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Kennst Du die Sage wohl von jener Schlange,
Der sichrer Tod im Blick des Auges liegt!
Der Vogel, der sie ansieht, wirr und bange,
Fällt starr vom Zweig, auf dem er sich gewiegt.
Das Häschen, das geduckt im Grase lauschet,
Von ihrem Anschaun wundersam umstrickt,
Wird willenlos und zauberhaft berauschet,
Und stirbt, sobald ihr Aug' es angeblickt.
Sie aber glänzt in bunten Farbenringen,
Und achtet nicht der Beute, die sie hält,
Die Macht nur ist's, der Sieg und das Gelingen,
Es ist das grause Spiel, das ihr gefällt. –
So bist auch Du! Dein Bild ist's, das ich male,
Der dunkeln Sterne unglücksel'ge Pracht;
Mit ihrem Glanz, mit ihrem Zauberstrahle,
Mit ihrem Reiz, mit ihrer Todesmacht! –
Doch nein! verzeih' – wie glichst Du diesem Bilde!
Wie tödtlich auch das dunkle Auge blickt,
Ist nicht sein Licht tiefsinnig, hold und milde?
Ist's seine Schuld, daß es mit Tod umstrickt? –
Spricht es nicht mitleidsvoll: geht, bleibet ferne,
Ihr dauert mich und Euer Mißgeschick;
Ihr kennt sie nicht, die unheilvollen Sterne,
Sie tödten, wenn Ihr naht, drum weicht zurück! –
Und wenn ein tief verhängnißvoll Gelüsten
Sie dennoch treibt, wie wär' es Deine Schuld?
Du machtest gern der Armen Leben fristen,
Denn Du bist sanft und süß, und voller Huld!
Laß sie gewähren! Selig, wem zu sterben
Im Himmel Deines Blicks ein Gott beschert! –
Den süßen Tod, wer möcht' ihn nicht erwerben;
Doch wer ist wohl ihn zu erwerben werth? |