Theophil Zolling
Die Million
Theophil Zolling

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XXVII.

Am anderen Morgen erfuhr Hans zunächst nicht, daß seine Frau nicht nach Hause gekommen war. Als ihn die Dampfpfeife weckte, kleidete er sich in seinem Junggesellenstübchen, das er seit ihrer Krankheit bewohnte, rasch an und war noch beim Einzuge der Arbeiter anwesend. Aber als er um acht Uhr zum Frühstück hinüber wollte, hörte er ein schweres Knarren im Hof, und da stieg auch schon der Schwiegerpapa aus seiner Droschke und warf einen forschenden Blick auf ihn.

»Was gibt es so früh, Papa?«

Der Alte machte wieder sein naiv erstaunendes Gesicht. Also hatte Hans seine Frau noch gar nicht vermißt! ... »Weibergeschichten,« antwortete er, »dumme Weibergeschichten! Wicky hat bei uns übernachtet.«

Das war nicht das erstemal, denn wenn sie spät aus einer Gesellschaft kam, verzichtete sie oft auf die weite Fahrt, um in der näheren Hohenzollernstraße abzusteigen. Das war noch viel begreiflicher gestern in dem Unwetter. Aber Hellers ernstes Gesicht machte ihn doch besorgt, weil er irgend einen dummen Streich befürchtete. Der Kommerzienrat teilte ihm mit, daß Lothar und Wicky in letzter Nacht mit ihren Freunden vom Zirkus von einer Falschspielerbande ausgebeutet und von der Polizei überrascht worden seien.

»Wicky war halbtot vor Schreck, und der Kousin führte sie gleich zu uns, weil sie Dich nicht ängstigen wollten,« erzählte der Alte weiter mit ziemlich unsicherer Stimme, die sich doch den Anschein der Seelenruhe geben wollte. »Für beide wird die Sache peinlich werden. Sie müssen als Zeugen vor den Richter.«

»Ich gönne ihr die derbe Lektion,« unterbrach ihn Hans zornig.

»Nachsicht und Vergebung, lieber Sohn,« mahnte der Alte. »Sie hat die Exaltation ihrer Mutter und ist obendrein krank, das ist schon Strafe genug. Übrigens ist es mit der Zeugenschaft nicht so schlimm. Sie wird in der Voruntersuchung erklären, daß sie das Gedächtnis über jene Nacht vollständig verloren hat. So entfällt ihre Aussage als belanglos, und der Richter wird von ihrer Vernehmung absehen.«

»Wenn nicht ein Verteidiger der Falschspieler darauf besteht, daß ihr Zeugnis auch gehört werde,« warf Hans ein.

»Dann wird sie vor dem Termin krank und höchstens protokollarisch vernommen,« meinte der immer optimistische Heller.

»Die Schande bleibt,« war die Antwort, »denn ihr Name wird genannt werden.«

»Ich werde mit dem Vorsitzenden reden, und er soll auch den Zeitungsberichterstattern Diskretion empfehlen. Leider hat für Lothar die Sache die traurigsten Folgen. Er wird auf die Festung geschickt und muß jedenfalls quittieren.«

Eine Viertelstunde später humpelte die Droschke mit den beiden Herren wieder in die Stadt zurück, doch war der Arzt gerade bei Wicky, und Hans konnte nicht zu seiner Frau.

»Nicht einmal den Herrn Leutnant will sie sehen,« versicherte Frau Viktoria, die sich mit ausgebreiteten Armen vor der Kammerthür aufpflanzte. »Krämpfe bekommt das arme Kind, wenn von ihm die Rede ist, er erinnert sie an die ensetzliche Szene, und daß nur er an ihrem Unglücke schuld sei.«

»Umso besser,« sagte Hans, und ein Blick Hellers stimmte ihm zu. Dabei erfuhr er, daß Lothar die Nacht bei seinem Onkel zugebracht habe und daß beide schon in der Frühe vorgefahren waren, um sich nach Wicky zu erkundigen, obgleich die Frau Generalkonsul schwer erkrankt sei. Und Frau Viktoria war über diese Aufmerksamkeit ebenso gerührt als geschmeichelt, denn mitten in ihrem Schmerze war sie eben die eitle, schwache Mutter geblieben.

