Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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Vom Spiegelschwaben und dem Allgäuer,
und was ferner geschehen.

Zu derselbigen Zeit waren die Fazinetle noch nicht im Brauch, und daher schlenzten einige das Ding gleich von sich weg, was jetzt die vornehmen Leute in den Sack stecken; andere schmierten es unter die Uechse oder zwischen die Grattel, wo es sich wieder von selbst abwetzte; andere dagegen, wie der Spiegelschwab, putzten es an den Vorderärmel, wo es sich zum Spiegel ansetzte, und beim Sonnenschein glitzerte. Zu diesem kam der Seehaas mit seinen Gespanen, und stellte ihm das Anliegen vor, erzählend, wie daß am See droben ein Ungeheuer hause, so groß wie ein Trampelthier, mit Augen, wie Mühlsteine und er bitte daher, er möge um des gemeinen Besten willen zu Rath und That stehen. Der Spiegelschwab sagte: Rath könne er geben, aber mit der That sehe es schlecht aus, indem er nicht einmal sein Weib meistern könne, die freilich sieben Häute habe, wie ein Memminger Zwiefel. (Und hat also die Zigeunerin Recht gehabt.) Er wisse aber einen, der es mit dem Teufel selbst aufnehme: das sei der Allgäuer. – Zu dem gingen sie nun miteinander, und der war gleich bereit, obwol der Seehaas ihm das Ungeheuer noch viel schrecklicher vorstellte, als den andern, indem er sagte: Es sei so groß wie ein Haus, und habe Augen im Kopf, wie Mühlräder, die im Um- und Umgehen Feuer auswürfen. – Bygost! sagte der Allgäuer, es wird halt dennest nur ein Vieh sein; und der Mensch ist stärker mit Gottes Hilfe, als alles Gethier auf Erden. Ja, sagte der Seehaas, und es geht ein Sprüchwort: Gott verläßt keinen ehrlichen Schwaben nicht. Durch diese Reden bekamen die übrigen noch einmal so viel Muth, und sie gaben sich alle getreulich die Hand, daß sie einander beistehen wollten als Freunde und Landsleute in allen Gefahren und Nöthen Leibs und der Seele. Und so beschlossen denn die sieben Schwaben mit einander zuerst nach Augsburg zu gehen, wie schon oben erzählt worden, um, wie es tapfern Christenmenschen geziemt, sich vor allem mit Streitzeug zu versehen.


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