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Das Mädchen und der Rosenbaum

Es wächst ein breiter Rosenbaum.
Der blüht hinein in meinen Traum
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr.

Der Rosenbaum strahlt Duft und Licht.
Die Rosen hängen mir ins Gesicht
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr.

Doch wenn ich die Rosen mir brechen will,
sie wehren sich sehr, sie halten nicht still
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr.

Es wächst ein großmächtiger Rosenbaum,
der quält mich mit Dornen in jedem Traum
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr.

O Mutter mein, sag, was ich tuen soll.
Meine Hände sind blutiger Striemen voll
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr.

Was soll ich denn sagen, du töricht Kind?
Laß doch die Rosen, wo sie sind
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr.

Je mehr der Rosen ich mich entschlag,
je höher wächst der Rosenhag,
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr.

Erst griff er mir nur die Hände an,
o Mutter, jetzt kommt gar das Herz daran,
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr.

Wer weiß, es wird nicht mehr lange sein,
dann schließen die Dornen allseits mich ein,
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr.

Ach, Tochter, mit deinem Rosenbaum!
Der ist nicht lebendig, der ist nur ein Traum
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr.

So, wenn er nur Traum und nur Träumen wär,
wo kämen dann, Mutter, die Wunden her
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr?

Der Rosenbaum lebt. Ich kenne ihn gut,
er nährt seine Rosen mit meinem Blut,
jede Nacht mehr,
jede Nacht mehr.


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