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20

Von Gorny saß lesend in seinem Zimmer, als ihm gemeldet wurde, daß eine Dame ihn zu sprechen wünsche.

»Ich lasse bitten«, erklärte er nach einem flüchtigen Blick auf die Besuchskarte. Er stand auf, nahm den Rock von der Stuhllehne und zog ihn an. Dann lehnte er sich, eine Hand in der Hosentasche, in der anderen eine Zigarette drehend, gegen den Kamin und wartete.

Gleich darauf trat Lu Isheim ein. Ihre Augen blitzten zornig. Ohne Gruß warf sie sich in einen Sessel und zupfte gereizt an den Handschuhen.

»Vor einigen Tagen erschienst du entgegen meinem ausdrücklichen Wunsch nicht«, sagte von Gorny kühl. »Was verschafft mir heute die Ehre?«

»Ich will wissen, wie die Kriminalpolizei dazu kommt, mich der Wechselfälschung zu bezichtigen!« rief Lu hitzig.

»Schau einmal an!« lachte er. »Sie will wissen! Ich bin einen anderen Ton gewöhnt, Kleine!«

»Ich bin nicht deine Kleine! Und ich werde in dem Ton reden, der mir gefällt, ob du ihn nun gewöhnt bist oder nicht. Also – los! Wie kommt die Kriminalpolizei dazu, mich zu verdächtigen?«

Von Gorny hob die Schultern.

»Ich glaube, das kommt daher, weil ich es der Polizei gesagt habe«, entgegnete er ruhig.

»Es ist aber doch nicht wahr!« schrie Lu auf.

»Natürlich ist es nicht wahr«, nickte er. »Aber ich kann es so gut wie beweisen. Und das ist noch viel mehr, als wenn es wahr wäre.«

»Warum hast du so gemein – ach, das ist noch ein viel zu anständiger Ausdruck für dich – gehandelt?«

»Warum? Aus zwei Gründen. Erstens weil du auf meine Aufforderung hin nicht gekommen warst. Wärest du nämlich folgsam gewesen, so hätte ich dir erklärt, daß ich dringend zehntausend Mark benötige, und du hättest schon einen Weg gefunden, das Geld zu beschaffen.«

»Nein! Das hätte ich nicht getan! Du sprachst aber von zwei Gründen. Welches war der andere?«

»Dein hoher Gemahl hat mir vorgestern, als ich ihn um eine Kleinigkeit anpumpen wollte, schnöde die Tür gewiesen. Die Wechselgeschichte ist eine von meinen Repressivmaßnahmen.«

»Sage lieber Erpressermaßnahmen!« warf Lu verächtlich ein.

»Wir wollen uns nicht um Ausdrücke streiten«, meinte von Gorny begütigend, aber mit einem unschönen Lächeln. »Der meine hat das für sich, daß er netter klingt. Der deine hingegen schmeckt ein bißchen nach Schauerroman und Hintertreppe.«

»Entspricht aber den Tatsachen!« rief Lu böse. »Bei meinem Mann wirst du mit deinen Erpressungen wenig Glück haben. Sein Leben ist rein und makellos.«

»Bist du dessen so sicher?« höhnte er. »Dein Herr Gemahl wird noch in den nächsten Tagen eine hübsche Stange Geldes blechen müssen, außer er zieht es vor, der berufsmäßigen Hehlerei überführt, im Gefängnis zu sitzen.«

»Das ist nicht wahr!«

»Doch, mein Liebling! Dein Mann mit seinem reinen und makellosen Leben ist nämlich einer der größten und geschicktesten Hehler der Unbarmherzigen. Solltest du eigentlich wissen. Ihr seid mir ja eine sonderbare Familie! Mann und Frau – Mitglieder derselben Verbrecherbande, und beide schwören auf die Tugendhaftigkeit des Ehepartners! Wie mir Inspektor Muratow erzählte, soll dein Mann, genau wie du eben, ganz aus dem Häuschen gewesen sein, als er erfuhr, daß sein holdes Weib in ihren Mußestunden Wechselunterschriften fälscht.«

