Joseph Christian von Zedlitz
Gedichte
Joseph Christian von Zedlitz

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Gute Nacht.

            »Mein Töchterchen, die Spindel ist noch leer,
Ich glaube gar, Du schläfst? still steht Dein Rädchen!«
»»Großmutter, ach! das Herz ist mir so schwer,
Ich bin doch recht ein arm verlassen Mädchen!««

»Denk' an Dein Garn und laß das Grämen seyn!« –
»»Großmutter, ach! wozu denn feine Hemde?
Mein Hochzeitbett wird doch der Kirchhof seyn!
Warum zog doch mein Liebster in die Fremde? –««

»Er ist, wie alle die Gesellen sind:
Die Unruh' treibt sie fort, läßt sie nicht weilen;
Sie kommen an und gehen mit dem Wind,
Und mit dem Wind muß man ihr Lieben theilen! –«

»»Gewiß, wollt' er von mir, so war's nicht recht,
Daß er mich erst wie seine Braut geküsset!
Warum ist er so lieb und doch so schlecht?
Ach, daß so schwer mein armes Herz nun büßet! –««

»Mein Töchterchen, das Licht ist ausgebrannt,
'S ist Zeit, daß wir uns nun zu Bette legen!
Denk' nicht an ihn, vergiß den Liebestand,
Schlag still ein Kreuz und sprich den Abendsegen!«

»»Lieb' Mütterchen, nun tausend gute Nacht! –
Sonst, wenn sie schlief, ist heimlich er gekommen!
Ach guter Gott, wer hätte das gedacht!
Nun ist's zu spät; was kann mein Weinen frommen? –««


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