Joseph Christian von Zedlitz
Gedichte
Joseph Christian von Zedlitz

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Der sterbende Krieger.

          »Wir sind am Ziel, hier setzt die Bahre hin,
In diesem Wäldchen ward ich todeswund,
Hier sah mein Aug' die stolzen Feinde fliehn,
Hier will ich sterben, hier auf diesem Grund.«

»Als wir hier fochten die Verzweiflungsschlacht,
Da waren diese Erlen unbelaubt;
Nun ist hier grüne, duft'ge Maiennacht,
Und wie ein Dom wölbt sich's ob meinem Haupt.«

»Als wir hier fochten die Verzweiflungsschlacht,
Da war der Feind ein furchtbar zahllos Heer;
Nun ist gebrochen seine stolze Macht,
Und seine Leichen liegen dicht umher.«

»Als wir hier fochten die Verzweiflungsschlacht,
War zwischen Knechtschaft nur die Wahl und Tod;
Nun ist der Freiheit Feiertag erwacht,
Und blutig glüht, doch schön, sein Morgenroth.«

»Und Ihr, geliebte Kinder um mich her,
Vernehmt nun Eures Vaters Testament:
Der Athem stockt, die Zunge wird mir schwer,
Eis sind die Glieder, bis auf's Herz – das brennt!«

»Ihr, meine Söhne, sollt die Erben seyn
Von diesem Blut, geflossen für mein Land;
Ich einer sterb', Ihr zween füllt die Reihn,
Und stehn sollt Ihr, wie Euer Vater stand.«

»Und fallen, so wie Euer Vater fiel,
Und fechten, bis Ihr wund seyd Glied bei Glied;
Nicht sollt Ihr weichen von dem hehren Ziel,
Bis Eurer Heimath Schicksal sich entschied.«

»Ihr, meine Töchter, in der Schönheit Glanz,
Ich laß Euch arm zurück, wie reich ich war;
Selbst Eurer Mutter Perl- und Demantkranz,
Liegt längst schon auf des Vaterlands Altar.«

»Doch wenn Ihr geht im schlichten Brautgewand,
Die Myrthenkron' nur Eure Locken schmückt,
So wird Euch grüßen ein befreites Land;
Das keine blut'gen Sclavenfessel drückt.«

»Dann geben seine Mädchen, arm wie Ihr,
Und seine Männer fröhlich Euch Geleit;
Denn Blut und Armuth, wißt, ist unsre Zier,
Und unsres Kampfes Ruhm und Heiligkeit.«

»Noch lebt der alte Gott« – die Stimme bebt,
Es starb der Held! – da weht's wie Blumenduft,
Es rauscht der Wald und durch die Erlen schwebt –
Ein weißer Adler in die höchste Luft.


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