Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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Das Kapitel vom Waldbruder.

Wie sie denn weiter gezogen in die Kreuz und Quer, so kamen sie von Ungefähr zur Klause eines Waldbruders. Der saß so eben vor seiner Zelle, in einem Buche lesend. Sie riefen ihn an, und baten ihn, mit herabgezogenem Käpple, wie's Christenmenschen geziemt, er möchte ihnen den rechten Weg weisen. Das Buch aber, worin der Klausner las, war ein Traktätlein contra facetias, das heißt zu Deutsch: gegen die Fachsen. Und so wird sich denn der christliche Leser nicht wundern über die Rede, womit der fromme Mann die guten Sieben anließ, denn vor ihm stand nun ja, wie ihm däuchte, das lebendige Conterfei von Fachsenmachern. Den Weg soll ich euch weisen, ihr Landfahrer? (hub er an) Wartet! die Schellen will ich euch stimmen, ihr Schalksnarren! die Federn will ich euch beschneiden, ihr Fatzvögel! den Grind will ich euch einäschern, ihr Fastnachtsbutzen! – Der Seehaas unterbrach seine Rede, sprechend: Wie daß in dem großen Wald am Bodensee ein fürchterliches Ungeheuer hause . . . Der Klausner ließ ihn aber nicht ausreden, sondern rief: Herrgott im Himmel! was für Höll-Lumpen hast du auf Erden! Da ziehen sieben Kalfakter mit Einmal herum im Reich, zu Schand und Spott des Schwabenlandes und der Christenheit! Gibt's denn nichts Nützliches mehr zu thun in der Welt für solche Schlingel, die ihr seid? Gibt's keine Hafen mehr zu binden, keine Pfannen zu flicken, keine Scheeren zu schleifen? Scheert euch fort, ihr Scheurenburzler! In den Stock mit euch, in die Geige, an den Galgenbaum, ihr Vaganten, ihr Lyranten, ihr Komödianten! Potz Blitz! sagte der Allgäuer, und Bygost der Blitzschwab, vor lauter Staunen und Starren. Jener aber machte Rechtsum mit dem Wiesbaum und zog die Sechse nach; und der Blitzschwab stimmte seine Fiedel, und fing an, ein Liedlein zu singen, so daß von dem weitern Schelten des Waldbruders nichts mehr zu vernehmen war.


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