Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Vom Blitzschwaben, und was sich sonst ereignet.

Nachdem sich die Landsleute das »G'segn' Gott!« und »Dank Gott!« zugetrunken hatten, fing der Seehaas an zu erzählen, sagend: Wie daß in dem großen Wald am Bodensee ein fürchterliches Thier hause, welches Land und Leuten großen Schaden thäte. Es sei so groß wie ein Mastochs, und habe Augen im Kopf wie die Mondscheibe; und das Thier wachse zusehends, je länger man es anluge. Potz Blitz, sagte der Blitzschwab; das möcht' ich einmal sehen; ich ließe mir's, beim Teuxel! einen Dreibätzner kosten. Der Seehaas sagte: Er könne es umsonst sehen, er solle nur mitkommen, und ihm und seinen Gesellen zu Rath und That stehen beim Abenteuer. Darauf der Blitzschwab: Fechten sei zwar sein Handwerk nicht, aber schimpfen könne er, wie ein Rohrspatz, und fluchen, wie ein Heid. Der Seehaas meinte, man wisse nicht, wozu ein Ding gut sein könne, und er solle nur mitkommen. Jener schlug ein, nachdem er noch ein Känntle Branntwein zu sich genommen, um, wie er sagte, die Magenwinde zu vertheilen, die das vermaledeite Bier mache. Dabei sang er – denn er war ein lustiger Vogel, was man ihm sogleich abmerkte – das Liedlein:

Wo soll ich mich hinkehren,
Ich dummes Brüderlein,
Wie soll ich mich ernähren,
Mein Gut ist viel zu klein;

Wie wir ein Wesen han,
So muß ich bald daran,
Was ich heut soll verzehren,
Ist gestern schon gethan.

Und drauf zogen die Gesellen weiter, und kamen zum Spiegelschwaben, der in Memmingen zu Haus war.


 << zurück weiter >>