»Der arme Kousin wollte zu Ihnen nach Charlottenburg hinaus,« fuhr sie fort, und ihr vor Eifer glühendes Gesicht schien einen Schimmer auf ihre weiße Spitzenhaube zu werfen. »Er wagt es gar nicht, seine Frau zu sehen, denn er fürchtet weniger die Vorwürfe, als schädliche Folgen für ihre seit der Niederkunft noch immer schwankende Gesundheit. Er wollte darum Sie bitten, die Ärmste mit Schonung vorzubereiten, und nun haben sich Ihre Wagen gewiß gekreuzt.«

»Ich übernehme das Amt,« sagte Hans mit raschem Entschlusse und empfahl seine Frau der Obhut ihrer Eltern, um nach der Stülerstraße zu eilen, doch da kam gerade der Arzt von Wicky's Krankenbette. Es war ein würdiger alter Herr, und die grämlichen Falten auf seinem glattrasierten Gesichte verkündeten wenig Erfreuliches.

»Ruhe, Schonung, Vermeidung jeder Aufregung und jedes Geräusches, sonst ist das Schwerste zu befürchten. Ich wünsche, daß Patientin hier im Haus ihrer Eltern bleibe, wo sie meiner ärztlichen Behandlung weniger entrückt ist. Eine zweite barmherzige Schwester wird mit den nötigen Medikamenten kommen. Niemand ist vorzulassen, auch nicht die nächsten Verwandten. Hoffentlich überwinden wir die Krise.« Und den Gatten am Arme fassend, ließ er sich von ihm bis zu seinem unten harrenden Wagen das Geleite geben. »Wissen Sie nicht, daß Ihre Frau morphiumsüchtig ist?«

»Wie? Ich habe nicht das Geringste bemerkt.«

»Die bekannte Verschlagenheit und Schlauheit der Morphiomanen,« fuhr der Arzt fort. »Sie hat ihre Nerven modern gemacht, das heißt durch die Aufregungen des gesellschaftlichen Lebens abgespannt und ruiniert, und als sie es nicht mehr aushielt, mag irgend eine gute Freundin ihr den Gebrauch der Injektion empfohlen haben. Wenn wir es ihr nicht abgewöhnen, muß sie in eine Nervenheilanstalt.«

Damit stieg er in sein Kupee und ließ den niedergeschmetterten Ehemann allein zurück. Und in dieser Stimmung sollte er zu Adelheid und selbst trostlos ihr Trost spenden? ... Zögernd bog er um die Straßenecke, ging dem Tiergartensaum entlang und stand, er wußte selbst nicht wie, plötzlich vor ihrem Hause, das er zum ersten- und einzigenmale bei der Taufe ihres Kindes betreten, so scheu war er stets jeder Erinnerung an seinen Jugendtraum ausgewichen. Und wie freundlich und friedlich lag es da im Schatten des Tiergartens, die Fenster blank und mit weißen Spitzenvorhängen, ein schmuckes Heim des Friedens und Glückes! Und doch waren die bösen Geister eingezogen, um der Guten, Einzigen die Ruhe zu nehmen, und er selbst, der Friedlose, kam jetzt als Verkünder des Unglücks. Nein, auch zum Trost und milden Verschleiern des Unabänderlichen.

