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Die Haberbreitaschen im Nagoldtal.

In dem freundlich gelegenen Emmingen lebte einst der Steinbrecher Frieder, den die Unzufriedenheit auf Schritt und Tritt begleitete. Nichts konnte ihm seine Frau rechtmachen. Einmal war das Essen zu kalt, ein andermal zu heiß. Zuweilen hörte man ihn brummen: »I sag e mol, i iß net, d'Supp taugt net.« Das Mittagessen wurde ihm wie auch andern Steinbrechern in einem Topf zugetragen. Daß die Speisen dann nicht zu warm ankamen, ist leicht einzusehen. Während sich aber die übrigen Arbeiter zufrieden gaben, verlangte Frieder, daß ihm künftig die Suppe in einem Krug gebracht werde. Die Frau war damit einverstanden und schickte am folgenden Mittag einen Haberbrei. Als nun die Mahlzeit beginnen sollte, zeigte der dickgewordene Brei keinerlei Verlangen, aus der engen Öffnung in den hungrigen Magen zu wandern. Es blieb Frieder nichts anderes übrig, als dem Krug durch einen wohlgezielten Schlag den Kopf zu nehmen. Mit diesem Gefäß war es also nichts; daher wurde abends in unfreundlichem Tone die Losung ausgegeben: »Zum Essentragen eignet sich am besten die Handtasche. Das Strohgeflecht und das Lederfutter halten die Wärme zusammen.« Auch dieser Wunsch wurde ihm erfüllt. Statt aber den Haberbrei – dies gab es wieder – in einem Topf der warmen Umhüllung zu übergeben, schüttete die Frau die etwas dick zubereitete Speise in die Tasche. Wie der Steinbrecher mit seinem Mittagessen zufrieden war, wird nicht erzählt; aber der Name »Haberbreitaschen«, mit dem man die Emminger uzt, soll mit dieser Geschichte in engem Zusammenhang stehen.

(Mündlich v. G. A. V.)

Schlußvignette

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