Du liebäugelst mit dem Tage,
Doch wenn einst die Nacht wird kommen
Und der Stern ist angeglommen,
Der die Zier des Himmels macht;
Wenn ein wundersames Rauschen
Lind in Deine Seele flüstert,
Und Dein Auge sich umdüstert,
Und Dein Blick in Thränen lacht;
Und wenn zaubervolle Stimmen
Bang zugleich und lockend klingen,
Unberührt die Schleifen springen
An des jungen Busens Pracht;
Und die Sinne ruhn, die Seele
Sich umkränzt mit Glorienscheine,
Dann erkennst Du, liebe Kleine,
Gluth, vom Himmel angefacht!
Und ein Strahl fällt in die Tiefen,
Die Begierden werden schweigen,
Und ein Bild vom Himmel steigen,
Wie's Dein Ahnen kaum gedacht.
Dann wird Dir des lauten Tages
Buhlerischer Schein mißfallen,
Dann in Wälder wirst Du wallen,
Blau vom Aether überdacht.
Dann wird jedes Band sich lösen,
Das jetzt Dein Gefühl umdunkelt,
Jener Stern, der droben funkelt;
Dein Geschick ist dann vollbracht!
O, dann wirst Du es erkennen,
Was noch schläft in Deiner Seele;
Fruchtlos ich Dir hier erzähle
Das Geheimniß hehrer Nacht!
Und wenn dann mit allen Ranken
Du Dich klammerst an den Trauten,
Den die innern Augen schauten:
Schirme Dich der Liebe Macht!
Und er denke Dich nicht schlimmer,
Weil in ungeahnten Schlingen
Jugend Dich und Arglist fingen,
Und kein Engel Dich bewacht! – |