Joseph Christian von Zedlitz
Gedichte
Joseph Christian von Zedlitz

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Bewußtlose Neigung.

          Mädchen, nenne den Zauber,
Der mich gefangen hält,
Sage, was hast Du denn eigen,
Das mir so sehr gefällt?

Sind es die schelmischen Augen,
Die so zum Herzen mir gehn;
Dunkle, bewegliche Sterne –
Hab' doch schon schön're gesehn!

Sind es die schwellenden Lippen,
Würzig vom Athem versüßt,
Blühende, glühende Knospen!
Hab' doch schon schön're geküßt! –

Ist es des klopfenden Busens
Wogender, wallender Schnee,
Den ich mit gleichem Verlangen
Wieder und wieder seh'?

Sind's diese Hügel der Wonne,
Die so bestürmen das Blut?
Hab' doch wohl früher auch, traulich
Kosend, an manchen geruht!

Mädchen, so nenne den Zauber,
Der mich gefangen hält;
Sage, was hast Du denn eigen,
Das mir so sehr gefällt? –

Ach! 's ist die kindliche Seele,
Die noch gedankenlos träumt,
Während in jeglicher Ader
Leben und Jugend Dir schäumt!

Die nichts besorget, nichts ahnet,
Eines nur weiß: daß sie liebt;
Immer Nichts meinet zu geben,
Während sie Alles giebt! –


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