»Aber das ist doch nicht wahr! Alles Lüge!«

»Kindchen, du wiederholst dich«, meinte von Gorny gelangweilt. »Um aber endlich zur Sache zu kommen – was willst du eigentlich von mir?«

»Ich will wissen, was du der Kriminalpolizei weisgemacht hast, damit ich beweisen kann, daß alles Lug und Trug ist.«

»Sehr offenherzig! Da möchte man fast darauf verzichten, dir Näheres zu erklären. Aber schließlich – warum nicht? Also, paß auf! Eines von euren Mädchen brachte den fraglichen Wechsel zur Bank und verlangte, ganz entgegen dem Brauch, sofort bares Geld dafür. Ein Kriminalbeamter, und zwar meine Wenigkeit, veranlaßte den Kassierer, dem seltsamen Verlangen des Mädchens stattzugeben und das Geld auszuzahlen. Wenn nun dein Mann wider Erwarten die Unterschrift, die er natürlich im Leben nicht geleistet, nicht anerkannt hätte, so wäre das Mädchen vernommen worden und hätte unter Eid ausgesagt, daß sie von Lu Isheim gesandt worden war, ja sogar, daß sie gesehen habe, wie genannte Dame die Unterschrift auf den Wechsel malte. In Wirklichkeit nahm ich natürlich selbst die plumpe Fälschung vor und erhielt auch selbst von dem Mädchen das Geld. Einfache Sache, was?«

»Sehr einfach«, nickte Lu. »Noch einfacher wird es aber jetzt die genannte Dame machen. Nämlich schnurstracks zur Polizei gehen und den Fall anzeigen.«

»Dann würde ich mich zu meinem Leidwesen genötigt sehen, die Angelegenheit den Unbarmherzigen zu unterbreiten. Die nennen dergleichen Anzeigen zusammenfassend – Verrat und betrachten sich moralisch verpflichtet, ein derartig vorgehendes Mitglied aus den Registern der Lebenden zu streichen.«

Lu biß die Lippen fest aufeinander.

»Dann werde ich die Geschichte den Unbarmherzigen melden«, sagte sie drohend.

»Tue das!« rief er lachend. »Ich würde als kleine Gegenleistung dann natürlich die Polizei darüber unterrichten, daß du ein Mitglied dieser Bande bist. Man wird dich dafür nicht gerade umbringen, aber ein paar Jährchen Zuchthaus dürften schon rausspringen.«

»Du bist ein Scheusal!« schrie Lu auf. Einen Augenblick schien es, als wollte sie ihn mit der geballten Faust ins Gesicht schlagen, doch besann sie sich, drehte sich um und lief zur Tür hinaus.

Von Gorny gähnte. Nachdenklich brannte er sich eine Zigarette an. Nach einer Weile, als er merkte, daß Lu nicht zurückkam, setzte er sich an seine kleine Reiseschreibmaschine und begann zu tippen.

 

»Lu Isheim ist eine Verräterin. Sie besuchte mich soeben, und sprach mit mir, als dem Kriminalbeamten. Sie wußte noch nicht, daß ich ebenfalls Mitglied der U. bin. Dabei erbot sie sich, alle ihr bekannten Namen der U. zu nennen, falls die Polizei ihr Straffreiheit zusichern würde. Grund des Verrats – Furcht vor Entdeckung und Strafe. Sofortige Beseitigung dringend erforderlich, da Genannte beabsichtigt, mit anderen Kriminalbeamten über dasselbe zu sprechen.

v. G.«

 

»Sicher ist sicher!« murmelte von Gorny und steckte das beschriebene Blatt in einen Umschlag. »Das Weib wird mir zu ungemütlich.« Dann zog er seinen Überzieher an und trat auf die Straße.

*

Es mochte etwa eine halbe Stunde später sein, als er das geschmackvoll ausgestattete Arbeitszimmer Nubers betrat.

