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Der Ständerling zu Glems.

Zu der Zeit, als in unseren Dörfern noch der Kuhhirte ausfuhr, begab es sich einmal in dem Dorfe Glems bei Metzingen, daß zwei Weiber ihre Kühe frühmorgens an die Stelle brachten, von wo aus der Hirte die Herde den Berg hinauf zur Weide führte. Wie's nun eben so geht: die zwei Weiber kamen ins Gespräch. »Ond moa no?« »Ond hosch au schau ghairt?« »Ond des ischt au ebbes Args« ... und so ging es fort. Immer eifriger wurde das Gespräch, und die zwei Schwatzbasen merkten nicht, daß die Sonne längst nicht mehr im Osten über dem Grünen Felsen stand. Sie konnten auch kein Ende in ihrer Unterhaltung finden, als die Sonne nun schon im Bogen über die Hochwiesen gelaufen war und schließlich von Westen über die Achalm herüberschaute. Da hörte man Herdengeläute. Es war Abend geworden, und der Hirte kam mit seiner Herde wieder zu Tal. Nun mußten die zwei Weiber wohl oder übel ihre Unterhaltung abbrechen und mit ihren Kühen heimgehen. Ehe sie aber auseinandergingen, sprach die eine zur andern: »I kann ders jo no morga voll saga.« Der Platz, auf dem die zwei Weiber standen, heißt heute noch der »Ständerling«.

(Mündlich von Haußmann.)

Schlußvignette

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