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Merkwürdiger Finderlohn.

Herzog Karl jagte einsmals in den Wäldern um Zavelstein. Da verlor er einen kostbaren Hirschfänger. Er ließ in der ganzen Gegend bekannt machen, daß, wer ihm den Hirschfänger überbringe, solle eine gute Belohnung bekommen. Ein Bauer fand nun den Hirschfänger und brachte ihn nach Stuttgart. Die Schloßwache wollte aber den Bauern nicht zum Herzog hineinlassen. Ihr Hauptmann erbot sich jedoch, er wolle den Hirschfänger dem Herzog abliefern. Aber der Bauer war klug und sagte: »Nein, das kann ich selber tun.« Denn es war ihm um den Finderlohn zu tun. Endlich kamen sie überein, daß der Hauptmann für das Einlassen ins Schloß ein Drittel der Belohnung erhalten solle. Der Bauer ging also ins Schloß hinein. Aber gleich hielt ihn ein Lakai des Herzogs an und ließ ihn nicht eher weiter gehen, als bis er auch ihm ein Drittel der Belohnung versprochen hatte. Und das gleiche war der Fall bei dem Leibjäger des Herzogs, der vor den Gemächern des Fürsten die Wache hielt. Endlich aber durfte der Bauer vor den Herzog treten. Karl war über den Hirschfänger erfreut und fragte den Bauern, was er sich nun als Finderlohn wünsche. Da verlangte der Bauer 75 Prügel. Und als ihn nun der Herzog fragte, warum das? lachte der Bauer und erzählte dem Fürsten, daß sich der Leibjäger, der Lakai und der Wachehauptmann mit je einem Drittel darein zu teilen hätten. Da gab Karl dem Bauern eine gute Belohnung und versprach ihm noch überdies, daß er die 75 Prügel gewiß an ihre Plätze kommen lassen werde. – Im Schloßhof traf die Franziska, des Herzogs Gemahlin, den Bauern und fragte ihn: »Nun, Schwarzwälder, was hast du beim Herzog getan?« Der Schwarzwälder beschied aber die ihm Fremde zum Ergötzen des Herzogs: »Das geht dich nichts an, das sind keine Weibersachen!« –

(C. Schnerring, Kirchheim u. T.)

Schlußvignette

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