»Ich hatte gerade nichts Besonderes vor«, meinte von Gorny in leicht näselndem Ton, »und da fiel mir ein, daß ich Sie mal besuchen könnte. Ich störe doch hoffentlich nicht?«

Nuber saß schreibend an seinem schweren Eichenschreibtisch. Beim Eintritt von Gornys hatte er sich weder erhoben, noch reichte er seinem Gast die Hand.

»Ich bin gerade bei einer dringenden Arbeit«, sagte er kühl. »Aber wenn sie Platz nehmen wollen – dort liegen Zeitschriften – Sie stören mich nicht.«

Von Gorny schien das Verletzende im Benehmen Nubers vollkommen zu übersehen. Mit einem stummen Kopfnicken ließ er sich in einen der Ledersessel sinken, streckte die Beine behaglich von sich, preßte das Einglas in die Augenhöhle und vertiefte sich in eine Zeitschrift.

Es verging eine Viertelstunde und noch eine. Es war still und ruhig. Leise tickte die Wanduhr, ab und zu kreischte Nubers Feder, dann und wann knisterte ein Blatt in den Fingern von Gornys.

Plötzlich hielt er im Lesen inne, ließ das Einglas geschickt in die Hand gleiten und blickte auf.

»Sie waren doch mal in Kanada, Nuber?« meinte er beiläufig.

»Nein!« antwortete Nuber kurz und schrieb ruhig weiter. »Nein!« wiederholte er nach einer längeren Pause. »Aber warum fragen Sie?«

Von Gorny besah sich angelegentlich seine gepflegten Fingernägel.

»Ich meinte nur ... Übrigens weiß ich genau, daß Sie einmal in Kanada waren.«

Nuber nahm den Zwicker ab, warf seinem Gegenüber einen durchdringenden Blick zu, setzte den Kneifer wieder auf und schrieb unbekümmert weiter.

Von Gorny schwieg. Niemand hätte beim Anblick dieser zwei Männer etwas Besonderes gefunden. Und doch wußten es sowohl von Gorny als auch Nuber, daß es jetzt einen Kampf auszufechten galt; einen Kampf, ähnlich einem Duell, nur mit feineren Waffen als Degen oder Pistole.

Nach einer Weile bemerkte Nuber, ohne im Schreiben innezuhalten:

»Warum fragen Sie, wenn Sie es doch schon wissen?«

Von Gorny unterdrückte ein Gähnen.

»Ich war gespannt, ob Sie es zugeben würden.«

Nuber nickte.

»In der Tat, das war sehr spannend.«

Das Gespräch stockte. Nur das Kritzeln der Feder des Kriminalinspektors unterbrach die Stille.

»Sie sind doch vermögend, Nuber?« sagte von Gorny plötzlich ohne Übergang.

Nuber warf die Feder weg und lehnte sich in seinem Sessel zurück.

»Sie sind doch nur gespannt, ob ich es zugeben werde! Nicht wahr, Herr von Gorny?« sagte er, das Wörtchen ›Herr‹ besonders betonend. »Sie wissen ganz genau, daß ich vermögend bin. Vorgestern präsentierten Sie in der Bank einen Scheck über 40 000 Mark. Eine Ziffer der Schecknummer hatten Sie radiert und mit Tusche geändert und meine Unterschrift ziemlich plump gefälscht. Sie erkundigten sich, ob für die genannte Summe Deckung vorhanden sei. Als Ihnen dies bejaht wurde, rückten Sie wieder ab, ohne auch nur den Versuch zu machen, den Scheck einzulösen. Zu Ihrem Glück, vermutlich!«

Von Gorny lachte etwas gezwungen.

»Sie erfahren aber auch alles!«

Nuber würdigte ihn keines Wortes. Als wenn ihn die ganze Sache gar nichts anginge, beugte er sich wieder über seine Schriftstücke.

Und wieder verging eine geraume Weile in beiderseitigem Schweigen.

Von Gorny schien sich zu langweilen. Mit einem Ruck erhob er sich.

