Joseph Christian von Zedlitz
Gedichte
Joseph Christian von Zedlitz

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An die Böotier.

            Wenn Ihr Gemälde beschautet, Böotier, dünkte Euch jemals,
    Daß im Apoll, im Mars, selbst sich der Maler gemalt?
Wohl, so sagt mir, wie kommt es, daß Ihr vom Gedichte den Dichter
    Nimmer zu sondern vermögt, immer Beziehung und Zweck
Sucht, wo der Genius sich aufschwingt in phantastischer Willkür,
    Wie ihn die Muse beherrscht, wie der Moment ihn ergreift?
Soll ein Gebilde der Kunst sich zum heiteren Leben gestalten,
    Muß der entfesselte Geist frei sich bewegen und kühn.
Darum beschaut und betrachtet, und les't nicht befangen, ich bitt' Euch,
    Wenn sich zum freieren Spiel regt die entbundene Kraft.
Könnt Ihr denn nimmer begreifen, Böotier, daß nur der Kuckuk
    Einzig sich selber besingt, immer sich selber nur meint.
Glaubt Ihr, in Stunden der Weihe, wo weit der Erd' er entrückt ist,
    Näher der Himmel ihm scheint, denke der Dichter, besorgt,
Bloß an das eitle Geschwätz von albernen Muhmen und Basen,
    Die mit der Zunge Gewalt schnellen den giftigen Pfeil?
Hat Euch der Himmel den Geist so beengt und den Busen geschaffen,
    Daß Ihr den höheren Sinn nicht zu ergründen vermögt,
Nicht die Accorde des Lebens begreift: o, Ihr Guten, so laßt doch
    Ungestört die Poesie, treibt Euch in Prosa umher! –

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