Die Thür sprang auf, und mit schleppendem Schritt und klopfendem Herzen betrat er den mit goldschimmerndem Mosaik geschmückten Flur. Und da kam es schon von oben wie mit Engelstimmen, voll und rein wie Glockenton, und dazwischen kicherte ein hohes, feines Stimmchen, lallend, halb singend, wie nach Worten suchend oder in einer himmlischen Sprache, die wir armen Sünder nicht mehr verstehen. Und das Kind lachte und die Mutter lachte, und es klang wie ein Wettgesang der Unschuld und des lieblichsten Glückes ... Er aber, der Unheilsbote, blieb unwillkürlich stehen und drückte sich scheu gleich einem Verbrecher hinter die Falten einer türkischen Portiere, die das bunte Treppenfenster umrahmte. Seinen Schritt hatte der Kokosläufer verschlungen, niemand hatte sein Kommen bemerkt, und nun beobachtete er mit zagendem Herzen die wundervolle Gruppe von Mutter und Kind, sie schlank und zart, hochaufgerichtet im hellblauseidenen Morgenrock, und das blasse, feine Gesicht umrahmt vom blonden Haar und weißen Häubchen, und in ihrem Arm in weiße Tücher und Spitzen gehüllt ein rundes, rotes Ding, zappelnd und, lustig, voller Grübchen in Kinn und Wangen – ein Bild des Mutterglückes und vollen weiblichen Segens. Und er erinnerte sich, sie schon vor Jahren so gesehen zu haben, damals auf dem Obstkahn, das fremde Kind im Arm, jungfräulich vorahnend, lieblich und liebevoll. Er dachte aber auch an jene andere in seinem Leben, die Unfruchtbare, Unselige, die dieses höchste Glück von sich wies und ihr Glück und seines zerstörte ...

Das Nahen einer dicken, kurzgeschürzten Amme mit bunten Bändern am weißen Kopfputze zerstörte das Bild. Sie nahm vom Arme der Mutter das Kind, das nun kräftig zu schreien und weinen begann, und wiegte es und sang und lachte. Und die besorgte Mutter eilte hinter den beiden her, und alle drei verschwanden in einem Nebenzimmer. Jetzt erst trat Hans aus seinem Versteck hervor und erstieg noch die wenigen Stufen. Ein blumengeschmückter Vorraum empfing ihn, und durch die wieder aufgehende Thüre fiel jetzt ein heller Lichtstreif auf ihn und ihre zurückkehrende Gestalt.

»Hans!« rief sie aus, und in diesem Herzensschrei lag mehr als nur Überraschung. Sie schien es auch gleich zu bereuen, denn obwohl sie dem Freunde die entgegengestreckte Hand nicht entzog, so öffnete sie doch hastig eine Thür und sagte förmlich: »Bitte einzutreten.«

Er kam in einen weiten und doch behaglichen Raum mit Renaissancemöbeln, orientalischen Teppichen und bunten Glasmalereien an den Fenstern, welche die Eisblumen und den grauen Winternebel verdeckten. Am Boden lag Kinderspielzeug, eine Puppe und ein Wagen, die sie im Vorübergehen bei Seite schob.

»Um Entschuldigung,« sagte sie freundlich, »daß ich Sie in den Salon führe, der heut auch ein wenig Kinderstube ist, aber wir haben Reinemachen, groß Reinemachen ...«

»Und da läßt sich die gute Hausfrau nicht gerne stören?«

»Von Ihnen immer,« erwiderte sie und zog ihn neben sich aufs Sopha nieder, aber plötzlich huschte ein Schatten über ihr liebes Gesicht. »Ist es nicht traurig, daß ich mich nicht so ganz unseres Wiedersehens freuen kann? ... Sie haben mich gemieden, Sie mußten es, auch meiner Ruhe wegen, und ich danke Ihnen dafür ... Aber nun sage ich mir, es muß etwas Wichtiges sein, was Sie herführt, vielleicht etwas Trauriges, Schweres. Hans, ich beschwöre Sie, was ist es?« Er sah verlegen vor sich hin, wie sie so leidenschaftlich in ihn drang, und schwieg. »Ihre ernste Miene spricht von etwas Ernstem. Man hat Sie hergeschickt, mich vorzubereiten, weil man weiß, daß nur Sie allein ...« Sie erkannte an seinem niedergeschlagenen Blick, daß sie richtig geraten, und fuhr gefaßt in ruhigerem Tone fort: »Hans, Sie können mir alles sagen, denn Sie finden nicht die glückverwöhnte Frau, die Sie vielleicht erwarteten. Gewiß, ich habe ein Glück, ein großes, unendliches, das größte und reinste, das ein Weib haben kann. Ich bin Mutter. Und mein Kind ist schön, gut, lieb, mein Herzblut gäbe ich dafür. Ich habe es schwer erkauft, aber wenn ich mein Kind in Armen halte, vergesse ich meine Leiden, mein Frauenlos, und ich danke Gott, daß er mir soviel genommen und das alles gelassen hat.«

