, als dieser Schwank kund geworden unter den Memminger Frauen, werden die bösen Männer von ihnen Brummbären genannt.


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