Greif' ich in die Saiten wieder,
Die ich lang nicht schlug,
Und doch in dem Kampf der Lieder
Einst so freudig trug?
Als wir zwei vorangezogen
Jugendlicher Schaar,
Mit des Gottes goldnen Bogen,
Daphne's Laub im Haar!
Lange in der Heimath Auen
Ruhte der Gesang:
Wir belebten ihre Gauen
Mit erneutem Klang.
Und die Welt war uns erschlossen,
Wie ein ros'ger Traum,
Rings von Hoffnungslicht umflossen,
Ein geweihter Raum!
Und die frischen Lebenszweige
Senkten wir hinein,
Daß empor bald grün' und steige
Der belaubte Hain!
Wie es schäumte, wie's auch glühte
In der Brust, es blieb
Im begeisterten Gemüthe
Kein gemeiner Trieb!
Alles was in jungen Herzen
Kocht und pocht und tobt,
Edler Wahn und würd'ge Schmerzen,
Hatten wir erprobt.
Und es war kein eitles Streben,
Kein ohnmächt'ger Drang;
Kraft hatt' uns ein Gott gegeben,
Unsern Liedern Klang.
Doch die Träume hascht vergebens
Wer sie binden will,
Und die Hoffnungen des Lebens
Halten Keinem still!
Und der bunte Schein der Tage,
Licht, Duft, Klang erblaßt,
Und die Hoffnung selbst ist Plage,
Und die Träume Last.
Doch schwand auch der Blüthen Fülle,
Eine Ranke, grün,
Sehn wir durch die dichte Hülle
Selbst des Schnee's erglühn.
Wintergrün hängt an den Klippen,
Senkt in das Gestein,
In die harten Felsenrippen
Seine Wurzeln ein;
Hoch auf Warten, tief in Grüfte
Spinnt sein Netz es dicht,
Nährt sich von dem Hauch der Lüfte,
Braucht die Erde nicht.
So grünt in dem Sturm des Lebens
Uns die Poesie;
Sprich, wer lebte wohl vergebens,
Und erwarb doch sie! – |