Eine Thräne blinkte in ihrem Auge und rollte über die bleiche Wange, die sie nicht Lügen strafte. Ja, wieviel Schmerz und Wonne hatte sie empfunden! Um dies kleine, hilflose Wesen wäre sie fast gestorben, und noch heut hatte sie nicht wieder ihre volle Gesundheit erlangt. Aber was lag ihr daran, wenn nur auf das holde Kind all ihre Lebenskraft übergegangen war! Freilich, Lothar durfte von solchen Wünschen nichts hören, denn ihm lag mehr an der Mutter als an dem Kind. Er hätte überhaupt einen Knaben vorgezogen, einen strammen Gardisten und geborenen Leutnant, mit dem man schon in einigen Jahren ausreiten konnte. Das neue Gefühl, Vater zu sein, war ihm so fremd! Kaum als Spielzeug war dieses zimperliche Ding zu gebrauchen, das die Mutter wie ihren Augapfel hütete und sogar selber nährte. Und sie verschmerzte alles in dieser süßen Nähe. Sie wurde wieder jung und frisch, ein Kind mit dem Kinde. Wie gerne ließ sie sich von den dicken Rosahändchen ins Gesicht patschen, von den runden Ärmchen umfangen, in deren Adern man das Blut fließen sah, von diesen frischen Erdbeerlippen mit ihrem würzigen Hauch umfächeln! Dann die ersten unbeholfenen Gehversuche, das fatale Sprechen, erst ein Stammeln und Lallen ... Um Gotteswillen, wenn sie stumm wäre! Aber nein, da sagte sie schon Pa-pa – Papa zu jedem Mann – und Ma-ma zu jeder Frau, und nach einem komischen Gestolper über jede neue Silbe ging es immer besser, und wenn der Papa und die Amme nichts davon verstanden, die Mutter erriet alles. Und mit welcher Seligkeit saß sie an ihrer Wiege und behütete den engen Traum der Kindheit! Keinen Mietling duldete sie nachts um sie, und sie verbannte sich mit in das Kinderzimmer, sobald Lothar die Kleine nicht in ihrem Schlafraume litt. Erst protestierte er gegen diese Selbstverbannung, bald jedoch hatte er sich daran gewöhnt und fand sich sehr gut dabei. So merkte sie es wenigstens nicht, wenn er etwas spät nach Hause kam. Oft sehr spät und bald immer später! Und sie seufzte schwer.

»Ich bin auf alles gefaßt und mutig,« sagte sie, aus ihren Gedanken erwachend. »Nun, was ist mit Lothar?« Sie hatte gleich den wunden Punkt berührt, denn sie wußte ja, daß alles Unglück ihr nur von ihm kam.

»So schlimm ist es nicht,« sagte er mit zusammengeschnürter Kehle. »Eine Unbesonnenheit ... in heiterer Gesellschaft ... und da widersetzte er sich der Polizei ...«

»Er ist festgenommen? Ich will zu ihm!« rief sie und sprang von ihrem Sitz in die Höhe.

»Sie haben ihn sofort freigelassen,« antwortete er, »er ist Offizier.«

»Er kommt natürlich vor Gericht?«

»Militärgericht ...«

»Sie werden ihn auf die Festung schicken ... Er muß quittieren, ganz gewiß, seine Laufbahn bei der Armee ist vernichtet.« Sie barg ihr Gesicht in den Händen und stand nun leise schluchzend am Fenster. Eine Weile vernahm man nichts, als das Ticken der Uhr, einen vorüberrollenden Wagen, das heitere Kindeslallen aus dem Nebenzimmer. »Und welche Gesellschaft war es?« fragte sie in gramvollem Selbstbescheiden. »Wohl nicht die beste?«

»Nein,« sagte er, denn jede Lüge ward ihm vor ihr zur Unmöglichkeit.