»Ich werde jetzt gehen. War mir ein ganz besonderes Vergnügen. Übrigens, Nuber, ich bin gerade in Verlegenheit. Könnten Sie mir vielleicht mit 40 000 Mark aushelfen?«

Nuber schrieb emsig. Von Gorny zündete sich gelassen eine Zigarette an.

»Nein!« sagte Nuber plötzlich.

Von Gorny zog erstaunt die Augenbrauen hoch.

»Nicht? Vielleicht überlegen Sie es sich noch. Sie werden mich doch nicht in der Not verlassen, Nuber?«

»Ich habe es mir bereits überlegt«, antwortete Nuber und stand auf. »Seit genau einer halben Stunde überlege ich, ob ich Ihnen das Geld geben soll oder nicht. Ich habe mich aber entschlossen, es nicht zu tun.«

Von Gorny seufzte.

»Schade«, sagte er leise. »Das wird natürlich sehr unangenehm werden.«

»Für wen?«

»Oh, für mich, selbstverständlich!«

»Das denke ich auch!« Nuber hatte blitzschnell seinen Rock abgeworfen und die Hemdsärmel aufgekrempelt.

»Los!« rief er plötzlich mit gänzlich veränderter Stimme. »Ihr Rechenexempel stimmt diesmal nicht, von Gorny! Los! Runter mit dem überflüssigen Zeug!«

»Sind Sie verrückt?!« meinte der andere unwirsch. »Sie haben doch gar keine Ursache, sich so aufzuspielen ...«

»Wie Sie wünschen«, erklärte Nuber und legte den Klemmer vorsichtig auf die Tischkante. »Sie können von mir aus das Zeug auch am Leibe behalten. Aber es wird Ihnen hinderlich sein, ich warne Sie!«

Ehe von Gorny eine Bewegung der Abwehr machen konnte, sprang ihn der bedeutend kleinere Nuber an und versetzte ihm einen Faustschlag ins Gesicht, daß ihm Hören und Sehen verging.

»Das war nur eine kleine Kostprobe«, bemerkte Nuber seelenruhig. »Mann, so verteidigen Sie sich doch! Mensch, sind Sie komisch! Stehen da wie ein begossener Pudel und lassen sich hauen!«

Von Gorny erwachte aus seiner Betäubung. Zornbebend warf er seinen Rock ab und stürzte auf seinen Gegner zu.

»Na also!« rief Nuber befriedigt und sprang behend beiseite. Sogleich aber holte er zu einem neuen Hieb von ungeheurer Wucht aus. Der Schlag saß. Die Knie von Gornys knickten ein. Er brach zusammen.

»Sie müssen boxen lernen«, meinte Nuber. »Das ist doch nichts! Gleich beim zweiten Anhieb den Geist aufgeben. Los! Aufstehen! Sie sind noch lange nicht k. o.!«

Er hatte recht. Von Gorny erhob sich taumelnd. Plötzlich faßte er nach seinem Rock und steckte die Hand in eine der Taschen. Mit eisernem Griff umklammerte Nuber die Hand, riß sie heraus, entwand ihr den gezogenen Revolver und warf ihn aufs Sofa.

»Nein, mein Lieber!« sagte er mit einem breiten Lachen. »Schießen dürfen Sie nicht! Wie leicht könnten Sie dabei meine Möbel beschädigen!«

Wieder stürzte von Gorny, sinnlos vor Wut, auf seinen Gegner zu. Zwei, drei Schläge trafen Nubers Schulter. Er wich geschickt dem nächsten aus und ging erneut zum Angriff über.

Von Gorny ächzte. Ein feiner Blutstreifen zog sich von seiner Stirn quer über das Gesicht.

»Lassen Sie mich!« lallte er.

»Aber Sie werden mich doch nicht in meiner Not verlassen?« höhnte Nuber. »Aufgepaßt!« rief er plötzlich laut. »Jetzt kommt die Abrechnung, von Gorny!«

Krachend traf seine Faust den Kiefer des Gegners. Blut spritzte. In dichter Reihenfolge hagelten jetzt die Schläge hernieder. Von Gorny gab jeden Verteidigungsversuch auf. Er taumelte. Stöhnend griff er, nach einem Halt suchend, ins Leere. Dröhnend schlug sein Körper am Boden auf.

