Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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20. Von einem eifersüchtigen Mann.

Es schreibt ein hochgelehrter weiser Mann: Der hütet Heuschrecken in der Benne, und schüttet Wasser in den Brunnen, der sein Weib hütet, daß es fromm und treu bleibe. Damit will er zu verstehen geben, daß solche Hut ganz unnöthig und vergeblich sei; unnöthig bei den braven, und vergeblich bei den bösen Weibern. Davon merke einen guten Schwank. Es war auf eine Zeit ein solcher eifersüchtiger Ehemann in einem Flecken, der hatte ein sehr hübsches Weib. Er hatte aber ihretwegen große Besorgniß, und mochte nicht leiden, daß andere Männer oder auch Gesellen mit ihr redeten und guter Dinge wären. Er ließ sie auch nur selten und ungern zu andern Nachbarn, wenn sie zur Sommerszeit an der Gasse saßen. Auch kamen sie fast niemals zu Hochzeiten und andern Lustbarkeiten. Der Phantast sorgte allezeit, sie möchte ihm gefressen werden aus Liebe. Dies nahmen einige Spottvögel und Speikatzen mit Fleiß wahr, und sie gingen nun desto mehr um das Haus spazieren, darin die Frau war. Und wann das gute Weib bei ihren Nachbarn saß, stunden sie hinzu, und trieben gute Schwänke und Possen mit ihnen. Dies und dergleichen wollte den Tüpel schier unsinnig machen. Er durfte es auch gegen sein Weib nicht merken lassen; denn es war ihm unverborgen: was man den Weibern unterstehet zu verleiden oder zu verbieten, darnach verlanget sie erst. Die Frau aber, die an allen seinen Geberden wol abnahm, weß er gesinnet sei, ließ sich's je länger je weniger bekümmern, und trieb ihre Kurzweil mit Jedermann desto offener und freier. Als nun der dumme Eiferer dies wahrnahm, dacht' er auf Mittel und Wege, wie dem Uebel abzuhelfen wäre. Er besann sich kurz, und kaufte ein Haus in einem andern Flecken, und raffte seine Siebensachen zusammen, lud sie auf Karren und Wägen, und machte Anstalten zum Abfahren. Die gute Frau, die mehr Witz hatte, als ihr Mann, ließ sich die Sache wol gefallen, und stellte sich, als wenn es ihr fast lieb wäre; denn so erfuhr sie fein sittlich von ihrem Mann, was die Ursache wäre seines Aufbrechens. Dieser gestand ihr und sagte: Wie es ihm so gar zuwider wäre, daß ihm solche Gesellen täglich um das Haus gingen; und wiewol er ihr nichts Arges gönne noch vertraue, möchte er es dennoch nicht sehen; sonst hätte er gar keine Ursache, warum er hinweg zöge, als eben diese. Die Frau faßte diese Worte in ihre Ohren. Als sie nun mit ihrem Hausrath aus dem Flecken fuhren, und weit hinaus in das Feld kamen, springt die Frau vom Wagen, und sagt: O weh, Hans! ich habe das Allernothwendigste dahinten gelassen. Halt ein wenig still! Der Mann fragt, was sie denn vergessen habe? Ei, sagt sie, ich habe kein Feuer mit mir genommen. Du große Närrin, sprach er, meinst du denn, wir ziehen an einen feuerlosen Ort? Du wirst Feuer, Holz und Stroh gleich sowol dort finden, als da wir her kommen. Wenn dem so ist, sagt die Frau, so bist du viel närrischer, als ich. Finden wir Feuer dort, so werden wir ohne Zweifel auch solche Leute finden, die deine Eifersucht merken, und dir zum Trotz und Spott um das Haus gehen. Darum wäre mein Rath, du ließest uns bei dem Unsern bleiben, und an dem Ort, da die Leute uns, und wir die Leute kennen. Also ging der Narr in sich, erkannte seinem Frauen Rath für gut, und zog wieder zurück in seine alte Herberge. Auch ließ er von nun an seinen Eifer fahren, und ward ein rechtschaffener Hausmann.


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