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Wittleders Esel.

Ein Spießgeselle des berüchtigten herzoglichen Ministers Montmartin war der Kirchenratsdirektor Wittleder, ein ehemaliger Gerbersgeselle aus Preußen. Um die Kasse des Herzogs Karl und auch die seinige zu füllen, verkaufte er Ämter und Würden an die Meistbietenden ohne Rücksicht auf ihre Tüchtigkeit. Ein Spaßvogel hing einmal einem Bruder Langohr einen Zettel mit der Inschrift: »Ich suche einen Dienst!« um den Hals und band ihn nachts vor dem Hause Wittleders fest. Als die Magd am Morgen vor das Haus trat, sah sie den sonderbaren Bittsteller und an der Haustüre ein angeheftetes Papier mit dem Reim:

Ein dicker Gerbersgesell, sein Name heißt Wittleder, Direktor nennt er sich und ist nicht von der Feder, So, wenn ein Esel kommt und kann's mit Geld bezahlen, Bekommt er einen Dienst vor den Gelehrten allen.

Die Magd ging zurück und überreichte des Bittgesuch ihrem Herrn, ohne zu sagen, daß es von einem Esel sei. Wittleder verlangte, daß man ihm den Besucher vorführe. Die schalkhafte Magd wollte nun den Esel holen. Aber dieser verführte ein schreckliches Geschrei und wollte nicht über die Schwelle, denn er war durch das Gelächter der umstehenden Leute ganz scheu und wild geworden. Wittleder kam jetzt selbst herab und merkte nun, welchen Streich man ihm gespielt hatte. Wütend drohte er mit seiner Rache. Aber es kam nicht heraus, wer der Schelm gewesen war.

(Seytter, Unser Stuttgart.)

Schlußvignette

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