»Aus!« sagte Nuber spöttisch und betrachtete sichtlich befriedigt die Jammergestalt des Besiegten.

*

Als von Gorny zu sich kam, saß Nuber, bereits frisch gewaschen, in einem neuen Anzug im Sessel und rauchte vergnügt eine Zigarette.

»Nun, wie geht's?« erkundigte er sich. »Sind Sie wieder verhandlungsfähig, Kollege?«

Ein kaum menschenähnliches Knurren war die Antwort.

»Sie hätten mich nicht daran erinnern sollen, daß ich einmal in Kanada war«, sagte Nuber und blies den Rauch weit von sich. »Ich komme nämlich sonst in Versuchung, mich so zu benehmen, wie ich es dort gewohnt war. Es ist lange her. Ich habe aber noch nicht alles vergessen, was ich damals gelernt habe ...« Einen Augenblick schwieg er sinnend, dann fuhr er fort: »Sie sind ein Erpresser, von Gorny! Sie sind auch ein Schuft! Aber wozu Ihnen das erzählen? Das wissen Sie ja selber ganz genau. Ich bin hinter so manchen ihrer Schliche gekommen. Einiges blieb mir auch unklar, aber ich werde es schon noch herausbringen. Sie sind gemein, niederträchtig und heimtückisch, aber dumm sind Sie eigentlich nicht. Wie konnten Sie nur so bodenlos töricht sein und Ihre Künste auch ausgerechnet an mir versuchen? Ich bin wirklich erstaunt.«

Nuber stand auf, löschte seine Zigarette aus und ging ein paarmal durchs Zimmer.

»So!« sagte er nach einer Weile. »Nun waschen Sie sich mal den roten Zimt vom Gesicht – ich habe Ihnen Wasser zurechtgemacht – und dann gehn Sie heim und legen Sie sich hübsch brav ins Bettchen. Morgen aber reisen Sie nach London ab! In das Land Ihrer Erfolge. Ich fürchte, Sie würden es bereuen, wenn Sie länger hier bleiben.«

Von Gorny erhob sich mühsam. Schwankend ging er zum Waschtisch und entfernte die blutigen Spuren des Kampfes. Dann schritt er zur Tür. Plötzlich drehte er sich um:

»Nuber«, sagte er langsam und eindringlich, »ich fahre morgen nicht nach London. Weder morgen, noch in den nächsten Tagen. Wohl aber werde ich morgen bei der Kriminalpolizei Ihretwegen Rücksprache nehmen. Möchte doch sehen, welchen Eindruck die Sache mit Kanada dort machen wird. Sie haben es so gewollt. Es tut mir leid um Sie.«

»Weinen Sie noch ein paar Krokodilstränen, von Gorny!« rief Nuber heiter. »Vielleicht bereue ich dann noch meine heutigen Greueltaten! Ich bin nämlich schrecklich rührselig. Ich war sogar einmal in der Kirche. Ein Verbrecher war vor mir dorthin geflohen. Der Pfarrer sprach gerade von Nächstenliebe. Was glauben Sie, ich brachte es nicht fertig, meinen Mann zu verhaften. Erst später, auf dem Hofe nahm ich ihn fest. Übrigens, von Gorny, ich habe Ihr Leben förmlich studiert. Ich kenne auch das Geheimnis Ihrer Stärke. Es glückt Ihnen alles, weil Sie noch nie im Gefängnis waren. Einmal vorbestraft, und Sie sind erledigt! Nebenbei bemerkt, für Erpressung wird man eingesperrt. Totsicher. Gute Nacht! Viel Spaß noch!«

»Ich werde Sie anzeigen!« rief von Gorny zornbebend. »Verlassen Sie sich darauf!«

»Ich bin davon überzeugt«, antwortete Nuber freundlich.


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