»Keine Kameraden?«

»Nein.«

»Damen? Miß Leona?« Er nickte. »Dacht' ich's doch!«

»O auch andere Zirkuskünstler. Man feierte den Geburtstag eines Clowns. Das Unwetter zwang zur Annahme der Einladung. Es wurde gespielt, die Polizei überraschte sie ...«

»Falschspieler!« schrie sie auf.

»Falschspieler und meine Frau!«

Ihre Thränen stockten. Rasch eilte sie auf ihn zu und drückte ihm beide Hände: »Also Leidensgefährten! Aber so mußte es ja kommen!«

Und vor ihren Blicken tauchten die bunten Bilder ihres Lebens auf, der grausam zerstörte Jugendtraum, ihre Konvenienzehe, seine kaufmännische Heirat von Geschäftswegen. O auch sie war ja den Interessen geopfert worden! Ihr Schwiegerpapa brauchte ihres Vaters adelige Unterschrift, der Papa konnte die Villa verkaufen, der Verwaltungsrat, ihre gemeinsamen Geschäfte ... so griff alles hübsch in einander, und sie durchschaute den ganzen Zusammenhang.

»Nein, darauf konnte kein Segen sein!« sprach sie dumpf vor sich hin.

Da ertönte aus dem Nebenzimmer abermals das holde Kinderstimmchen, daß es ihnen beiden wie eine göttliche Verheißung klang. Nein, das war voller himmlischer Segen, keine Sünde lastete darauf, das war die Entsündigung, die Vergebung. Und sie verstanden sich im Schweigen, und obwohl sie wußten, daß ihr verlorenes Glück nicht wiederkam, so dämmerte es doch sonnig in ihnen wie Hoffnung nach allem Leid.

»Ich bin fest, Hans,« sagte sie und erhob sich. »Ruhig sehe ich allem Kommenden entgegen, mag es Schmerz und Tod bringen. Ich danke Ihnen für Ihre Freundschaft.«

Sie hatte kaum gesprochen, als die Thür aufging und bleich und übernächtig Lothar hereintrat.

»Verzeihung, wenn ich störe.« sagte er ironisch, warf seine blaue Mütze auf einen Stuhl und schnallte den Säbel ab. »Nun, Adelheid, ich sehe an Deinem ernsten Gesicht, daß Du schon alles weißt. Also hat Dich Hans vorbereitet. Dank Dir, edler Tröster!« Und damit schüttelte er ihm die Hand und wollte Adelheid's Stirne küssen, doch sie trat einen Schritt zurück. »Ach so!« rief er lächelnd. »Nu ja, aber bloß keine Vorwürfe, Kinder. Die mach' ich mir schon allein und mindestens ebenso gut, als Ihr und mein Papa. Donnerwetter, war das ein Zusammenbruch! Geradezu zerschmetternd. Aber ich verzweifle noch nicht. Papa wird wieder gut werden, und wenn ich nicht mehr Offizier sein kann, so werde ich Kaufmann. Dann nimmt mich die Firma Johannes Lenz & Komp. auf.«

Er warf sich lang auf den Divan. Adelheid blickte Hans an, als erwartete sie von ihm die Antwort, und so hielt er damit nicht zurück, wie schmerzlich es ihm auch war.

»Nein, Lothar, die Firma hat keinen Platz für Dich. Du denkst, der Kaufmannsstand sei gut genug, um die Ausgestoßenen des Offizierkorps aufzunehmen. Das ist ein Irrtum. Wir sehen ebenso sehr auf Kenntnisse und Fleiß, als auf Ehrenhaftigkeit. Das mangelt Dir alles. Solange ich der Firma Johannes Lenz & Komp. angehöre, wirst Du in dieselbe nicht eintreten.«

Er küßte Adelheid wie zur Verzeihung die Hand, nickte dem einschlummernden Kousin einen Gruß zu und ging.

Adelheid eilte zu ihrem Kinde.


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